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Darum importiert Züger Biomilch

Die Züger Frischkäse AG importiert seit 2021 Biomilch aus Deutschland, die sie als Hüttenkäse wieder exportiert. Mitinhaber und Chef Christof Züger nimmt dazu Stellung. Er sagt, dass wegen dieses Geschäfts Bio Suisse weniger Schweizer Biomilch deklassieren muss. Für ihn sitzen Milchproduzenten und Milchverarbeiter im gleichen Boot, als FDP-Nationalrat würde er sich gegen Vorstösse von Bauernvertretern wehren. 

Der «Schweizer Bauer» hat Frischkäse-Unternehmer und FDP-Nationalratskandidat Christof Züger zum grossen Interview getroffen. Am Firmensitz in Oberbüren SG  gab er Auskunft über seine Pläne mit der Frischkäsemarke Filona, die wirtschaftliche Lage der Milchproduktion und die Energiepolitik. Lesen Sie hier Teil 1 (Link einfügen). Im zweiten Teil sprach ihn der «Schweizer Bauer» auf den Veredelungsverkehr an, der mit deutscher Biomilch betreibt. Ausserdem erklärt Züger, warum er sich als Nationalrat in Bern gegen «Katastrophenmotionen» gewisser Bauernvertreter wehren will. 

«Schweizer Bauer»Im Jahr 2021 starteten Sie bzw. die Züger Frischkäse AG mit Milchimporten…

Christof Züger, Mitinhaber und CEO der Züger Frischkäse AG: Es geht dabei um Veredelungsverkehr, um Milch, die wir importieren, verarbeiten und wieder exportieren. Den Veredelungsverkehr machen wir nicht, weil es schön ist, sondern weil es leider eine Notwendigkeit ist. Und die rührt bei uns nicht vom Preis her, sondern vom Ursprung bzw. vom Label her. Unser Kunde in Deutschland,  sagt uns, er wolle biolandzertifizierten Hüttenkäse aus deutscher Milch von uns. Wir machen einen cremigeren, süsslicheren Hüttenkäse als unsere europäischen Mitbewerber. Bio Suisse könnte theoretisch eine Labeläquivalenz beantragen, das will Bio Suisse aber nicht, weil sie Bioland-Importe fürchten.

Die Knospe dient eben auch der Abschottung…

Ja, das ist so. Dann läuft es so, dass ich dem Kunden sage, ich könne nicht ausschliesslich deutsche Bioland-Milch verarbeiten, aus logistischen Gründen aufgrund seiner kurzfristigen Bestellungen. Ich sage dann, ich könne für diesen Auftrag maximal so und so viel deutsche Bioland-Milch verarbeiten. Für den restlichen Anteil verwenden wir Schweizer Knospe-Milch, was für uns im Handling viel einfacher ist. Doch in den letzten Wochen bekamen wir nicht genügend Schweizer Bio-Milch, also mussten wir zeitweise den Anteil Bioland-Milch erhöhen.

Auch der Veredelungsverkehr schafft hierzulande Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.

Natürlich. Das System hilft aber auch der hiesigen Biomilchwirtschaft. Ohne uns müsste im Frühling mehr Schweizer Biomilch deklassiert werden. Wir müssen aber jedes Jahr von neuem die Ausschreibung gewinnen, um den Auftrag weiterführen zu können. Es wäre sehr schade, wenn die Politik dieses Geschäft verhindern würde, wie es eine Motion will…

 

Meinen Sie die von Nationalrätin Meret Schneider, dass Käsereien, die ein Importgesuch für Milch für den Veredelungsverkehr stellen, keinen Anspruch mehr auf die Verkäsungszulage haben? 

Ja, das ist eine dieser Katastrophen-Motionen. Sie würde ja Sippenhaft bedeuten, so würden unsere Schweizer Milchlieferanten, die uns Milch für Käse für den Schweizer Markt liefern, die Verkäsungszulage verlieren. Sie als «Schweizer Bauer» haben eine Verantwortung in dem Sinne, dass Sie den aktiven Veredelungsverkehr und allgemein die Verarbeiter nicht pauschal verteufeln, sondern die Zusammenhänge aufzeigen. Allgemein sitzen Milchproduzent und Milchverarbeiter auf dem gleichen Ast, abwechselnd sitzt einer der beiden weiter aussen auf dem Ast. Wenn die Bauern meinen, sie kämen im Leben weiter, wenn sie die Verarbeiter in die Pfanne hauen, dann sägen sie in jedem Fall am Ast, auf dem sie selbst auch sitzen. Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft. Auch darum will ich nach Bern, denn in Bern gibt es mit Marcel Dettling, Martin Haab, Jacques Nicolet und anderen einige, die meinen, es gehe den Bauern besser, wenn sie den Ast, auf dem Bauern und Verarbeiter sitzen, so absägen, dass die Verarbeiter runterfallen. Sie bedenken nicht, dass die Bauern dann auch runterfallen werden. Bauern und Verarbeiter müssen zusammenhalten, um gegen den mächtigen Detailhandel und gegenüber den Konsumenten in eine bessere Position zu kommen. Übrigens sind inzwischen die zwei mächtigsten im Detailhandel nicht mehr die orangen, sondern die zwei blauen, weil sie den Takt vorgeben. 

