/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

US-Sojabauern spüren die Folgen von Trumps Handelskrieg

Travis Hutchison öffnet eine Schote und hält sie in die Kamera: Die Bohnen auf dem Soja-Feld sind so gut wie erntereif. Im ländlichen Maryland im Nordosten der USA ist die Ernte in vollem Gange. Doch ein anständiger Ertrag reicht in diesem Jahr nicht aus, um Hutchisons Einkommen zu sichern. Denn China, einst der grösste Abnehmer von US-Sojabohnen, hat seine Importe drastisch reduziert.

sda |

Die Soja-Bauern in den USA bekommen die Auswirkungen des von Präsident Donald Trump vom Zaun gebrochenen Handelskonflikt zu spüren. Die Sojapreise «sind wegen des Handelskriegs im Keller», sagt Hutchison, dessen Familie auf 3400 Hektar Sojabohnen, Mais und andere Feldfrüchte anbaut.

Im Jahr 2024 kauften chinesische Importeure mehr als die Hälfte der 24,5 Milliarden Dollar an US-Soja-Exporten. Doch im bisherigen Jahresverlauf sind die Lieferungen in die Volksrepublik um 50 Prozent zurückgegangen und die Bestellungen für die Herbsternte sind ausgeblieben. Aktuell liegt der Marktpreis 40 Prozent unter dem Niveau von vor drei Jahren.

Trump hatte zu Beginn seiner Präsidentschaft hohe Zölle auf Einfuhren aus China erhoben, worauf Peking mit eigenen Aufschlägen reagierte. Der Zollsatz für US-Sojabohnen liegt derzeit bei 20 Prozent. Im Vergleich zur Konkurrenz aus Südamerika macht dies die US-Produkte nach Angaben der American Soybean Association (ASA) «unerschwinglich teurer».

US.-Landwirte unterstützten Trump

Zu Unterstützung der Landwirte versprach Trump, Zolleinnahmen heranzuziehen. Das Vorhaben hat sich bislang aber nicht konkretisiert. Ohnehin würde dies nur kurzfristig helfen, bemerkt Hutchison. «Wir sind langfristig in der Landwirtschaft tätig», wichtiger sei die Sicherung eines zuverlässigen Handelspartners. Mit harter Kritik an Trump hält sich der 54-jährige Soja-Bauer dennoch zurück: «Ich bin froh, dass er an uns denkt.»

Trump war auch mit den Stimmen vieler Landwirte ein zweites Mal ins Weisse Haus eingezogen. Den handelspolitischen Kurs begrüsste auch Hutchison grundsätzlich.: «Ich war nicht dagegen, dass er es versucht, denn ich denke, wir brauchen bessere Handelsabkommen», sagt er. «Doch ich hatte gehofft, dass das Problem früher gelöst werden würde».

Aktuell scheint eine Zolleinigung mit China in weiter Ferne: Als Reaktion auf stärkere chinesische Exportkontrollen für Seltene Erden drohte Trump vergangene Woche mit 100 Prozent Zöllen. «Diese jüngsten Entwicklungen sind zutiefst enttäuschend», sagt ASA-Präsident Caleb Ragland. «Und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Sojabohnenbauern mit einer immer grösser werdenden Finanzkrise konfrontiert sind.»

Die Zeit werde langsam knapp, sagt David Burrier, Landwirt aus Union Bridge in Maryland. Das Zeitfenster für Soja-Exporte nach China reiche im Normalfall von Oktober bis Januar. «Dieses Jahr wird ein sehr, sehr schwieriges Jahr werden», sagt er. «40 Prozent unserer Produktion wird bestenfalls zum Selbstkostenpreis verkauft.»

Nach Angaben der ASA sind die Soja-Bauern im Mittleren Westen noch deutlich stärker betroffen. Die dortige Landwirtschaft ist auf den Export nach China von den Häfen an der Westküste aus spezialisiert. Sollten dort die Lagerkapazitäten zur Neige gehen, wären die Schäden immens.

Situation «gefährlicher» als 2018

Scott Gerlt, Chefvolkswirt der ASA, hält die Situation derzeit für gefährlicher als 2018, als die US-Landwirte ebenfalls im Zollkrieg zwischen Washington und Peking zwischen die Fronten geraten waren. Von 2018 bis 2019 verursachten Vergeltungszölle Exportverluste in der US-Landwirtschaft in Höhe von über 27 Milliarden Dollar. Die Regierung stellte 23 Milliarden Dollar bereit, um betroffenen Landwirten zu helfen.

Dieses Mal sei der finanzielle Druck jedoch grösser, sagt Gerlt. Denn die Ernteerträge seien niedriger und die Kosten für alles, von Düngemitteln bis hin zu Geräten, zugleich deutlich gestiegen. «Die Beschaffung von Ersatzteilen zur Reparatur von Mähdreschern, Sämaschinen und allem anderen ist wegen der Zölle teurer geworden», bestätigt Farmer Hutchison.

Auf die Frage, ob die wirtschaftlichen Probleme etwas an seiner Unterstützung für Trump geändert haben, zögert der Landwirt. «Es bringt mich ein bisschen mehr zum Nachdenken», sagt er dann.

    ×

    Schreibe einen Kommentar

    Kommentar ist erforderlich!

    Google Captcha ist erforderlich!

    You have reached the limit for comments!

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Wer macht die Büroarbeiten für den Hof?

    • Hauptsächlich der Mann:
      53.33%
    • Hauptsächlich die Frau:
      26.67%
    • Beide zusammen:
      4.44%
    • Ist nicht klar geregelt:
      15.56%

    Teilnehmer insgesamt: 180

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?