Auf dem Käsemarkt ist die Situation derzeit angespannt bis schlecht.
SCMFromarte-Präsident Hans Aschwanden an der DV 2023. in Rorschach.
Daniel Salzmann
Die Fromarte, der Verband der gewerblichen Käser, stellt fest, dass sich das Umfeld für ihre Mitglieder erheblich verschlechtert hat. Sie verlangen von den Milchproduzenten Mehrleistungen, ohne sie abgelten zu wollen.
Fromarte-Präsident Hans Aschwanden eröffnete die Versammlung im Haus Würth direkt am Bodensee in Rorschach SG mit einem umfassenden Jahresbericht. «Im Käseabsatz ist nach zwei Rekordjahren im Jahr 2022 wieder die Realität eingekehrt.» Die Fromarte-Tochterfirma Käser Treuhand AG habe viel Arbeit gehabt. Denn die höheren Energiepreise trafen viele Käsereibetriebe hart, und einige litten zusätzlich unter dem unrentablen Schweinestall, der oft zum Käseunternehmen gehört.
Mehrleistung ohne Prämie
Fromarte-Direktor Jacques Gygax sprach unter anderem zum Markt. Die Konsumenten seien preissensibler geworden, insbesondere in Deutschland. Der A-Richtpreis für Molkereimilch, den der Vorstand der Branchenorganisation Milch (BOM) bestimmt, wird laut Gygax aller Voraussicht nach bei 81 Rp./kg bleiben trotz international deutlich gesunkener Milchpreise. In der BOM wird die Fromarte beantragen, dass die Verarbeiter von der allgemeinen Milchzulage in der Höhe von 5,0 Rp./kg nicht «nur» 4,5 Rp./kg einziehen, sondern den gesamten Betrag. Eine klare Position hat Fromarte zur Weiterentwicklung des sogenannten Grünen Teppichs. Dort sollen neue Pflichten für Milchproduzenten und Milchverarbeiter dazukommen. Gygax erinnerte daran, dass im BOM-Vorstand ein Vorschlag keine Mehrheit gefunden habe («für gewisse ging es zu weit, andern ging es zu wenig weit»).
«Geht um Markterhaltung»
Für Fromarte ist klar: Die Milchproduzenten sollen für die Einhaltung der neuen Auflagen mit keiner Prämie entschädigt werden. Es gehe um Markterhaltung, so Gygax. Das heisst, die Käser meinen, die Bauern müssten das machen, damit sie und die ganze Branche in Zukunft überhaupt noch so viel Milch und Milchprodukte verkaufen können. Wer nach einer Übergangsfrist die Kriterien für den neuen Teppich nicht erfülle, der soll laut Gygax insofern bestraft werden, als ihm die bisherige Prämie von 3,0 Rp./kg gestrichen werden soll. In einer Zeit sinkender Milchpreise und gestiegener Kosten dürfte das für viele Milchproduzenten keine leicht verdauliche Kost sein.
Verzögerung bei QM-Branchenleitlinie
Die Fromarte hatte im vergangenen Jahr auch sonst mit mehreren Herausforderungen zu begegnen. Es gab eine Verzögerung bei der Branchenleitlinie QM Fromarte, wie Fromarte-Präsident Aschwanden sagte. Dabei bedeutet QM wie in der Regel: Qualitätssicherungs- und Managementsystem. Das habe die Akzeptanz bei den Abnehmern geschwächt.
Direktor Gygax sagte gar: «Die Verzögerung hat bei den Abnehmern die Vertrauensfrage aufgeworfen.» Erst am 27. Januar 2023 habe das Bundesamt für Veterinärwesen und Lebensmittelsicherheit die Genehmigung erteilt, so Aschwanden. Er sagte: «Wir haben daraus gelernt und werden die Branchenleitlinie in Zukunft laufend aktualisieren, um solche Verzögerungen zu vermeiden.» Auch bei der Branchenlösung Arbeitssicherheit gibt es Hürden, hier wurde laut Gygax eine Rezertifizierung nicht bestanden, in diesem Herbst folgt ein Nachaudit. Die zwei Beispiele zeigen wohl vermutlich eher, wie die behördliche und parastaatliche Regulierung immer neue Blüten treibt, als dass bei Fromarte nicht intensiv und präzise gearbeitet würde.
