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Hochdorf: Verkauf und Nachlassstundung

Die kriselnde Hochdorf-Gruppe verkauft ihr operatives Geschäft und geht in Nachlassstundung. Das schweizerisch-britische Private-Equity-Unternehmen AS Equity Partners hat eine Vereinbarung zur Übernahme der Hochdorf Swiss Nutrition (HSN) unterzeichnet, teilte die Gruppe am Dienstag mit.

Damit werde HSN aus der Hochdorf-Gruppe herausgelöst und unter der neuen Eigentümerschaft weitergeführt. Der Verwaltungsrat habe sich «nach sorgfältiger Abwägung mehrerer Verkaufsoptionen» entschieden, das Angebot von AS Equity Partners zum Erwerb der HSN anzunehmen, heisst es in der Mitteilung.

«Im Bestreben, den Fortbestand des operativen Geschäfts und den Erhalt damit verbundener Arbeitsplätze zu sichern, hatte sich ein Verkauf der Tochtergesellschaft HSN nach eingehender Prüfung verschiedener Alternativen als die einzige realisierbare Option erwiesen», schreibt Hochdorf.

Geschäfte sollen ausgebaut werden

«AS Equity Partners ist ein in der Schweiz und in Grossbritannien ansässiger Finanzinvestor mit einem besonderen Investitionsfokus auf Technologiefirmen in speziellen Situationen»,  heisst es weiter. Der Investor sieht Potenzial. «Die technologische Kompetenz der Hochdorf Swiss Nutrition, deren Relevanz in der modernen Ernährung und der erfreuliche Trend in der operativen Gesundung sind für uns eine überzeugende Grundlage, um dieses interessante internationale Potenzial zu erschliessen. Wir freuen uns, die 129-jährige Tradition des Unternehmens mit unserer Investition weiterzuführen», lässt sich Andreas Schulte, Gründer und Managing Partner von AS Equity Partners, zitieren.

Die Geschäfte der HSN, insbesondere im Bereich Infant Nutrition mit dem Fokus auf Swissness, sollen weiter ausgebaut werden. So soll die «verlässliche Rolle in der Schweizer Milchindustrie» gesichert werden. Ziel ist es, die Profitabilität des Unternehmens nachhaltig weiter zu verbessern. Das Unternehmen soll auch nach dem Verkauf durch jetzigen Hochdorf-Chef Ralph Siegl geleitet werden. 

15,5 Millionen Verkaufserlös

In der Vereinbarung werde das operative Geschäft von Hochdorf mit einem Unternehmenswert von 83,0 Millionen Franken bewertet. Hochdorf hat jedoch noch einen offenen Konsortialkredit von 67 Millionen, der vom Käufer übernommen wird. Abzüglich dieses Betrags fliessen laut Mitteilung noch 15,5 Millionen Franken als Verkaufserlös an die Hochdorf Holding.

Dieser Preis sei gemäss einem vom Verwaltungsrat in Auftrag gegebenen unabhängigen Bewertungsbericht als fair zu beurteilen, heisst es. Der Verkaufserlös reiche jedoch nicht, um «die erheblichen finanziellen Altlasten, insbesondere die im Jahr 2017 begebene Hybridanleihe in Höhe von 125 Millionen sowie die damit verbundenen offenen Zinszahlungen, zu begleichen», so die Mitteilung weiter.

Hochdorf Swiss Nutrition AG

Per 1. Januar 2015 wurden sämtliche Aktivitäten in der Schweiz – und aus der Schweiz heraus – in die Hochdorf Swiss Nutrition AG zusammengefasst. Die bisherigen Verkaufsgesellschaften sind seither als Geschäftsbereiche der Hochdorf Swiss Nutrition AG am Markt tätig:

  • Food Solutions: Entwicklung, Produktion und Vermarktung verschiedener Pulverprodukte aus Milch und Molke
  • Infant Nutrition: Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Premium-Produkten im Bereich milchbasierter Mama-, Baby-, Kleinkinder- und Juniornahrung

Holding überschuldet

Zudem müsse die Holding mit der Verkaufsvereinbarung die der HSN vor Jahren gewährten Intercompany-Darlehen in Höhe von 182 Millionen Franken in der Bilanz per Ende Juni 2024 vollständig abschreiben. Das führe im Einzelabschluss der Hochdorf Holding zu einer Überschuldung. Deshalb sei für die Dachgesellschaft ein Gesuch um provisorische Nachlassstundung und Einsetzung eines Sachwalters gestellt worden, heisst es.

Das zuständige Gericht habe dem Gesuch stattgegeben und damit die Ermächtigung zum Vollzug der Transaktion erteilt. Der Deal muss allerdings noch von den Aktionären abgesegnet werden. Dafür hat Hochdorf eine ausserordentliche Generalversammlung für den 18. September 2024 einberufen.

