Am Dienstag begann am Bezirksgericht in Bulle FR ein Prozess gegen vier Mitglieder der Bauernorganisation Uniterre. Uniterre-Präsident Pierre-André Tombez sowie die Vorstandsmitglieder der Freiburger Sektion Max Fragnière, Paul Ecoffey und Bruno Fahrni sind wegen Freiheitsberaubung angeklagt.
Der Vorfall ereignete sich am 18. Mai 2009 in Pringy FR nach einer Vorstandssitzung des Freiburger Milchverbands. Rund 200 Anhänger von Uniterre versuchten aus Protest, während über drei Stunden den Vorstand des Milchverbands festzuhalten. Die Protestierenden hatten verlangt, dass die Beschlüsse der Delegiertenversammlung des Milchverbandes vom 3.April 2009 zur Segmentierung und zwar ohne Mehrmengen umgesetzt werden.
Gegen Mehrmengen
Gestern versammelte sich vor dem Schloss in Bulle eine Gruppe von Uniterre-Anhängern, welche sich mit ihren angeklagten Kollegen solidarisierten. Uniterre-Sekretär Rudi Berli betonte, dass die vier Angeklagten sowie die übrigen Demonstranten nichts anderes gewollt hätten, als den Vorstand zur Umsetzung des demokratisch gefällten Beschlusses der Delegiertenversammlung zu zwingen. «Wir haben den Vorstand der Freiburger Milchproduzenten zwei Stunden lang blockiert und verlangt, dass keine Mehrmengen mehr bewilligt werden», betont er.
Jetzt sei der Milchmarkt völlig aus den Fugen. Eigentlich würden die völlig falschen Leute vor Gericht stehen, findet Berli: «Es ist ein Skandal, dass einerseits die Milchbauern ihrer Einkommen beraubt und zur Aufgabe ihrer Betriebe gezwungen werden und dass andererseits Leute, welche Vorschläge für eine Verbesserung der Situation wie namentlich eine Mengensteuerung gemacht haben, dafür vor Gericht stehen.»
Polizei griff nicht ein
Die Anklage auf Freiheitsberaubung könne er deshalb nicht nachvollziehen so Berli. Dies namentlich auch deshalb, weil die Polizei den ganzen Abend dabei gewesen sei und nicht eingegriffen habe. Im Polizeirapport stehe nichts von Freiheitsberaubung. Die Staatsanwaltschaft wolle ganz einfach ein Exempel statuieren, weil den Organisationen, welche sich für die Bauern wehren würden, der Mund gestopft werden soll. «Es ist ein politischer Prozess. Im Kanton Freiburg haben die zwei grossen Milchverarbeiter Cremo und Elsa eine wichtige Rolle. Hier will man einfach keinen geschlossenen Widerstand», argumentiert er weiter. Falls die Angeklagten verurteilt würden, werde ihnen Uniterre sowohl moralisch wie finanziell beistehen.


