Unter dem Motto «Ein faires Einkommen für die Landwirte jetzt!» richteten die Demonstrantinnen und Demonstranten ihre Forderungen an die parallel tagenden EU-Agrarminister, an die Europäische Kommission und das Europaparlament, wie das European Milk Board (EMB) mitteilte.
Friedlicher Protest
Die Dachorganisation europäischer Milchbauern aus mehr als 15 Ländern organisierte den Protest. Die Demonstranten kamen mit grossen Kuhfiguren in ihren jeweiligen Landesfarben. Dies sollte die Vielfalt der Bewegung symbolisieren. Im Gegensatz zu früheren Bauernprotesten in der belgischen Hauptstadt blieben die Landwirte am Montag friedlich. Offizielle Teilnehmerzahlen lagen zunächst nicht vor.
Die Polizei hatte Bürgerinnen und Bürger vor der Demonstration aufgefordert, nicht mit dem Auto, sondern öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu kommen. Die örtlichen Verkehrsbetriebe kündigten an, dass mehrere Busse wegen der Proteste umgeleitet würden.
Faire Preise
«Wir sehen seit Monaten Proteste der Landwirten in ganz Europa. Es ist offensichtlich: Das Agrarsystem muss reformiert werden», hielt der Vorsitzende des EMB, Kjartan Poulsen, fest. «Eine faire Landwirtschaft, ein faires Einkommen müssen das Ziel für die Reformen sein. Es reicht nicht mehr aus, Schwierigkeiten zu umschiffen – wir müssen die Wurzel des Problems angehen und echte Veränderungen schaffen», so der gebürtige Däne.
«Schaut man sich die Einkommen der Landwirte an, dann sieht man, dass wir jahrelang nicht einmal 50 Prozent des EU-Durchschnittseinkommens bekommen haben. 2016 lagen wir sogar unter 40 Prozent und 2021 haben wir das erste Mal überhaupt erst einen Wert über der 50 Prozentmarke erreicht», erkläre EMB-Vizepräsident Elmar Hannen. «Das ist nicht nur eine ernstzunehmende Schieflage, sondern eine Katastrophe für die Landwirten und ihre Familien sowie auch für die europäische Ernährungssicherheit», sagte der Deutsche weiter.
«Wir vom EMB fordern daher, diese Möglichkeit zum Weiterproduzieren und zum Einstieg jetzt zu schaffen, machte Hannen deutlich. Die Politik müsse einen Rahmen für faire Einkommen in der Wertschöpfungskette installieren, so dass kostendeckende Preise an die Milchbauern realisiert werden können. «Denn sonst verlieren wir gemeinsam mit den Produzenten auch unsere Fähigkeit, ausreichend Nahrungsmittel in der EU zu produzieren, ergänzt Hannen. Junge Menschen würden von der Perspektivlosigkeit abgeschreckt und sähen keine Möglichkeit, in die Produktion einzusteigen. Auch als Voraussetzung für erfolgreiche Umwelt- und Klimamassnahmen seien kostendeckende Preise essentiell notwendig.