Die sogenannte «Sunliquid»-Anlage von Clariant in Rumänien kann nicht so schnell hochgefahren werden wie geplant. Der Chemiekonzern nimmt daher einen Abschreiber von 225 Millionen Franken vor.
Die Anlage im rumänischen Podari hatte im zweiten Quartal 2022 die Produktion aufgenommen. Sie erreiche jedoch noch nicht die angestrebten Ausbeuten und andere Betriebsparameter im industriellen Massstab, erklärte Clariant am Montag in einem Communiqué.
Mit dem Sunliquid-Verfahren von Clariant werden aus Reststoffen von Pflanzen – beispielsweise Weizen- oder Maisstroh – Zucker ausgelöst, die anschliessend zu einem Kraftstoff vergärt werden. Es handelt sich um Bioethanol der zweiten Generation. Zu den Verfahrensmerkmalen gehören die chemiefreie Vorbehandlung, die integrierte Produktion von rohstoff- und prozessspezifischen Enzymen sowie die gleichzeitige C5- und C6-Zuckervergärung.
«Unsere Sunliquid-Technologie, die landwirtschaftliche Reststoffe in Bio-Ethanol der zweiten Generation umwandelt, ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung von nachhaltigen erneuerbaren Kraftstoffen. Die Industrialisierung unserer neuen Technologie bleibt herausfordernd und beeinflusst daher dem Projekt zugrunde liegende finanzielle Annahmen, was zur heute angekündigten Wertberichtigung führte», sagte Conrad Keijzer, Chef von Clariant.
Clariant betonte in der Mitteilung jedoch den «einzigartigen Wert» der Technologie. Das Unternehmen werde deren Kommerzialisierung fortsetzen. Mit einer kontinuierlichen Anpassung der Produktionsprozesse solle die neue Technologie kommerziell nutzbar gemacht werden.
Die Wertminderung wird sich natürlich im Jahresergebnis 2022 niederschlagen. Einen Einfluss auf die Liquidität habe sie aber nicht, betonte Clariant. Die Finanzziele für das Jahr 2025 würden bestätigt.
In der Vorzeigeanlage werden pro Jahr ungefähr 250’000 Tonnen Stroh zu 50’000 Tonnen Zellulose-Ethanol verarbeitet. Das in dieser Anlage produzierte Zellulose-Ethanol kann als 'Drop-in'-Lösung bei der Treibstoffmischung eingesetzt werden, bietet aber ebenfalls weitere nachgelagerte Anwendungsmöglichkeiten für nachhaltigen Flugzeugtreibstoff und biobasierte Chemikalien.
Die Anlage in Podari wurde auf einem zehn Hektar grossen Areal errichtet und hat etwa 100 Beschäftigte. Es wurden Verträge mit über 300 lokalen Bauern geschlossen, um die Versorgung mit den notwendigen Rohstoffen sicherzustellen.