Der Freiburger Milchverarbeiter steht ohne Direktor da. Hervé Perret, der erst seit Juli 2020 das Unternehmen leitet, hat entschieden, seinen Posten sofort zu verlassen. Cremo will in den nächsten Tagen die Neuorganisation kommunizieren.
Hervé Perret ist bei Cremo nicht richtig angekommen. Denn nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt verlässt er das Unternehmen bereits wieder.
Neuorganisation wird in Bälde kommuniziert
«Hervé Perret hat entschieden, sich beruflich neu zu orientieren und seinen Posten als Direktor des Unternehmens zu verlassen», teilt das Unternehmen am Montagabend mit. Der Lebensmittelingenieur ETH wurde von seinen Verpflichtungen freigestellt. Gleichzeitig wurde ihm die Zeit eingeräumt, die Dossiers an die Geschäftsleitungskollegen zu übergeben.
Der Milchverarbeiter habe die erforderlichen Vorkehrungen getroffen, um das reibungslose Weiterfunktionieren des Unternehmens sicherzustellen. In den nächsten Tagen will Cremo die Neuorganisation der Geschäftsleitung zuerst intern und anschliessend extern kommunizieren.
Verwaltungsrat überrascht
Der Abgang erwischte Cremo auf dem falschen Fuss. «Perret hat seinen Rücktritt eingereicht und der Vorstand hat ihn akzeptiert. Wir konnten uns nicht auf eine gemeinsame Lösung einigen, wie das Unternehmen zu führen ist», sagte Alexandre Cotting, Präsident des Verwaltungsrats von Cremo, zur Zeitung «La Liberté».
Für Cotting kam der rasche Abgang des Direktors unerwartet. «Ich bin überrascht, dass Hervé Perret das Unternehmen bereits wieder verlässt», sagt er weiter.
Perret folgte aus Nobs
Perret war vor seiner Tätigkeit bei Cremo während 13 Jahren als CEO der ASM Aerosol Service und zuletzt als Chef der Topwell Apotheken tätig. Der Romand, der auch einwandfrei Deutsch spricht, verfügt über mehrjährige Berufserfahrung in der Milchindustrie und in der Lebensmittelproduktion. Perret setzte sich gegen 20 Kandidaten durch. Die Wahl im Verwaltungsrat fiel gemäss «La Liberté» einstimmig aus.
Hervé Perret trat Anfang Juli 2020 die Nachfolge von Paul-Albert Nobs an. Dieser trat 1983 in den Konzern ein, 1995 wurde er zum Direktor ernannt. «Nobs hat die Stärkung des Unternehmens mit viel Weitsicht vorangetrieben und die industrielle Infrastruktur ausgebaut», lobte der Verwaltungsrat das Schaffen des langjährigen Chefs.
Cremo realisierte 2019 einen Umsatz von 491,8 Millionen Franken, das waren 16,6 Millionen mehr als im Vorjahr. Das Ergebnis vor Abzug der Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag bei 18,7 Millionen Franken, das waren 5,7 Millionen mehr als 2018. Nachdem Cremo zwei Jahre lang einen Verlust auswies, gelang 2019 die Wende. Das Unternehmen erzielte einen Gewinn von 415’000 Franken. Die Eigenmittelquote liegt bei 57%.
Die verarbeitete Milchmenge sank 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 3,4% (14 Mio.kg) auf 393 Millionen Kilo. Der Rückgang betraf jedoch nicht alle Milchkategorien. Die Einlieferungen bei der Silomilch gingen um etwa 15,6 Mio. kg auf 342 Mio. kg zurück, während die Mengen an silofreier Milch auf 35,2 Mio. kg und Biomilch auf 15,5 Mio. kg stiegen.
- geringer Milchpreis
- geringe Wertschöpfung
- geringer Gewinn
Ganz nach dem Muster der alten Toni-Lait: wenn schon wir Bauern nichts verdienen, soll auch der Verwerter nichts verdienen......
Cremo der Liebe- Emmi der Böse