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Nun kommt die «Klimastar-Milch»

 

Die Treibhausgasemissionen sollen sinken, auch in der Landwirtschaft. Dazu lancieren die Milchverbeiter Emmi und Nestlé zusammen mit den Milchproduzentenorganisationen Aaremilch und den Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) das Ressourcenprojekt «Klimastar-Milch». Die Emissionen sollen gesenkt werden. Die Bauern erhalten eine Prämie und einen Milchpreiszuschlag.

 

Gemäss Schätzungen der Vereinten Nationen liegt der Anteil der Milchwirtschaft am weltweiten CO2-Gesamtausstoss bei rund 3 Prozent. Bezüglich Emissionen liegt sie in etwa gleichauf wie der Flugverkehr.

 

«Dennoch gilt es, insbesondere hinsichtlich des für das Klima schädlichen Methanausstosses von Kühen, Lösungen zu finden», heisst es in der Medienmitteilung. Fortschritte im Bereich Klimaschutz sei auch Urinteresse der hiesigen Landwirtschaft und Milchverarbeiter.

 

300 Betriebe, 60 Millionen Kilo Milch

 

Milchkühe seien Teil einer nachhaltigen, an die lokalen Gegebenheiten angepassten Landwirtschaft, halten die beteiligten Organisatoren fest. «Als Teil eines biologischen Kreislaufs wandeln diese für die direkte menschliche Ernährung nicht nutzbares Gras in nährstoffreiche Milch um», heisst es weiter.

 

Die «Klimastar-Milch» soll die Grundlage für eine graslandbasierte, ressourcenschonende und standortgerechte Schweizer Milchwirtschaft schaffen. Zudem soll es gelingen, diese auch langfristig erfolgreich zu positionieren. Mit einem Massnahmenmix wird eine Reduktion der Treibhausgasemissionen aus der landwirtschaftlichen Milchproduktion um durchschnittlich 20 Prozent angestrebt.

 

Die Initiative wird vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) unterstützt und wird rund 300 landwirtschaftliche Pilotbetriebe umfassen. Die Produktionsmenge umfasst pro Jahr rund 60 Millionen Kilo. Begleitet wird das Projekt von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen BE sowie die ETH Zürich das Projekt.

 

Ein Betrieb, der bereits in der Ausgangslage klimafreundlich und standortangepasster produziert, muss entsprechend weniger einsparen, um die wirkungsorientierten Prämien zu erhalten.
zvg

 

Betriebe verpflichten sich für 6 Jahre

 

Das Projekt ist auf sechs Jahre ausgelegt. Jeder Betrieb wird mindestens einmal kontrolliert. Wer sich für das Programm anmeldet, verpflichtet sich für 6 Jahre. Betriebsaufgabe, Milchkäuferwechsel und Änderungen der Programm-Bedingungen sind mögliche Gründe für eine frühzeitige Abmeldung.

 

«Ein Betrieb, der sich anmeldet, muss Interesse an der Thematik haben und darin eine Chance sehen, einen Teil beizutragen, aktiv mitzugestalten, die Nachhaltigkeit in der Schweizer Milchbranche zu verankern», heisst es auf der Website. Wird die «Klimastar-Milch» zum Standard für alle? Das sind die Promotoren zurückhaltend. «In welcher Form das generierte Wissen aus dem Programm «Klimastar-Milch nach Abschluss 2027 für finanzielle Anreizsysteme – Direktzahlungen und/oder Marktprämien -  eingesetzt werden kann und soll, ist offen», heisst es weiter. Ein Betrieb, der bereits mitmache, rüste sich für die Zukunft.

 

Fütterung, Herdenmanagement, Energie, Hofdünger

 

Die Ziele sind ehrgeizig: Die Treibhausgas-Emissionen sollen um 20 Prozent sinken. Gemessen wird dies an den CO2-Emissionen pro Liter Milch und am absoluten CO2-Ausstoss der Milchproduktion. Dabei wird bei vier Punkten angesetzt: Fütterung, Herdenmanagement, Energie, Hofdünger.