ZMP zweitgrösster Aktionär

Die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) sind ein gewichtiger Aktionär der Hochdorf Holding. Über die ZMP Invest AG besitzen die ZMP knapp 18 Prozent der Gruppe. Hinter Amir Mechria (20,7%), dem Chef des Zuger Babynahrungsherstellers und Hochdorf-Grosskunden Pharmalys, sind sie damit zweitgrösster Aktionär. Die ZMP sind zudem Mehrheitsaktionär der Emmi (53 Prozent). 

Weitere grössere Aktienpakete an Hochdorf halten der Bermont Master Fund (CI) LP aus Georgetown auf den Cayman Islands mit 14,55% und die Innovent Holding AG, M. Weiss & Co AG und Familie Weiss aus Wollerau SZ. Auch die Newlat-Gruppe gehört zu den Aktionären.

Aktionären droht Totalverlust

Dort werde auch die Umbenennung der Hochdorf Holding und die Dekotierung der Aktien von der Schweizer Börse beantragt. Das Management und der Verwaltungsrat bittet die Aktionäre in dem Halbjahresbericht, der Transaktion zuzustimmen.

Man sei sich bewusst, dass der Entscheid aus finanzieller Sicht für die Aktionäre «nicht einfach» sei, weil aus dem Verkaufserlös nicht genügend Mittel an die Holding fliessen zur Tilgung der Schulden aus dem vorrangig zu bedienenden Hybrid-Bond, «geschweige denn für Ansprüche der Aktionäre». Das könne für Aktionäre und Obligationäre bis hin zu einem totalen Verlust ihrer Investitionen führen, was man ausserordentlich bedaure.

Lohnveredelung bei Milchregulierung

Der Nettoerlös im ersten Halbjahr 2024 betrug 145.7 Mio. Fr. (-5.5% im Vergleich zu 2023). Der Bereich «Food Solutions» trug 106.8 Mio. Fr. zum Nettoerlös bei, ein Plus um 3.3%. Der Nettoerlös im Bereich «Infant Nutrition» (Babynahrung) ging um 23.2% auf 38.9 Mio. Fr. zurück, weil die Auslieferungen an einen Grosskunden temporär unter den budgetierten Mengen blieben, schreibt Hochdorf. Die Bruttomarge entwickelte sich stabil: sie lag für das erste Halbjahr 2023 bei 30.5% und für das erste Halbjahr 2024 bei 30.2%.

Hochdorf äussert sich auch zum Milchmarkt. Hier herrsche trotz Überangebot weiterhin ein hohes Preisniveau. «Durch die erneute Erhöhung des Milch-Richtpreises ab dem 1. Juli 2024 (Red. +2,5 Rp. auf 80,5 Rp./kg) verstärkt wird», heisst es in der Mitteilung. «Angesichts dieser Situation verfolgt Hochdorf eine konsequente Strategie der Lohnveredelung bei der Milchregulierung und richtet die Milchsegmentierung auf bestätigte Verkaufsmengen aus, um das Risiko für das Unternehmen zu minimieren», so das Unternehmen weiter.

Mit dem vereinbarten Verkauf der Hochdorf Swiss Nutrition wird diese Tochtergesellschaft in der konsolidierten Halbjahres­rechnung der Hochdorf-Gruppe zu Veräusserungs­werten bilanziert. Dies führte aufgrund der Altlasten zu Wertminderungen gegenüber dem Buchwert in Höhe von 141.3 Mio. Fr Entsprechend resultierte ein buchhalterischer Nettoverlust von 141.5 Mio. Fr.

Kommentare (5)

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  • Daneli | 27.08.2024
    Warum springt der Bund nicht ein? Für die Milchwirtschaft ist Hochdorf systemrelevant. Man arbeitet im Gewinnbereich. Bei einer Bank wäre er sofort zur Stelle.
    • Holsteinkuh | 29.08.2024

      weil Die die ihr Geld bei Hochdorf verlieren für den den Bund weniger wichtig sind als die Grossanleger der Banken. alles schon erlebt bei swissdairyfood.

  • Kann mir | 27.08.2024
    jemand diesen Artikel auf Deutsch übersetzen?
    • Andreas Willy Rothenbühler Chironico | 27.08.2024
      Auf gut Deutsch :
      Das ganze ist eine oberfaule Geschichte.
      Jahrelang zahlte sich Verwaltung und Direktion hohe Entschädigungen, für extreme Fehlentscheidungen.
      Und jetzt schleichen Sie sich feige davon.
      Die Konsequenzen werden am Schluss, die verbliebenen Milchproduzenten tragen.

      Die neuen Besitzer haben keine Geschenke zu verteilen.
  • Kann mir | 27.08.2024
    jemand diesen Artikel auf Deutsch übersetzen?
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