„Wer das Insektensterben und Vogelsterben vor allem in Agrarlandschaften stoppen will, muss daher auch das Höfesterben und die damit einhergehende Strukturverarmung angehen“, mahnte Ebner. – Daniel Salzmann
Eine kleinteilige Landwirtschaft wirkt sich positiv auf die Biodiversität aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Teja Tscharntke vom Institut für Agrarökologie der Universität Göttingen im Auftrag der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen vorgelegt hat.
Danach beherbergen kleinteilige Agrarlandschaften mit geringeren Schlaggrössenen und kleinen landwirtschaftlichen Betrieben einen erhöhten Artenreichtum. Das gelte allerdings auch für grosse Agrarbetriebe „soweit sie mit kleinen Feldern arbeiten“. Dem Wissenschaftler zufolge sollten daher Landwirte mit kleinen Feldern eine deutlich höhere finanzielle Unterstützung erhalten als Landwirte mit grossen Feldern.
Laut Tscharntke bietet ein kleinräumiges Landnutzungsmosaik mit Schlaggrössen von „deutlich unter 6 ha“ sowie einer erhöhten Kulturpflanzenvielfalt und einem Anteil von 20 % naturnaher Lebensraumreste den „Schlüssel zur Wiederherstellung der Biodiversität in grossem Massstab“. Ökolandbau allein führe hingegen nur zu begrenzten Vorteilen für die Biodiversität, solange die Öko-Zertifizierung nicht mit einer vielfältigen und kleinteiligen Agrarstruktur verbunden werde.
Gross nicht gleich schlecht, klein nicht gleich gut
Die Grünen begrüssten die Ergebnisse als Bestätigung ihres politischen Ansatzes. Für Grünen-Agrarsprecher Friedrich Ostendorff ist mit der Studie „das ewige neoliberale Mantra“ widerlegt, gross sei nicht gleich schlecht und klein nicht gleich gut.
Das müssten auch die Teile der Wissenschaft anerkennen, „die sich weiterhin gegen gutes Wissen stellen und die agrarstrukturelle Komponente der Biodiversität immer wieder unter den Tisch fallen lassen“.
Plädoyer für Gemeinwohlprämie
Eine regionale, vielfältige und kleinteilige landwirtschaftliche Erzeugung sei von grösster Bedeutung. Dies werde jedoch nur erreicht, „wenn wir auch unsere bäuerlichen Betriebe erhalten und ihnen eine Zukunftsperspektive bieten“, so Ostendorff. Notwendig sei eine Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) durch eine Gemeinwohlprämie mit einer Honorierung einer kleinteiligen Bewirtschaftung und bäuerlichen Erzeugung.
„Immer grössere landwirtschaftliche Betriebe gehen mit ausgeräumten Landschaften und Riesenäckern einher“, erklärte Fraktionskollege Harald Ebner. Die böten nur noch wenigen Arten Lebensraum und Nahrung.
„Wer das Insektensterben und Vogelsterben vor allem in Agrarlandschaften stoppen will, muss daher auch das Höfesterben und die damit einhergehende Strukturverarmung angehen“, mahnte Ebner. Über den Ausbau des Ökolandbaus hinaus brauche es Massnahmen, um den Verlust an Biodiversität aufzuhalten.
2 Responses
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Das hat nur indirekt etwas mit der Grösse zu tun. Eigentlich geht es um die Ausrichtung des Betriebes und da sind eben Grossbetriebe mehr auf Effizienz und Profit ausgerichtet, während Kleinbetriebe häufig aus Idealismus geführt werden, häufig auch von Landwirten, welche ihre Existenz in einem anderen Bereich als Nebenerwerbslandwirte verdienen. Die Erkenntnis ist also trügerisch und halt typisch wissenschaftlichen Ursprungs, wo nur wenige Parameter einbezogen werden.