 

Fütterung
Kraftfutter, Futterration optimieren​
Komponenten Kraftfutter anpassen​
Wiesenfutterqualität verbessern​
​Futterzusätze einsetzen​
Milchharnstoff senken und optimieren​

 

Herdenmanagement
Milch- Fleischverhältnis optimieren
SpermaSexing einsetzen
Tiergesundheit steigern
Fruchtbarkeit verbessern
Zuchtwert verbessern (IFF, IPL -Werte)
Tierwohl steigern
Vorzeitige Kuhabgänge mindern

 

Hofdünger
CH4-Reduktion in Biogasanlage
Gülleansäuerung

 

Energie
Ökostrom beziehen
Eigenverbrauch PV-Anlage

 

Zusätzliche Massnahmen für Vertiefungsbetriebe
Ausscheidung Ackerflächen, Wiesenfutter zukaufen​
Zwischenfrüchte futterbaulich nutzen​
Flächentausch mit Ackerbetriebe
Zukauf Wiesenfutter aus ackerbaulich nicht geeigneten Flächen​
Auslagerung Remontierung auf ackerbaulich nicht geeignete Flächen

 

Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz

 

Auch bei der Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz wird ein Reduktionsziel von je 20 Prozent angestrebt. Von Nahrungsmittelkonkurrenz spricht man, wenn bei Tieren Futtermittel zum Einsatz kommen, die auch für die menschliche Ernährung geeignet wären. Flächenkonkurrenz entsteht, wenn Futtermittel von Ackerflächen stammen, auf denen auch Nahrungsmittel angebaut werden könnten.

 

«Mit Hilfe von ressourcenschonenden Fütterungsmethoden und einer graslandbasierten Milchproduktion sollen diese unerwünschten Wechselwirkungen vermindert bzw. reduziert werden. Das Thema Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz wird in einer Vertiefungsgruppe mit mind. 96 Betrieben untersucht», heisst es auf der Website der Klimastar-Milch.

 

Die teilnehmende Milchproduzenten erhalten eine «praxisnahe und betriebsspezifische Analyse des CO2-Fussabdrucks ihrer Milch». «Daraus werden dann individuelle, an Standort angepasste Strategien zur Emissionsreduktion erarbeitet», heisst es in der Mitteilung. Die Milchbetriebe sind frei in der Wahl der Massnahmen. Jeder Betrieb hat Einblick zu Vergleichszahlen seiner Betriebsgruppe und kann sich so einordnen. 

 

In der Umsetzungsphase erfolgt die Abgeltung der Massnahmen wirkungsorientiert über eine Milchprämie.
Ehrecke

 

Prämienmodell

 

Für die Milchproduzenten entscheidend ist, wie die Mehrleistungen honoriert werden. Gemäss den Initiatoren soll ein «wirkungsorientiertes Prämienmodell positive Anreize zur Umsetzung» schaffen. «Ein Betrieb, der bereits in der Ausgangslage klimafreundlich und standortangepasster produziert, muss entsprechend weniger einsparen, um die wirkungsorientierten Prämien zu erhalten», schreiben sie auf der Website. 

 

Zur Abgeltung der notwendigen Anstrengungen des Milchviehbetriebes für die Planung der Massnahmen, Datenerfassung und Teilnahme Workshops werden pro Jahr und Betrieb folgende Basisprämien ausbezahlt. Beim Programm wird unterschieden zwischen Startphase (2022 und
2023) und Umsetzungsphase (2024 bis 2027).

 

Die Startphase 
Sie legt die Grundlage für die Umsetzungsphase. Der Betrieb mit mindestens 6'000 Franken (Umsetzungsprämie) pro Jahr entschädigt für die Teilnahme an Datenerhebungen sowie zur Deckung der Kosten für die Planung und Umsetzung von mind. 8 Massnahmen, davon 6 die sich erst mittel- bis langfristig auf die Betriebskennzahlen auswirken.

 

Falls in der Startphase einzelne Betriebe die wirkungsorientierte Prämie (siehe Umsetzungsphase) von 6'000 Franken übertreffen, wird diese bereits wirkungsorientiert ausbezahlt. Beim Start des Projekts kann sich der Betrieb entscheiden von der Umsetzungsprämie und den damit verbundenen Verpflichtungen abzusehen und sich gleich wirkungsorientiert entschädigen zu lassen.

 

Umsetzungsphase 

 

Hier erfolgt die Abgeltung der Massnahmen wirkungsorientiert über eine Milchprämie. Der Betrieb muss dazu seine in der Startphase gesetzten Betriebsziele erreichen. Bei 100% Zielerreichung besteht Anspruch auf 3 Rappen pro kg Milch, bei tieferer Zielerreichung entsprechend weniger bis zu 0 Rappen. Beim Übertreffen der Zielvorgaben entsprechend mehr bis maximal 5 Rappen. Milchpreisabzüge bei Nichterfüllen gibt es keine. 