Wie hoch ist Ihr Exportanteil? 

Wir machen hier in Oberbüren total 33’000 Tonnen Käse und Butter. Das ist ein Achtel der gesamten Schweizer Käseproduktion und 20% der Schweizer Butterproduktion. Wir exportieren etwa 11’000 Tonnen, das ist ein Siebtel des Schweizer Käseexportes. Und in Deutschland produzieren wir nochmals 15’000 Tonnen für den europäischen Markt. Als die Milchkontingentierung aufgehoben wurde und die Bauern 15% mehr melkten, ohne dass es dafür einen guten Absatz gab, haben wir mit ihnen zusammen neue Exportmärkte aufgebaut. Und fast als einzige haben wir diese seither auch halten und verteidigen können. Früher hätten wir ohne den Käseexport in der Schweiz viel zu viel Milch produziert. Nun ändert sich die Ausgangslage zunehmend, weil die Bevölkerung so stark wächst und die Milchproduktion bei 3,3 Millionen Tonnen Schweizer Milch bleibt. Und der Käsekonsum wächst. SMP-Präsident Boris Beuret zeigte es letzte Woche auf dem Anlass auf unserem Firmengelände: der Käsekonsum ist seit 2015 von 15 Kilogramm auf 23 Kilogramm gestiegen. Ein Plus von 40%! Das kommt daher, dass viele Leute weniger Fleisch und stattdessen mehr Käse essen, durch die Liberalisierung ist Käse im Laden auch relativ preisgünstig. Für uns ist also der Export strategisch weniger wichtig geworden. Ökologisch ist es ohnehin am sinnvollsten, die Schweizer Milch hier für den Schweizer Markt zu verarbeiten. Auch das ist eine Motivation für unser Engagement für die Marke Filona.

Christof Züger ist Mitinhaber und CEO der Züger Frischkäse AG. Er stammt aus einer Käserdynastie, schon sein Ururgrossvater war anno 1850 als Käser tätig. Er ist 1964 geboren. Nach einer Lehre als Käser machte er die Matura und schloss an der ETH Zürich als diplomierter Lebensmittel-Ingenieur ab. Während des Studiums arbeitete er bei der Firma Bühler, Uzwil SG und nahm Maschinen in Brasilien, Japan und China in Betrieb. Nach einer weiteren Tätigkeit für die B+K Industrieholding AG in Reinach BL trat er 1996 in die Firma ein, die sein Vater Edwin Züger im Jahr 1984 gegründet hatte. Zusammen mit seinem Bruder Markus Züger, der heute als Vizepräsident des Verwaltungsrats amtet, baute er seither die Firma massiv aus und internationalisierte sie. Von 1996 bis 2014 war Christof Züger auch für den landwirtschaftlichen Betrieb Züger&Züger Thur-o-san verantwortlich, in welchem Mutterschweine und Mastschweine gehalten wurden. Züger ist Vorstandsmitglied der Branchenorganisation Milch (BOM). Er ist verheiratet und hat vier Kinder. 

Kommentare (3)

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  • Holzer | 21.10.2023
    Es gibt auch solche die sollen ihr Abwasser günstig in der Thur entsorgen. Es soll aber bis jetzt nur eine Vermutung sein.
  • Werner Locher | 15.10.2023
    Hut ab vor der Leistung der Firma Züger. Nur die Aussage mit dem Ast muss präzisiert werden. Die Firma Züger hat ein für sie passendes Beschaffungsmodell indem sie Direktlieferanten hat und die fehlende Milch im Handel zukauft. Nur Milchverarbeiter und die Direktlieferanten sitzen auf dem gleichen Ast. Alle anderen Schweizer Milchbauern haben hier keinen Platz. Die grossen Angebotsschwankungen müssen von all jenen gelöst und auch finanziell ausgebadet werden, welche die Milch über den Handel verkaufen. Dank diesen stellt die Firma Züger sicher, dass sie immer genau soviel Milch bekommt, wie sie gerade braucht. Das ist gut für die Firma, aber für die Schweizer Milchproduzenten keine Lösung auf Dauer.
  • Ketzer | 15.10.2023
    Es gibt Käsereien, die strecken den schweizer Butter mit Butter aus der EU ohne es zu deklarieren.
    Aber natürlich nur im Winter wenn auf dem Schweizer Markt zu wenig Milch vorhanden ist.
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