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VW-Farm: Vorwurf der Sklavenarbeit

 

Die brasilianische Staatsanwaltschaft hat Volkswagen do Brasil für den 14. Juni zu einer Anhörung über mögliche Sklavenarbeit auf einer Amazonas-Farm einer Tochter in den 1970er und 80er Jahren geladen. Dies geht aus einer Mitteilung der für Arbeitsrecht zuständigen Anklagebehörde in Brasília vom Montag hervor.

 

Die Vorwürfe sind schwer: Auf einer Rinderfarm der brasilianischen VW-Tochter Volkswagen do Brasil soll es in den 70er und 80er Jahren zu Sklavenarbeit, Menschenhandel und systematischen Menschenrechtsverletzungen in hunderten Fällen gekommen sein. Auch der VW-Vorstand in Wolfsburg soll dem Bericht zufolge von den Vorfällen gewusst haben. Das haben NDR, SWR und «Süddeutsche Zeitung» recherchiert.

 

Schuldknechtschaft

 

Demnach begann die Untersuchung der Behörden 2019, nachdem die Staatsanwaltschaft entsprechende Unterlagen von einer Forschungsgruppe für Sklavenarbeit an der Bundesuniversität von Rio de Janeiro bekommen hatte.

 

 

Der zuständige Staatsanwalt Rafael Garcia Rodrigues erklärte der Mitteilung zufolge, dass Volkswagen für die mutmasslichen schweren Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sei, die auf der als «Fazenda Volkswagen» bekannten Farm in Santana do Araguaia im Bundesstaat Pará begangen worden sein sollen.

 

Dazu sollen fehlende medizinische Versorgung, Unterbringung an unwirtlichen Orten ohne Zugang zu Trinkwasser und eine mangelhafte Ernährung gehört haben. Zudem soll durch bewaffnete Überwachung oder Schuldknechtschaft verhindert worden sein, dass Arbeiter die Farm verliessen.

 

VW wollte ins Fleischgeschäft einsteigen

 

«Wir können versichern, dass wir die geschilderten Vorgänge auf der Fazenda Rio Cristalino sehr ernst nehmen», sagte ein Sprecher der Volkswagen AG auf Anfrage. Man wolle sich aufgrund eines möglichen rechtlichen Verfahrens in Brasilien jedoch nicht weiter äussern.

 

Bei der «Fazenda Volkswagen» handelte es sich dem Ermittler zufolge um eine der grössten Unternehmungen im ländlichen Amazonasgebiet, der Autokonzern wollte damals in das Fleischgeschäft einsteigen. Sie wurde in den 1970er Jahren gegründet und von der brasilianischen Militärdiktatur unterstützt, die das Amazonasgebiet entwickeln wollte.

 

 

1390 Quadratkilometer gross

 

Die brasilianische VW-Tochter hat die Farm gemäss dem Bericht der deutschen Medien von 1974 bis 1986 am südlichen Rand des Amazonasbeckens betrieben. «Die Arbeiter mussten sieben Tage die Woche arbeiten, mehr als zehn Stunden am Tag, ohne jede Bezahlung», sagte der zuständige Staatsanwalt Rafael Garcia der «Süddeutschen Zeitung». Die Arbeiter durften die Farm nicht verlassen. Wer es trotzdem versuchte, wurde angeschossen, verprügelt, gefesselt oder mit vorgehaltener Waffe zum Arbeiten gezwungen, sagen Zeugen gegenüber den deutschen Medien.

 

Die Farm war rund 1390 Quadratkilometer gross und hatte etwa 300 Arbeiter. Die für die Rodung zuständigen Leiharbeiter, auf die sich der Vorwurf der Sklavenarbeit vor allem bezieht, waren nicht direkt bei dem Tochterunternehmen angestellt. Diese hätten im Auftrag von VW tausende Leiharbeiter rekrutiert und beaufsichtigt.  «VW hat diese Form von Versklavung offensichtlich nicht nur akzeptiert, sondern auch befördert», so Staatsanwalt Garcia zur «Süddeutschen Zeitung». 

 

 

Schweizer Farmmanager weist Vorwürfe zurück

 

Der ehemalige Manager der Farm, der Schweizer Friedrich Brügger, weist gegenüber der Medien jede Schuld von sich. Die Verantwortung sei Sache der Arbeitsvermittler gewesen. «Wenn 1’000 Männer auf einem Haufen sind, liegt es auf der Hand, dass es da nicht immer ganz zart zugeht», sagte zu NDR. Brügger bestreitet aber die Vorwürfe und spricht von möglichen Einzelfällen «im Rahmen» des damals Üblichen.

 

Dass Leiharbeiter verschuldet waren, das sei durchaus vorgekommen, sagte er zum «NDR». Daran wären sie allerdings selbst schuld gewesen, wenn sie zu viel auf der Farm konsumiert hätten.

 

In dem Verfahren geht es um den Versuch der Staatsanwaltschaft, späte Gerechtigkeit herzustellen und Entschädigungszahlungen für die Opfer zu erstreiten.  Zur Anhörung erscheinen muss VW, Einzelpersonen wie Farmmanager Friedrich Brügger aber nicht.

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