 

Die Milchprämie wird rückwirkend aufgrund der Zielerreichung im vorangehenden Kalenderjahr auf der gelieferten Jahresmilchmenge, die dem Erstmilchkäufer verkauft wurde, ausbezahlt. Die Prämienauszahlung ist budgetorientiert. Wenn Widererwarten im Mittel der Betriebe mehr als 3 Rappen Prämie resultieren, oder die Milchmenge die 60 Mio. kg übersteigt, wird die Prämie entsprechend angepasst.

 

Die maximale Betriebsprämie beträgt 30'000 Franken pro Jahr.

 

Wie anmelden

 

Wie muss man vorgehen für eine Teilnahme? Der Betrieb meldet sein Interesse mit dem Anmeldeformular bei seinem Erstmilchkäufer an. Bei positivem Entscheid des Erstmilchkäufers wird der Betrieb auf der Online Datenbank KLIR registriert. Als erster Schritt werden an einem Gruppenanlass die Betriebsdaten erhoben zu Milchviehherde, Fütterung und Hofdünger. Damit wird die betriebsspezifische Ausgangslage bestimmt.

 

Aufgrund dieser Betriebskennzahlen wird mit dem Programm KLIR berechnet, wie viel Treibhausgase pro kg Milch auf dem Betrieb ausgestossen werden.  Nebst der Berechnung der Treibhausgase wird mit KLIR auch die Nahrungsmittelkonkurrenz der aktuellen Futterration berechnet.  Zusätzlich zur KLIR-Analyse wird hier noch die Eignung der Futterfläche für Ackerbau und darauf basierend die aktuelle Flächenkonkurrenz berechnet. Nebst den Zielbereichen Verminderung Treibhausgase und Nahrungsmittelkonkurrenz wird bei den Betrieben im Modul Vertiefung zusätzlich der Zielbereich Flächenkonkurrenz angefügt.

 

Hier geht’s zur Anmeldung

Kommentare (21)

