In Schweden leiden relativ viele Landwirte unter Depressionen. Aktuellen Schätzungen zufolge ist es fast jeder Fünfte. Laut einer von der Landwirtschaftsbehörde in Stockholm in Auftrag gegebenen Studie sind die Vorschriften, Bürokratie und Kontrollen die grössten Stressfaktoren für die Landwirte, gefolgt von Arbeitsbelastung und Zeitdruck. Weitere belastende Faktoren sind die Unsicherheit über die Zukunft sowie die kritische Darstellung der Landwirtschaft in der Gesellschaft und den Medien.
Die zwischen 2023 und 2025 von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (SLU) und der Universität Lund durchgeführte Erhebung liefert aber auch Aussagen zu den Faktoren, die der grossen Mehrheit der schwedischen Landwirte mit Blick auf ihr Wohlbefinden wichtig sind: das Leben auf dem Land, die Abwechslung bei der Arbeit, das Leben im Einklang mit der Natur und den wechselnden Jahreszeiten sowie die eigene Kontrolle über ihre Zeit und ihre Aktivitäten.
Vor allem Jüngere
Zu den Gruppen, die dem grössten psychischen Druck ausgesetzt sind, gehören laut den Studienergebnissen vor allem jüngere Menschen mit weniger als zehn Jahren Erfahrung als Unternehmer, Bäuerinnen und Tierhalter, insbesondere die Milchbauern, ausserdem die Landwirte im abgelegenen nördlichen Teil Schwedens.
Strategie
Der Auftrag an die Landwirtschaftsbehörde umfasste neben der Studie auch die Umsetzung einer Arbeitsumfeld-Strategie als eine Art Gesundheitsprogramm. Insgesamt hat die schwedische Regierung dafür umgerechnet 4,3 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Speziell geschulte Vertreter aus dem Agrarsektor sollen daran arbeiten, die Zahl der Arbeitsunfälle in der Landwirtschaft zu senken und den Dialog über psychische Gesundheit in der Branche zu intensivieren.
Erste Pilotgruppen
In diesem und den kommenden Jahren wird dazu auch eine Reihe von Informationsaktivitäten gefahren. So werden Kurse und Webinare angeboten, die sich dem Thema sichere, angenehme und nachhaltige Arbeitsumgebung widmen. Ein wesentlicher Teil des Projekts besteht aus Treffen, bei denen Unternehmer ihre Erfahrungen zu den Themen Arbeitsumfeld, Sicherheit sowie körperliche und psychische Gesundheit austauschen können. Erste Pilotgruppen dazu wurden der Landwirtschaftsbehörde zufolge bereits mit sehr positiver Resonanz umgesetzt.
In der Schweiz gibt es Hilfe
Die Dargebotene Hand ist unter Telefon 143 rund um die Uhr da für Menschen, die ein helfendes und unterstützendes Gespräch benötigen. Tel 143 bietet allen Anrufenden völlige Anonymität. (Kosten pro Anruf: Festnetz: 20 Rp. Handy: 20 bis 70 Rp. Öffentliche Telefonkabine 70 Rp.) Auf der Webseite www.143.ch wird Online-Beratung angeboten und du findest alle Informationen zum Angebot der Dargebotenen Hand.