Von zwei Personen getrennt
Eine grosse Herausforderung gab es auch im Bereich Bildung. Hier hat Aschwanden am 1. Januar 2023 das Präsidium des Schweizerischen Milchwirtschaftlichen Verbandes (SMV) übernommen. Dieser bildet die Organisation der Arbeit (OdA) im Bereich Milchwirtschaft. Hier wechseln sich jeweils gewerbliche Käser (Fromarte) und Milchindustrie (Vereinigung der schweizerischen Milchindustrie/VMI) für vier Jahre im Präsidium ab.
Unter dem Noch-Präsident und Emmi-Mann Thomas Arnold entstand im letzten Jahr offenbar ein starker zeitlicher Verzug bei der Organisation der Qualifikationsverfahren (QV). «Dank der grossen Flexibilität der Lehrbetriebe und Experten konnten die QV trotzdem termingerecht abgeschlossen werden. Das Image der alten Geschäftsführerin Karin Imboden erlitt aber einen grossen Kratzer. (…) Als Konsequenz haben wir im Dezember 2022 beschlossen, uns von Frau Imboden zu trennen», sagte Aschwanden vor den Delegierten in Rorschach SG.
Einen weiteren Abgang, der laut den Worten von Aschwanden als unfreiwillig verstanden werden muss, betraf im letzten Jahr die Geschäftsstelle von Fromarte. «Per Ende Oktober haben wir uns von Roger Handschin, stellvertretender Direktor, getrennt. Wir wünschen ihm alles Gute für die Zukunft.» Dafür sei Josef Gut, ehemaliger Sbrinz-Käser, per 1. Januar 2023 eingestellt worden. Hervorgehoben wurde, dass Christian Schmutz am 1. April 2023 bereits seit 15 Jahren bei der Fromarte arbeitet.
Hoffen auf Grillwetter
Es ist Tradition, dass an der Fromarte-DV auch über den Schweinemarkt orientiert wird. Noldi Windlin, Mitglied des Suisseporcs-Zentralvorstandes (ZV), sagte: «Wir haben es gesehen: All unsere Fortschritte bei Fleischqualität und Gesundheitswesen nützen nichts, wenn die Produktion überbordet.» Die mithilfe von Bundesgeldern eingefrorenen Schweinehälften kämen nun auf den Markt, hoffentlich vor dem Sommer, der hoffentlich zum Grillieren einlade. Der ZV entscheide im Juni über das vorgeschlagene Jagerpreismodell, das am 1. September starten soll. Die Börse werde aber nicht abgeschafft.
Windlin legte auch eine Grafik zum Fleischkonsum pro Kopf auf: immer weniger Schweinefleisch, immer mehr Geflügel. Aschwanden sagte: «An mir kanns nicht liegen, denn ich esse nur Fleisch von vierbeinigen Tieren», und empfahl, beim anschliessenden Käse- und Fleischapéro herzhaft zuzugreifen. Aschwanden freut sich auch auf die Konferenz zum Rohmilchkäse vom 11. bis 13. Oktober in Grangeneuve FR.
Wertvolle Immobilie
Der Fromarte gehört die Liegenschaft Gurtengasse 6 in der Altstadt von Bern. Sie wirft pro Jahr gegen eine halbe Million Franken ab. Ohne die Liegenschaft wäre das Jahresergebnis deutlich negativer als minus 139’000 Fr. ausgefallen. Der Verband müsste sich also ohne Liegenschaft anders aufstellen. Die Gurtengasse 6 liegt einen Katzensprung vom Bundeshaus entfernt und hat unter anderem eine Kaffeebar und eine Anwaltskanzlei als Mieter. Die Immobilie steht mit einem Wert von 6 Mio. Fr. in der Bilanz. Direktor Jacques Gygax wies darauf hin, dass der Marktwert deutlich höher läge. sal
4 Responses
grosszügige Käserhaltung hat schon Gotthelf treffend beschrieben.
Für Fromarte ist klar: Die Milchproduzenten sollen für die Einhaltung der neuen Auflagen mit keiner Prämie entschädigt werden.
… Das sind wahre Partner….
So wie ich diesen Bericht lese, kommt es mir vor als ein kampf, käser gegen bauern! Liebe fromarte ohne uns braucht es euch nicht! Silo ist viel einfacher….gerade in diesem jahr.
noch Silo ist nicht ganz eifach !!