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  • Auch ohne Milch sehr glücklich | 23.02.2022
    Auch nicht mehr melken ist sehr klimafreundlich und bringt dem Bauern mehr Lebensqualität.
    Keine Auflagen mehr, keine Kontrollen, kein Preisdiktat, keine gebundenen Zeiten..... wer nicht mehr investiert hat...kann sich all diese Vorteile leisten.... die anderen.... Pech gehabt!!
  • Thurgauner | 23.02.2022
    Kunstwiesen auf der Erde sind gesünder fürs Weltklima;als grüne Brüder mit Laptop.Und Stier ist auch besser als grüne Schwänzlinger.
  • Hans | 22.02.2022
    Ich bin auch ein junger, weltoffener Landwirt. Aber jeden Chabis müssen wir Landwirte doch nicht mitmachen. Es schmerzt mich immer wieder wenn ich sehe was gewisse Landwirte für ein paar Fränkli DZ alles machen, ja sprich wie weit sie sich herablassen...besser Produktion optimieren und Wertschöpfung steigern... Und unabhängig bleiben!
  • Nix von Nix | 22.02.2022
    Wer bremst eigentlich den BOM GF? Der versucht krampfhaft alle Ideen in seinen SMG Standard einzubauen ohne dass Mehrwerte für die Bauern realisiert werden können. Der hat das Mehrleistung=Mehrwert System noch nicht begriffen!
  • Luzerner Bauer | 22.02.2022
    Jetzt kann sich jeder Milchproduzent selber überlegen, ob er da mitmachen will, oder es besser ist, wenn diese Milch von seinen lieben Berufskollegen in Deutschland, Dänemark oder sogar den Niederlanden produziert wird!
    Die grossen europäischen Milchkonzerne (Danone und Co.) lassen grüssen! ;-)
    • Beat Furrer | 22.02.2022
      Wenn die Bauern (ob Deutsche oder Schweizer) bei diesem Hype nicht mitmachen und das ganze durchschauen (würden), würde dieser Unsinn von CO2-Reduktion und Klimawahn auch nicht zustande kommen.
      Wie bei Covid, wo Panik in Elend und Tod führte, ist es auch beim Klimawahn.
      Wann lernen die Menschen wieder, selber zu denken und den ganzen Unsinn beiseite zu lassen?
      Wahrscheinlich nie mehr. Denn der Klimahype ist die Endzeit-Religion!
  • Josh Ho | 22.02.2022
    Der Klimawandel ist real und verschwindet nicht einfach, weil einige Ignoranten es nicht wahrhaben wollen.
    Klar ist das Potenzial an CO2 Einsparungen in der Milchwirtschaft begrenzt,
    aber deshalb das ganze als Humbug abzutun, heisstschlicht den Kopf in den Sand stecken.
    Die größten Effekte an CO2 Einsparungen in der Landwirtschaft bringen Solaranlagen.
    Mit jenen kann der Strom produziert werden, der für mehr E-Mobilität und Wärmepumpen anstelle Öl und Gasheizungen die Energie Wende antreibt.
    • Beat Furrer | 22.02.2022
      Klimawandel ist real, richtig, Josh Ho. Aber das hat nichts mit dem CO2 zu tun. Die Ignoranten und mutlosen Feiglinge schwafeln ständig - wissenschaftlich völlig unbegründet - vom CO2-verursachten Klimawandel.
      Du, Josh Ho, gehörst dazu. Etwas mehr kritisches Denken täte dir not.
      Fragen: 1. Wie funktioniert der Kohlestoff-Zyklus? 2. Was war zuerst da: die erhöhte Temperatur oder der erhöhte CO2-Gehalt der Luft?
  • Farmer | 22.02.2022
    Noch mehr solche Labels für nichts.Ist eine Katastrophe!Sollen sie den Milchbauer zuerst einen fairen Milchpreis auszahlen.
  • Junglandwirt | 22.02.2022
    @Berater: Bravo! So sehe ich das auch.
    Junge Betriebsleiter werden leider oft von den Alten festgefahrenen ausgebremst.
  • Demokrat | 22.02.2022
    Für 6 Jahre verpflichten und keinen garantierten Mehrpreis...
    Wenn Widererwarten im Mittel der Betriebe mehr als 3 Rappen Prämie resultieren, oder die Milchmenge die 60 Mio. kg übersteigt, wird die Prämie entsprechend angepasst.
  • Gesunder Menschenverstand | 22.02.2022
    Wehret den Anfängen, es läuft gleich wie mit Schleppschlauch, zuerst gefördert, dann obligatorisch!
  • Toni Graber | 22.02.2022
    Ist wohl ein Witz, mehr kann man dazu nicht sagen - Ist auch mit einer totalen Verblödung gleichzustellen!
    3 Rp. für ein solches Bürokratiemonster - EMMI-ZMP einer grössten Importeure von Milchprodukten, da zählt Nachhaltigkeit nicht - Hauptsache man fährt die inländische Milchproduktion in Grund und Boden! Einfach nur zum Fremdschämen!
    • Berater | 22.02.2022
      Lieber Toni
      für deinen Betrieb musst Du auch nichts anpassen..... es gibt aber junge Landwirte die sich den Märkten anpassen wollen und damit erfolgreich sein werden. Lass die anderen machen oder noch besser verpachte oder verkaufe deinen Betrieb an jemanden der was draus machen will.
      • Toni | 22.02.2022
        Auf solche Berater welche nicht einmal ihren Namen nennen dürfen kann ich verzichten, sind schlicht und einfach nicht brauchbar, noch vertrauenswürdig. Wenn ein solches Vorgehen die CH-Landwirtschaft noch mehr zu schwächen zukunftsfähig sein soll, dann weiter voran in den Abgrund, wir können dann ja alles importieren, Klimahype hin oder her!
  • Arbeiter | 21.02.2022
    30 000 Fr. mehr verdienen im Jahr , da ist ja jeder dumm wo nicht mitmacht .
    • Rechner | 22.02.2022
      Für 30000 Fr muss man 1 Mio kg Milch liefern, mit diesen Auflagen hast währscheinlich 40000 Fr Mehrkosten....
      Jetzt darf der Arbeiter rechnen...
  • Beat Furrer | 21.02.2022
    CO2- Wahnsinn nimmt immer mehr Überhand. Wie ein Virus, wie eine Pandemie, wie Covid.
    Mut und Wahrheitsliebe von Experten könnte den Wahnsinn und den Schaden, der daraus entsteht, stoppen. Leider getraut sich keiner aus der Reihe zu tanzen und die, die es tun, werden ignoriert, zensiert und schlecht gemacht.
    Der Bürger, Landwirt muss wieder selber denken, sich informieren und verantworten, was seine Entscheidungen bewirken!
  • Hügelbauer | 21.02.2022
    Wer da mitmacht kanns sich gleich bevormunden lassen.
  • Ex - Milchproduzent | 21.02.2022
    1 FR .pro Liter Milch, alles andere ist chabis!
  • Swiss Milk Green | 21.02.2022
    Leistungsabhängige Prämie statt nichtssagendem Giesskannenprinzip! Bravo aaremilch

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