In Nordspanien soll die grösste Milchfarm Europas entstehen. Über 23'000 Kühe sollen dort gemolken werden. Bei einem Teil der lokalen Bevölkerung kommt das Projekt nicht gut an.
In Spanien sorgen seit einigen Jahren der Bau sogenannter «Macrogranjas» mit sehr grossen Bestandszahlen für Aufregung sowohl in der politischen als auch gesellschaftlichen Diskussion.
Bau von Grossfarmen untersagen
Greenpeace will den Bau solcher Anlagen politisch den Garaus machen. Im Oktober 2021 wurde dem Umweltministerium in Madrid 237’000 Unterschriften gegen «Macrogranjas» überreichte.
Diese Anlagen sind aus der Sicht Umweltorganisation die Quelle unter anderem für Wasserverschmutzung und Treibhausgasemissionen und gewährleisteten weder Konsumenten- noch Tierschutz. Der Neubau von «Macrogranjas» und die Erweiterung solcher Anlagen seien zu untersagen, fordert deshalb Greenpeace.
Im Visier hat die Organisation einen Milchviehbetrieb im nordspanischen Caparroso zwischen Pamplona und Saragossa, dessen Bestand von aktuell 5’200 Milchkühen und Aufzuchtrindern auf künftig 7’200 aufgestockt werden soll.
23'500 Milchkühe
In Noviercas, im Westen von Saragossa, ist der Bau eines Betriebs mit insgesamt 22’000 Milchkühen geplant. Auch da kündigt Greenpeace Widerstand an. Aber vor allem auch die lokale Bevölkerung.
Die Dimensionen der neuen Anlage sind gewaltig, 23’520 Milchkühe sollen zwei Kilometer ausserhalb des Ortes in Stallungen auf 120 Hektaren gehalten und gemolken werden. Das berichtet die Zeitung «Der Standard». Hinter dem Projekt steht das Unternehmen Valle De Odieta. Dieses hat bisher über 900 Hektaren Land aufgekauft. Rund 250 Jobs werden in Aussicht gestellt. Jährlich sollen auf dem Betrieb 180 Millionen Kilo Milch produziert werden. Zum Vergleich: In der Schweiz werden jährlich 3,4 Mrd. Kilo erzeugt.
Landwirt verärgert
Ein lokaler Landwirt zeigt sich sehr verärgert. «Das ist keine Rinderfarm, das ist eine regelrechte Fabrik», kritisiert Armando Pérez Ruiz. Der 54-jährige Getreidebauer, sieht die Zukunft des Orts in kleinen Unternehmen, die das Land nachhaltig bewirtschaften. Die neue Mega-Farm, sie soll die grösste Milchfarm Europas werden und die Nummer fünf der Welt, entspricht nicht seinen Vorstellungen für Noviercas.
Gemäss Berechnungen von Greenpeace würde die Farm so viel Wasser verbrauchen wie eine Stadt mit 16'000 Einwohnern. Das CO2-Austoss soll 574’200 Tonnen CO2 betragen, so viel wie 122’000 Autos. Das 70’000 Quadratmeter grosse Jauchebecken soll rund acht Meter tief werden. Die Menge an Exkrementen würde sich auf 368’000 Tonnen belaufen. Landwirt Perez zeigt sich besorgt. Das Grundwasser sei in Gefahr, sagt er zur Zeitung.
Bauernverband warnt vor Projekt
Auch der Bauernverband COAG warnte bereits 2017 vor dem Projekt. Milchviehbetrieb von solcher Grössenordnung seien eine tiergesundheitliche «Zeitbombe». Träte im Bestand nur ein einziger Fall einer Seuche wie zum Beispiel Rinderbrucellose auf, müssten gleich 20’000 Tiere gekeult werden.
Auch sieht der Verband die regionalen Strukturen gefährdet. Der neue Betrieb würde 432 Höfe der regional durchschnittlichen Grösse ersetzen und insgesamt 726 Arbeitsplätze zerstören. Der Verband kritisiert zudem den «immensen Wasserverbrauch» und die grossen Mengen anfallenden Mist. Man wolle das Projekt zu verhindern und das «Modell einer Produktion in kleinen und mittleren Betrieben» verteidigen, hiess es damals.
Politik hofft auf neue Jobs
Doch nicht alle in Noviercas sind gegen die Anlage. Einige haben ihr Land an Valle De Odieta verkauft. Und auch die Politik steht hinter dem Projekt. Der Bürgermeister, der im rund 90 Minuten entfernten Saragossa wohnt, setzt sich für die Farm ein. Gegenüber «Der Standard» will er zwar keine Stellung mehr beziehen. Aber bei der Vorstellung des Projekt 2019 sagte Pedro Jesús Millán Pascual, dass der Milchviehbetrieb Jobs und damit mehr Leute in den Ort bringen werde.
Doch gemäss der Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción passiert genau das Gegenteil. Wo in Spanien Massentierhaltung angesiedelt wurde, wanderten noch mehr Menschen als zuvor. Solche Betriebe würden nur sehr prekäre Arbeitsbedingungen bieten. Und dies schaffe keine stabile Bevölkerung.
Spanien will Bestandesbegrenzung
Im spanischen Landwirtschaftsministerium gibt es Bestrebungen, «Mega-Farmen» einzudämmen. Das Ressort will mit dem Dekret eine Reihe neuer Vorgaben für die Milchviehhaltung in Sachen Umweltschutz und Tierwohl aufstellen. Konkret vorgesehen ist, bei Neubauten unter anderem einen Mindestabstand von 500 m zu bereits bestehenden Ställen einzuführen, um die Ausbreitung von Seuchen zu erschweren.
Ausserdem müsse der Betrieb die Qualität des Tränkewassers sicherstellen und Krankbuchten zur Separierung kranker Tiere vorhalten. Für Betriebsneubauten soll künftig eine Grössenbegrenzung auf maximal 725 Milchkühe oder 1’400 Masttiere gelten. Das ist weit mehr als die durchschnittliche Betriebsgrösse, die laut Zahlen der Staatsregierung in der Milchviehhaltung 2020 bei 64 Kühen lag.
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