
Damit der Butterberg nicht zu sehr wächst, müssen die Milchbauern nun weniger melken oder C-Milch abgeben.
David Marsden
Der Schweizer Milchmarkt war bis vor kurzem in einem gesunden Gleichgewicht. Die Milchprodukte sind im In- und Ausland gut nachgefragt. Doch am 7. August zogen dunkle Wolken über dem Schweizer Milchhimmel auf. Auch auf Käse und Schokolade erhebt die USA seither einen Strafzoll von 39%.
Die Branche rechnet damit, dass ein grosser Teil der bisher rund 100 Mio. kg Milch pro Jahr, die in Form von Käse (2024 wurden über 50 Mio. kg Milch für Gruyère-Exportkäse verarbeitet) und als Bestandteil von Schokolade in die USA exportiert wurden, gefährdet sind.
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Im besten Fall nicht produziert
Aus diesem Grund wurde die Branchenorganisation Milch (BOM) aktiv und rang um die passenden Massnahmen, um den Milchmarkt zu entlasten. Am vergangenen Freitag beschloss der BOM-Vorstand dann befristete Massnahme für die Periode Oktober 2025 bis Juni 2026. Wie gesagt geht es um rund 100 Mio. kg zusätzlich anfallende Milch. Die Zahl entspricht knapp 3 % der gesamten Schweizer Milchmenge oder etwa 5000 t Butter. Anders ausgedrückt: der Milch von jeder 33. Kuh.

Peter Hegglin ist Ständerat (Mitte/ZG) und Präsident der Branchenorganisation Milch.
parlament.ch
«Im besten Fall wird diese Milch nicht mehr produziert», sagt BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler im Gespräch mit dem «Schweizer Bauer». Er geht aber nicht davon aus, dass die Bauern so viel mehr Kühe schlachten werden, wie es bräuchte, um die Milchproduktion zu drosseln. Die zusätzliche Milch wird dann vor allem von den Milchverarbeitern Emmi und Cremo zu Butter verarbeitet, die wiederum exportiert werden muss, weil das Butterlager zurzeit mit rund 6’000 t bereits deutlich über dem gewohnten Rahmen liegt.
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Neue Spielregeln
Mit den am Freitag getroffenen Massnahmen hat die BOM die Spielregeln aufgestellt. «Die Verarbeiter und Exporteure können nun planen und mit ihren Produzentenorganisationen verhandeln», sagt Kohler. Eine Massnahme der BOM ist, dass mit rund 11 Mio. Franken aus dem Fonds Regulierung 2’000 t Rahm und 2’000 t Butter im Export unterstützt werden. Finanziert wird der Fonds Regulierung durch 20% des Einzugs der «Zulage für Verkehrsmilch», der 2019 in Kraft getretenen Nachfolgelösung Schoggigesetz.
«Der Erstmilchkäufer muss den Produzenten frühzeitig die Milchmengen in den entsprechenden Segmenten ankündigen.»
Weiter sollen die Schoggiexporte unterstützt werden. Hier geht es um eine auf neun Monate befristete Erhöhung der bereits bestehenden Stützung aus dem Fonds Rohstoffverbilligung für Exporteure von Schokolade und anderen verarbeiteten Nahrungsmitteln. Diese Massnahme soll rund 5 Mio. Franken kosten und insbesondere dem Veredelungsverkehr und somit auch dem Butterberg entgegenwirken.
Kohler bestätigt, dass der Veredelungsverkehr in den letzten Jahren deutlich zunahm. So seien im letzten Jahr 4’953 t Vollmilchpulver, 732 t Magermilchpulver und 2’076 t Butter im sogenannten Veredelungsverkehr importiert, verarbeitet und wieder exportiert worden.
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Freiwilligkeit muss garantiert sein
Wie die BOM mitteilt, ist die Exportstützung für Butter und Rahm teilweise an die Bedingung geknüpft, dass das exportierte Milchfett aus C-Milch hergestellt worden ist. «Damit wird im Schweizer Milchmarkt erstmals seit 2018 wieder C-Milch gehandelt», bestätigt Kohler. Im Gegensatz zu früheren Phasen erfolge eine hohe indirekte Stützung der C-Milch im Umfang von rund 18 Rp./kg Milch, sodass hier ein Preisniveau erreicht werde, das sehr nahe am Preis für Milch im B-Segment liege.

Stefan Kohler ist Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch.
zvg
Für die Milchproduzenten soll aber die Lieferung von C-Milch freiwillig sein. Das heisst, jedem Produzenten steht es frei, anstelle von C-Milch seine Produktion um diese Menge zu kürzen. Kohler erklärt: «Der Erstmilchkäufer erhält keine Vorgabe, wie er diese Freiwilligkeit umsetzen muss, er muss die Freiwilligkeit aber garantieren können. Der Erstmilchkäufer muss den Produzenten also frühzeitig die Milchmengen in den entsprechenden Segmenten ankündigen.»
18 Rp./kg gehen an Produzenten
Erstmilchkäufer ohne Möglichkeit für C-Milch – wie die Elsa – hätten der BOM zugesichert, dass sie ebenfalls zeitlich beschränkt vergleichbare Massnahmen zur Entlastung des Milchmarkts ergreifen würden. Kohler sagt, dass die hohe Stützung mit den 18 Rp./kg «eins zu eins» den Milchproduzenten zugutekomme.
«Exporteure erhalten für exportierte Milch in Form von Butter, also C-Milch, aktuell umgerechnet 37 Rp./kg. Verarbeiter resp. Exporteure erhalten für solche Milch ab Oktober zudem 18 Rp./kg aus dem Fonds. Die Milchhandelspartner wissen nun also, dass sie für diese C-Milch 55 Rp./kg von den Verarbeitern einfordern können.»
Mit einer hohen Stützung von 18 Rp./kg habe die BOM dafür gesorgt, dass die Verarbeiter, die Regulierungsarbeit übernähmen, genügend Milch einkaufen könnten, ohne den Butterexport querfinanzieren zu müssen, erläutert der BOM-Geschäftsführer. Der BOM-Vorstand hat zudem entschieden, den A-Richtpreis für Molkereimilch unverändert bei 82 Rp./kg zu belassen. Die letzte Preisanpassung erfolgte per Anfang Juli 2024. Damals wurde der Richtpreis um 3 Rp. angehoben.