Trump jedenfalls hat den Handelspakt mit Grossbritannien als Erfolg seiner Zollpolitik angepriesen. «Es ist ein sehr grosser Deal», sagte er auf einer Pressekonferenz im Weissen Haus. Auch mit der EU wolle er eine Vereinbarung treffen, sagte Trump – ungeachtet der Drohkulisse aus der Brüssel, das sich Gegenzölle auf US-Exporte im Wert von umgerechnet 92.2 Milliarden Franken vorbehält.
«Fantastischer, historischer Tag»
Für die USA ist der Deal mit den Briten die erste Vereinbarung mit einem wichtigen Handelspartner seit Trumps weitreichender Verhängung von Zöllen Anfang April. Der US-Präsident deutete an, dass noch viele weitere Vereinbarungen folgen könnten.
Grossbritanniens Premier Keir Starmer dürfte sich in seinem Kurs, eine Konfrontation mit den USA zu meiden, bestätigt fühlen. «Das ist ein wirklich fantastischer, historischer Tag», sagte Starmer per Telefon während der Pressekonferenz. Trump hatte die Vereinbarung als «voll und umfänglich» bezeichnet. Aus britischen Regierungskreisen war aber zu hören, es handle sich nicht um ein herkömmliches Freihandelsabkommen. Der Deal betreffe eher spezifische Bereiche und stelle einen Rahmen für weitere Verhandlungen dar.
Marktzugang für US-Farmer
Der US-Präsident hat den Handelspakt mit Grossbritannien als «historisches Abkommen» mit einem der engsten Verbündeten der USA gewürdigt. Die endgültigen Details würden in den kommenden Wochen ausgehandelt, sagte Trump bei der Pressekonferenz im Weissen Haus.
Das Abkommen sehe einen verbesserten Marktzugang für amerikanische Exporte vor, insbesondere im Bereich der Landwirtschaft, sagte Trump. Dadurch würde der Zugang für nahezu alle Produkte amerikanischer Landwirte stark verbessert. Als Beispiel nannte er etwa amerikanisches Rindfleisch. Ausserdem würde Grossbritannien zahlreiche andere Handelsbarrieren reduzieren oder beseitigen, die nichts mit Zöllen zu tun hätten.
Quoten für britische Auto-Importe
Bislang gelten für die Briten – wie für alle anderen Nationen auch – für die meisten Exportgüter US-Zölle in Höhe von 10 Prozent. Auf Stahl und Aluminium sowie auf Autos und Autoteile werden sogar 25 Prozent erhoben.
Das soll nun für eine Quote von 100'000 Fahrzeugen auf 10 Prozent reduziert werden, wie US-Handelsminister Howard Lutnick sagte. Flugzeugteile von Triebwerkshersteller Rolls-Royce sollen zollfrei in die USA eingeführt werden können. Im Gegenzug werde Grossbritannien Flugzeuge von Boeing im Wert von zehn Milliarden US-Dollar (8.16 Milliarden Franken) importieren. Zölle auf britischen Stahl und Aluminium sollen ganz aufgehoben werden.
Das Handelsvolumen zwischen den USA und Grossbritannien betrug im vergangenen Jahr umgerechnet rund 341 Milliarden Franken. Bei etwa 70 Prozent der britischen Exporte in die USA handelte es sich aber um Dienstleistungen, die von Zöllen nicht betroffen sind, und nur bei etwa 30 Prozent um Waren.
Kein Hormonfleisch
Die Einigung auf einen Deal mit Trump ist für Starmer vor allem ein symbolischer Erfolg. Als ökonomisch wichtiger gilt eine Annäherung mit der Europäischen Union, die bei einem Gipfel am 19. Mai in London mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident António Costa entscheidend vorankommen soll.
Spekuliert wurde auch immer wieder über eine dynamische Vereinbarung im Bereich von Tiergesundheit und Lebensmittelstandards. Das könnte durch Zugeständnisse an die USA erschwert werden. Chlorhühnchen und hormonbehandeltes Rindfleisch soll es aber in britischen Supermärkten nicht geben. Britische Lebensmittelstandards würden durch die Vereinbarung mit den USA nicht gesenkt, betonte ein britischer Regierungssprecher.
Hintergrund dürfte sein, dass die EU als Ganzes der wichtigere Handelspartner für Grossbritannien ist. Dort fliesst fast die Hälfte der britischen Warenexporte hin. In die USA gehen als wichtigstes Zielland nur 16 Prozent.