Das englische Wetter ist günstig geblieben und hat den frühen Auslauf der Kühe im Frühjahr unterstützt.
Jakob Cotton
Bereits im Frühjahr dieses Jahres habe die Milchmenge in Grossbritannien Rekordhöhen erreicht. Das Wetter sei günstig (wenn auch trocken) geblieben und habe den frühen Auslauf der Kühe im Frühjahr unterstützt. Im bisherigen Verlauf des Milchwirtschaftsjahres waren die Mengen robust, wobei laut die britische Absatzförderorganisation AHDB im April und Mai ein Anstieg von 6 Prozent bzw. 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen war. Das Wachstum in der ersten Jahreshälfte 2025/26 werde das Wachstum in der zweiten Hälfte des Milchwirtschaftsjahres übertreffen.
Knappen Lagerbestände
Die Rohstoffpreise haben demnach etwas nachgegeben, aber Butter und Sahne bleiben angesichts der knappen Lagerbestände auf dem europäischen Kontinent und der guten Nachfrage auf hohem Niveau. Die Milchanlieferungen auf dem Kontinent seien durch Ausbrüche der Blauzungenkrankheit und einer nicht förderlichen Umweltpolitik begrenzt.
Die knappen Fettvorräte und die gute Nachfrage dürften den Markt in den kommenden Monaten wahrscheinlich stützen. Allerdings könnten die Preise in Reaktion auf die Rekordproduktion wahrscheinlich etwas nachgeben. Gegen Ende des Jahres wird die Produktion laut AHDB im Vergleich zu den Rekordwerten zu Beginn des Jahres wahrscheinlich gedämpfter ausfallen.
Rückläufige Grösse der Milchviehherde
Die Senkung der wichtigsten Inputkosten dürfte das Vertrauen der Landwirte stärken und sie bei der Ausweitung der Produktion unterstützen. So sind die Futtermittelkosten beispielsweise derzeit niedriger als vor einem Jahr. Doch trotz der positiven Faktoren gebe es immer wieder Unwägbarkeiten. Dazu zählten die rekordhohen Milchmengen, die die Verarbeitungskapazitäten unter Druck setzen könnten. Dies werde für die Verarbeiter ein Faktor sein, der die Milchpreise senkt.
Ein weiterer negativer Faktor sei die rückläufige Grösse der Milchviehherde: Die Grösse des britischen Milchviehbestands war im April 2025 um 0,9 Prozent niedriger als im Vorjahr. Ausserdem sei die Verfügbarkeit von Färsen begrenzt und teuer, was sich möglicherweise auf die künftige Herdengrösse auswirke. Das Seuchenrisiko der Blauzungenkrankheit sowie die Verbreitung der Tuberkulose dürften die Beschaffung von Rindern aus anderen Ländern erschweren. Ebenso sollten anhaltende Umwelt- und Nachhaltigkeitsvorschriften und Anforderungen an die Lieferkette die Anforderungen an langfristige Investitionen erhöhen.
Widerstandsfähiger werden
Die wirtschaftliche Lage der britischen Milchwirtschaft ist AHDB zufolge insgesamt nach wie vor günstig für eine höhere Milcherzeugung, aber es gibt grundsätzliche Probleme, die bei einem Preisverfall wahrscheinlich wieder auftauchen werden. Sollten beispielsweise die Futtermittelkosten aufgrund von Krieg und Unruhen steigen oder die Preise aufgrund von Nachfrageschäden infolge des weltweiten wirtschaftlichen Gegenwinds fallen, könnte sich das Bild schnell ändern. Angesichts der Rekordmilchmengen werde die Fähigkeit der Branche, sich an externe Herausforderungen anzupassen und widerstandsfähiger zu werden, für den weiteren Verlauf des Jahres entscheidend sein.