Deutschland ist Vizeweltmeister, was die beim Europäischen Patentamt (EPA) eingereichten Patentanmeldungen im Agrarbereich anbelangt.
Claas
Deutschland ist Vizeweltmeister. Das gilt zumindest für die beim Europäischen Patentamt (EPA) eingereichten Patentanmeldungen, die einen Bezug zur Landwirtschaft haben. Lediglich die Vereinigten Staaten wollen mehr entsprechende Innovationen rechtlich schützen lassen. Das zeigt ein Bericht, den das EPA Mitte September veröffentlicht hat.
Vor allem bei Patentanmeldungen im Bereich digitale Landwirtschaft ist Deutschland weltweit führend. Die Trends gehen hier in Richtung Bildgebungs- und Sensortechnologien sowie künstlicher Intelligenz. Patentanmeldungen für Digitaltechnologien in der Landwirtschaft verzeichnen einen Anstieg von jährlich 9,4%. Laut EPA entspricht das dem Dreifachen der durchschnittlichen Wachstumsraten über alle Technologiebereiche hinweg.
Deutsche Hochschulen an der Spitze
Unter den EPA-Mitgliedstaaten haben dem Bericht zufolge deutsche Hochschulen die meisten europäischen Patente mit Bezug zum Agrarbereich angemeldet. Die Technische Universität Dresden, die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, die Humboldt-Universität Berlin sowie die Technische Universität München (TUM) zählt das EPA zu den führenden Einrichtungen.
Fünf deutsche Unternehmen gehören zu den 20 wichtigsten Anmeldern von agrarrelevanten Patenten. Laut EPA sind das Claas, die Amazonen-Werke, BASF, Bosch und die Bayer AG. Das geistige Eigentum soll dem EPA zufolge Schlüsselbereiche wie Bodenbearbeitung, Aussaat und Düngung, Ernte, Abfallreduzierung und Forstwirtschaft umfassen. Die höchsten Wachstumsraten gibt es im Pflanzenbausektor. Auch in dieser Sparte liegt Deutschland im weltweiten Vergleich auf Platz zwei.
Akzeptanz für Digitaltechnologien noch begrenzt
Derweil weist ein aktueller Bericht der Gemeinsamen Forschungstelle (JRC) der EU-Kommission darauf hin, dass allgemeine IT- und Softwaretools im Agrarbereich zwar weit verbreitet sind und auch angewendet werden. Teurere Technologien, die speziell für die Pflanzen- oder Tierproduktion entwickelt wurden, werden jedoch weniger häufig eingesetzt. Die Akzeptanz ist laut JRC bei grösseren Betrieben sowie solchen mit besserer Internetverbindung und spezieller Ausbildung um einiges höher.
Faktoren, die die Akzeptanz erhöhen können, sind der Untersuchung zufolge Effizienzsteigerungen, Kosteneinsparungen, regulatorischer Druck und eine verbesserte Lebensqualität. Indes stellen hohe Kosten und begrenzte Kenntnisse nach wie vor erhebliche Hürden für die Nutzung dar.
Erwartungen der Landwirte
Laut JRC erwarten die Landwirte von neuen Technologien positive wirtschaftliche, ökologische und soziale Auswirkungen. Die Datenerfassung auf Betriebsebene erfolgt nach wie vor weitgehend manuell oder mit einfachen digitalen Tools, was den Verwaltungsaufwand für die Landwirte erhöht. Allerdings soll es bei den Landwirten beim Datenschutz, Sicherheit und Datenkontrolle noch Bedenken geben.
Um Vertrauen aufzubauen, sollten transparente Datenrichtlinien vorangebracht werden, empfiehlt das JRC. Zugleich müsse sichergestellt werden, dass Landwirte vom Datenaustausch profitierten. Im Bericht wird zudem gefordert, dass fortschrittliche Technologien gezielt unterstützt werden. Hierzu brauche es gezielte politische Strategien.