Der Rohstoffwert gibt also nicht den Auszahlungspreis einer bestimmten Molkerei an, er gilt aber als wichtiger Indikator für die Preisentwicklung bei Standardmilchprodukten und in der Folge auch für die Produzentenpreise. – Myriams-Fotos
Der Kieler Rohstoffwert Milch legte im Dezember 2021 um 2,3 Cent auf 52,4 Cent/kg (54,4 Rp.) zu und erreichte damit einen historischen Höchststand. Damit zeichnet sich für die ersten fünf Monate des Jahres 2022 bei den Milcherzeugerpreisen eine deutlich bessere Ausgangslage als vor einem Jahr ab.
Der Jahresdurchschnitt des Rohstoffwertes lag 2021 bei 39 Cent/kg (40,5 Rp.) und übertraf damit das Vorjahresniveau um 26%, teilt das ife-Institut in Kiel mit. Der Rohstoffwert Milch gilt als wichtiger Frühindikator für die Entwicklung der Erzeugermilchpreise in Deutschland beziehungsweise in der EU.
Rohstoffverknappung lässt Notierungen ansteigen
Die Kieler Experten führen den starken Anstieg des Rohstoffwertes auf die anhaltend positive Entwicklung der nationalen und weltweiten Notierungen für Butter und Magermilchpulver zurück. Dazu hätten vor allem die spürbare Rohstoffverknappung und Logistikprobleme im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie beigetragen, wird betont.
In Deutschland lag die Milchanlieferung von Januar bis November 2021 um 1,8% unter dem Vorjahresniveau, allein im November wurde ein Minus von 2,9% verzeichnet. In der gesamten EU stagnierte die Milchproduktion in den ersten elf Monaten des Jahres 2021 knapp unter dem Vorjahreswert (-0,2%). Auch wichtige globale Erzeuger und Exporteure wie Australien (-2,4% von Juli bis November) und Neuseeland (-2,9%) meldeten witterungsbedingt rückläufige Milchanlieferungen.
Die US-Farmer hatten im ersten Halbjahr 2021 die Produktion noch deutlich forciert, im Herbst kam diese Entwicklung zum Stillstand, im November lag die Menge bereits um 0,4% unter dem Vergleichswert des Vorjahres. (Anmerkung: In Österreich wird ein gegenläufiger Trend beobachtet, da wurde im November ein Anlieferungsplus von 3,2% verzeichnet.)
Kostensteigerungen kompensieren höhere Erzeugerpreise
«Trotz dieser für die Milcherzeuger erfreulichen Preisentwicklung bleiben die Erwartungen vieler Bauern hinsichtlich steigender Realeinkommen aufgrund der deutlich erhöhten Produktionskosten noch gedämpft. Auch in der Milchverarbeitung sind die Kosten spürbar gestiegen, sodass nur deutlich und nachhaltig höhere Preise für Milchprodukte die Lage stabilisieren können», geben die Kieler Experten zu bedenken.
Der monatlich vom ife-Institut in Kiel ermittelte Rohstoffwert gilt für Standardmilch mit 4,0% Fett und 3,4% Eiweiss ab Hof des Milcherzeugers sowie ohne Mehrwertsteuer. Berechnungsbasis sind die durchschnittlichen Marktpreise für Butter und Magermilchpulver auf Basis der Notierungen der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten. Der Rohstoffwert gibt also nicht den Auszahlungspreis einer bestimmten Molkerei an, er gilt aber als wichtiger Indikator für die Preisentwicklung bei Standardmilchprodukten und in der Folge auch für die Produzentenpreise.