Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten stellt nach Ansicht des brasilianischen Vize-Agrarministers für Handel und internationale Beziehungen, Luis Rua, keine Gefahr für die europäische Landwirtschaft dar. Die im Abkommen festgelegten Importtarifquoten machten nur einen geringen Anteil des europäischen Marktvolumens aus.
Zudem seien die Agrarsektoren Brasiliens und Europas in vielen Bereichen komplementär aufgestellt, erklärte Rua Anfang Februar vor Journalisten in Berlin. Die Sorgen der europäischen Landwirtschaft seien unbegründet.
Europa für Brasilien unbedeutend
Rua betonte, dass Brasilien bereits «seit Jahrzehnten» Agrargüter nach Deutschland und in andere europäische Märkte exportiere, ohne dass dies der EU-Landwirtschaft geschadet habe. Gleichzeitig müsse jedoch festgestellt werden, dass die Bedeutung Europas für die brasilianischen Agrarexporte erheblich abgenommen habe. Während vor rund 25 Jahren noch 30% der brasilianischen Rindfleischexporte in die EU gegangen seien, seien es heute nur noch etwa 3%. Die wichtigsten Absatzmärkte für brasilianische Agrarprodukte lägen inzwischen in Asien.
Auf die Frage nach unterschiedlichen Produktionsstandards, insbesondere dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die in Südamerika zugelassen, aber in der EU verboten seien, entgegnete Rua, dass in Südamerika andere Umweltbedingungen herrschten als in Europa. Auch in der EU seien bestimmte Mittel erlaubt, die in Südamerika nicht verwendet werden dürften. Zudem halte sich Brasilien an die Vorgaben des Codex Alimentarius, dessen Grenzwerte für Pflanzenschutzmittelrückstände stets eingehalten würden.
Deutschland als grösster Profiteur
Optimistisch zeigte sich Rua auch hinsichtlich der von der EU-Kommission im Herbst festgestellten Mängel bei den Kontrollen zur Verhinderung der Einfuhr von Fleisch hormonbehandelter Rinder. Sein Ministerium habe nach dem Audit der Generaldirektion für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (DG SANTE) neue Verfahrensprotokolle erarbeitet, die nun mit der DG SANTE abgestimmt würden, versicherte Rua.
Der Vize-Minister verwies zudem auf die geostrategische Bedeutung des Freihandelsabkommens. Südamerika und Europa seien historisch eng miteinander verbunden und teilten gemeinsame Interessen. Deutschland könnte Rua zufolge der grösste Profiteur eines liberalisierten Handels sein, da in Brasilien und den übrigen Mercosur-Staaten eine wachsende Nachfrage nach Industriegütern bestehe.