Diese Woche gab der Freiburger Milchverarbeiter bekannt, dass Direktor Hervé Perret das Unternehmen verlassen wird. Nun wurde mit Frédéric Métrailler eine Übergangsorganisation implementiert.
Bei der Cremo geht es in diesen Tagen turbulent zu und her. Am Montagabend teilte das Unternehmen mit, dass Hervé Perret seinen Posten als Direktor sofort räumt. Der gebürtige Neuenburger hatte den Job erst im Juli 2020 angetreten.
Leitete bisher Standort Sierre
Cremo teilte mit, dass die Neuorganisation der Geschäftsleitung zuerst intern und anschliessend extern kommuniziert werden wird. Die Freiburger haben rasch auf den Abgang reagiert.
Seit Donnerstag leitet Frédéric Métrailler den drittgrössten Milchverarbeiter der Schweiz. Seit 2014 leitet er den Standort in Sierre VS. Métrailler schloss nach der Lehre als Käser die Höhere Fachschule für Lebensmitteltechniker in Grangeneuve FR ab. «Im Rahmen verschiedener Weiterbildungen vervollständigte er während den letzten Jahren seine Kompetenzen in den Bereichen Leadership und Personalführung», hält Cremo am Donnerstag in einer Mitteilung fest.
Hervé ging von selbst
Ob Métrailler das Unternehmen langfristig führen wird, geht aus dem Communiqué nicht hervor. Die Cremo schreibt hierbei von einer «Übergangsorganisation».
Am vergangenen Montag hat Cremo den Abgang seines Direktors kommuniziert: «Hervé Perret hat entschieden, sich beruflich neu zu orientieren und seinen Posten als Direktor des Unternehmens zu verlassen.» Der Lebensmittelingenieur ETH wurde von seinen Verpflichtungen freigestellt. Gleichzeitig wurde ihm die Zeit eingeräumt, die Dossiers an die Geschäftsleitungskollegen zu übergeben. Dies erfolgte nun relativ zügig.
Verwaltungsrat über Abgang überrascht
Der Abgang von Perret erwischte Cremo auf dem falschen Fuss. «Perret hat seinen Rücktritt eingereicht und der Vorstand hat ihn akzeptiert. Wir konnten uns nicht auf eine gemeinsame Lösung einigen, wie das Unternehmen zu führen ist», sagte Alexandre Cotting, Präsident des Verwaltungsrats von Cremo, zur Zeitung «La Liberté».
Für Cotting kam der rasche Abgang des Direktors unerwartet. «Ich bin überrascht, dass Hervé Perret das Unternehmen bereits wieder verlässt», sagte er weiter.
Hervé Perret trat Anfang Juli 2020 die Nachfolge von Paul-Albert Nobs an. Dieser trat 1983 in den Konzern ein, 1995 wurde er zum Direktor ernannt. «Nobs hat die Stärkung des Unternehmens mit viel Weitsicht vorangetrieben und die industrielle Infrastruktur ausgebaut», lobte der Verwaltungsrat das Schaffen des langjährigen Chefs.
Cremo realisierte 2019 einen Umsatz von 491,8 Millionen Franken, das waren 16,6 Millionen mehr als im Vorjahr. Das Ergebnis vor Abzug der Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag bei 18,7 Millionen Franken, das waren 5,7 Millionen mehr als 2018. Nachdem Cremo zwei Jahre lang einen Verlust auswies, gelang 2019 die Wende. Das Unternehmen erzielte einen Gewinn von 415’000 Franken. Die Eigenmittelquote liegt bei 57%.
Die verarbeitete Milchmenge sank 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 3,4% (14 Mio.kg) auf 393 Millionen Kilo. Der Rückgang betraf jedoch nicht alle Milchkategorien. Die Einlieferungen bei der Silomilch gingen um etwa 15,6 Mio. kg auf 342 Mio. kg zurück, während die Mengen an silofreier Milch auf 35,2 Mio. kg und Biomilch auf 15,5 Mio. kg stiegen.