In der Schweiz sind die ländlichen Regionen und insbesondere das Berggebiet mit spezifischen Problemen konfrontiert (Symbolbild).
Richard Greuter
Heute wird zum ersten Mal der Welttag der ländlichen Entwicklung begangen. Laut der Uno ist dies ein bedeutender Schritt, um die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf die Herausforderungen und Chancen ländlicher Räume weltweit zu lenken.
Die Vereinten Nationen haben den «World Rural Development Day» im Jahr 2024 auf Initiative von Bangladesch ins Leben gerufen. Die Wahl des Datums ist kein Zufall: Am 6. Juli 1979 wurde das Center for Integrated Rural Development for Asia and the Pacific (Zentrum für integrierte ländliche Entwicklung für Asien und den Pazifik) gegründet, das seither eine zentrale Rolle bei der Förderung nachhaltiger Entwicklung in ländlichen Regionen Asiens und des Pazifikraums spielt.
17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung
Die ländliche Entwicklung ist ein zentraler Bestandteil der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Ziel ist es, Armut zu bekämpfen, Hunger zu beenden, die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern und nachhaltige Wirtschaftswachstumsmodelle zu etablieren.
Die Bedeutung der ländlichen Entwicklung
- 80 % der ärmsten Menschen der Welt leben in ländlichen Gebieten und verdienen weniger als 2,15 US-Dollar (1,7 Franken) pro Tag.
- Mehr als eine Milliarde Menschen sind von akuter multidimensionaler Armut betroffen – mehr als die Hälfte sind Kinder
- Die Hälfte der ländlichen Bevölkerung verfügt nicht über eine medizinische Versorgung (gegenüber 22 % in städtischen Gebieten)
- Landwirtschaftliche Familienbetriebe produzieren 80 % der weltweiten Nahrungsmittel
- Frauen machen 43 % der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte aus, sehen sich jedoch mit Hindernissen beim Zugang zu Land, Krediten und Technologie konfrontiert.
- Im Jahr 2024 nutzten 83 % der Stadtbewohner das Internet, gegenüber weniger als 50 % in ländlichen Gebieten.
Rund 80 % der Menschen, die in extremer Armut leben, befinden sich in ländlichen Gebieten. Diese Regionen sind besonders stark von Hunger, fehlender Infrastruktur, unzureichendem Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung sowie vom Klimawandel betroffen. Gleichzeitig produzieren ländliche Gemeinden etwa 80 % der weltweiten Nahrungsmittel. Ihre Bedeutung für die globale Ernährungssicherheit ist also kaum zu überschätzen.
Wege zu nachhaltigem Wohlstand
Der World Rural Development Day verfolgt das Ziel, das Bewusstsein für diese Ungleichgewichte zu schärfen und konkrete Massnahmen zur Stärkung des ländlichen Raums zu fördern. Im Fokus stehen unter anderem nachhaltige Landwirtschaft, Bildungschancen, Digitalisierung, Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung lokaler Gemeinschaften.
Die chinesischen Landwirte haben zu wenig Land, um davon zu leben. Offiziell arbeiten 400 Millionen Menschen in der Landwirtschaft. Im Dorf Shou Lin Kou in China wird nach wie vor viel von Hand gemacht.
Peter A. Fischer
Der diesjährige Slogan «Revitalizing Rural Development: Pathways to Inclusion, Resilience and Sustainable Prosperity» (Wiederbelebung der ländlichen Entwicklung: Wege zu Inklusion, Resilienz und nachhaltigem Wohlstand) betont die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Entwicklung, die niemanden zurücklässt.
Wie steht es um die ländliche Entwicklung in der Schweiz?
Die ländliche Entwicklung in der Schweiz steht vor komplexen Herausforderungen und befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Während die Schweiz insgesamt in den letzten Jahrzehnten eine dynamische räumliche Entwicklung erlebt hat, sind die ländlichen Regionen und insbesondere das Berggebiet mit spezifischen Problemen konfrontiert.
Dazu zählen der Verlust von Arbeitsplätzen, eine Abwanderung der Bevölkerung und eine zunehmende Überalterung. Viele ländliche Gemeinden stehen finanziell und personell unter Druck, was die Bereitstellung von Dienstleistungen und die Sicherung der Lebensqualität erschwert.
Gleichzeitig investiert der Bund in Infrastruktur, Digitalisierung und regionale Entwicklungsprogramme. Innovative Ansätze wie solidarische Landwirtschaft oder regionale Ernährungssysteme stärken lokale Kreisläufe. Dennoch bleiben wirtschaftliche Ungleichgewichte und soziale Isolation in abgelegenen Regionen eine Realität, die gezielte politische Aufmerksamkeit erfordert.