In der Schweiz war die Trockenheit bisher kein Thema. Ganz anders zeigt sich die Situation in Rumänien.
Schlachtviehpreise halbiert
Besonders betroffen ist die Viehwirtschaft. Die Trockenheit hat die Futterversorgung stark eingeschränkt. Viele Bauern sind gezwungen, ihre Rinder frühzeitig an Schlachthöfe zu verkaufen.
Der TV-Sender «Euronews» hat einen betroffenen Landwirt besucht. «Das Futter ist fast doppelt so teuer wie im vergangenen Jahr», erklärt Traian Gîrtan dem Sender. Besonders schlimm: Die Schlachtviehpreise sind gleichen Zeitraum um bis zu 50 Prozent eingebrochen. Im letzten Jahr erhielt der Landwirt für einen Bullen mit einem Gewicht von 400 bis 500 kg noch umgerechnet 1600 bis 1800 Euro (1520 bis 1710 Fr.). Jetzt sind es nur noch 800 bis 900 Euro (760 bis 855 Fr.).
Bestände massiv gesunken
Das rumänische Landwirtschaftsamt geht davon aus, dass viele Kleinbauern im Oktober oder November ihre Tiere schlachten müssen, weil ihnen das Winterfutter fehlt. Der Druck auf die Schlachthöfe wird steigen, da viele Tiere auf den Markt kommen werden. Die Produzentenpreise dürften weiter unter Druck geraten.
Landwirt Traian Gîrtan geht davon aus, dass der Rückgang der Viehbestände mittelfristig auch die Konsumenten treffen wird. «Schaf- und Rindfleisch wird nächstes Jahr doppelt so teuer sein, weil es keine Tiere mehr gibt», sagt er zum TV-Sender.
Laut «Euronews» sind von den ehemals 7 Millionen Rindern nur noch etwas mehr als eine Million übrig. Davon sind rund 300’000 Milchkühe. Die Zukunft der Betriebe ist ungewiss. Ist der Betrieb erst einmal heruntergefahren, ist es laut dem Viehzüchterverband schwer, den Hof wieder in Gang zu bringen.
Bis zu 90 Prozent weniger Ertrag
Nicht nur die Viehhalter haben mit der Dürre zu kämpfen, sondern auch die Ackerbauern. Besonders betroffen sind die Kulturen Sonnenblumen und Mais. Bauern rechnen mit Ernteverlusten von bis zu 90 Prozent. «Wenn wir in einem guten Jahr 2500 bis 3000 kg pro Hektar ernten, so hoffen wir dieses Jahr auf 1000 Kilo. Aber nach dem, was wir hier sehen können, werden wir das sicher nicht erreichen», sagt Landwirt Dumitru Biță aus Castranova gegenüber Euronews .
Ackerbauer Dumitru Biță vor seinen schwer geschädigten Sonnenblumen.
Screenshot youtube
Wegen der schlimmen Trockenheit begann die Ernte drei Wochen früher als üblich. Die Pflanzen wären sonst komplett ausgetrocknet. Die Landwirte sind konsterniert. «Es ist eine Katastrophe. Es hat nicht geregnet... Ich weiss nicht einmal, ob ich die Kosten decken kann», sagt Bauer Iulian Groza zum TV-Sender. Insgesamt sind 65 Prozent der Sonnenblumenflächen von der Dürre betroffen.
Regierung will helfen
Die anhaltende Hitzewelle führte dazu, dass einige Seen austrockneten. In den südlichen Regionen hat es seit Monaten nicht mehr geregnet. Die rumänische Regierung will den Ackerbauern helfen. Im Juli kündigte Landwirtschaftsminister Florin Barbu an, dass die Landwirte eine Entschädigung von 200 bis 250 Euro (190 bis 240 Fr.) pro Hektar geschädigter Kulturen erhalten werden. Dies dürfte für die Bauern nur ein Tropfen auf den heissen Stein sein.
Die staatliche rumänische Nachrichtenagentur Agerpres berichtete, dass sich die Gesamtmittel für die Entschädigung bei Dürre zwischen 500 und 600 Millionen Euro (475 bis 570 Mio. Fr.) belaufen werden. Die Meteorologen gehen davon aus, dass die Dürre weiter anhalten wird.
Ackerland wird zu Wüste
Die Situation in Südrumänien ist dramatisch, wie das ZDF bereits im Juli berichtete. An einigen Stellen verwandelt sich Ackerland in Wüste. Cosmin Gherghe von einer NGO gräbt seine Hand tief in den Boden. Als er sie hochhebt, rieselt feiner Sand zwischen seinen Fingern. Der Boden werde im Sommer bis zu 70 Grad heiss. «Hier wächst nichts mehr - toter Boden, mehrere Meter tief», sagte er zum TV-Sender. Insgesamt seien bereits 110'000 Hektaren betroffen. Der Wüstenbildung wollen sie mit dem Pflanzen von Bäumen entgegnen.
Auf rund 40 Hektaren haben sie Akazien gepflanzt. Das sei viel zu wenig, aber besser als nichts, sagte Gherghe. Akazien seien geeignet, weil ihre Wurzeln weit in die Tiefe reichen, wo sie an ausreichend Wasser und Nahrung finden. Gherghe sieht bereits erste positive Ergebnisse. Dort, wo seit einigen Jahren Akazien wachsen, hat sich die Wüste nicht weiter ausgebreitet. Dank des Mikroklimas werde der Boden wieder fruchtbar, sagte er zum ZDF.
Die staatliche Forschungsanstalt versucht es mit anderen Pflanzen. Kakis, Bananen, Kiwis und Mandeln werden getestet. «Wir haben sie alle miteinander konkurrieren lassen», sagte Aurelia Diaconu, Leiterin der Forschungsanstalt, zum TV-Sender. Gut mit den Bedingungen käme die chinesische Dattel klar. Bis zum grossflächigen Anbau dauert es aber noch. Die Pflanzen müssten sich unter den realen Bedingungen in der Landwirtschaft bewähren, sagte Diaconu.