Wie der Emmentaler aus der Krise finden soll

Der Schweizer Emmentaler steht vor wirtschaftlichen Herausforderungen. Sinkende Nachfrage und starker Wettbewerb durch günstigere Alternativen setzen die Produzenten und die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland unter Druck. Mit strategischen Massnahmen soll seine Zukunft gesichert werden. 

Renate Hodel, lid |

Der traditionelle Schweizer Emmentaler, bekannt für sein charakteristisches, löchriges Aussehen, erlebt einen anhaltenden Rückgang der Nachfrage, der sowohl die Produzentinnen und Produzenten, die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland und die Käsebranche vor Herausforderungen stellt.

Trotz seiner weltweiten Bekanntheit und Beliebtheit haben sich die Verkaufszahlen von Emmentaler AOP im letzten Jahr um fast zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr verringert. Um seine Zukunft zu sichern, will die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland mit strategischen Massnahmen die Präsenz des Emmentalers auf dem globalen Markt stärken.

Mit neuen Produkten überzeugen

Eine der Hauptursachen für die Schwierigkeiten ist der starke Wettbewerb durch preiswertere Käsealternativen, die aufgrund einer schwachen globalen Kaufkraft zunehmend bevorzugt werden. Dies trifft besonders auf wichtige Exportmärkte wie Italien und die USA zu, wo Konsumentinnen und Konsumenten vermehrt auf das Preisschild achten. Der Emmentaler, der nicht als geschützte Marke eingetragen ist, leidet zudem unter einer Verwässerung seines Images, da Produkte ähnlicher Qualität auch als Emmentaler vermarktet werden können, selbst wenn sie nicht aus dem namensgebenden Emmental stammen.

Um dem entgegenzuwirken, setzt die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland auf innovative Produktlösungen und neue Marktstrategien. Zu den neuesten Initiativen zählen beispielsweise hauchdünne Käsescheiben und Käsewürfel, die besonders auf die Bedürfnisse von jungen Konsumentinnen und Konsumenten ausgerichtet sind. Zudem wird diese Woche der «Chäsgriller» eingeführt, eine käsebasierte Alternative zu traditionellen Grillwürsten, die besonders für den Einsatz auf dem Grill konzipiert wurde.

Fokussierung auf US-Markt

Die Organisation legt ausserdem ein starkes Augenmerk auf den US-Markt, in der Hoffnung, den dortigen Absatz in den kommenden Jahren signifikant zu steigern. Bisherige Bemühungen durch die Switzerland Cheese Marketing waren nicht wie gewünscht vorangekommen, daher plant die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland nun, den US-Markt direkt anzugehen.

Parallel dazu hat die Organisation als Reaktion auf die sinkenden Verkäufe auch die Produktionsmengen angepasst. Die Basisfreigabe für die Emmentaler-Produktion wurde auf 35 Prozent gesenkt, was bedeutet, dass die Mehrheit der Milch für andere Milchprodukte genutzt wird, was jedoch aufgrund fehlender fester Abnahmeverträge als risikoreich gilt.

Schliessung von Käsereien

Dieser Strukturwandel und die rückläufigen Verkaufszahlen spiegeln sich auch in der Anzahl der Käsereien wider, die von 140 vor zehn Jahren auf aktuell 95 gesunken ist. Die Schliessungen von Käsereien sind oft die Folge von anstehendem Investitionsbedarf, Generationenwechsel und Fachkräftemangel. Die Sortenorganisation betont, dass sie diesen Strukturwandel nicht beeinflussen kann, da er marktgetrieben ist.

Trotz der Herausforderungen bleibt die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland optimistisch und sucht aktiv nach Wegen, die Präsenz und Beliebtheit des Emmentaler-Käses sowohl auf dem heimischen als auch auf internationalen Märkten zu steigern. Mit einem Fokus auf Qualität, Innovation und gezieltem Marketing hofft man, die Zukunft der ikonischen Käsesorte zu sichern.

Anpassungen im Pflichtenheft

Im Jahr 2022 hat die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland vier Pflichtheftanpassungen beschlossen. Die Anträge für Pflichtheftanpassungen müssen aufgrund der AOP-Zertifizierung aber jeweils vom Bundesamt für Landwirtschaft genehmigt werden. So hat das Bundesamt für Landwirtschaft mittlerweile der Verkleinerung des geografischen Gebiets zugestimmt: Die Kantone Glarus und Schwyz gehören nicht mehr zum geografischen Gebiet von Emmentaler AOP. Ebenfalls bereits bewilligt sind die angepassten Lagerbedingungen hinsichtlich Luftfeuchtigkeit im Gär- und Lagerkeller.

Die Zulassung von natürlichem Heublumenpulver zur Verbesserung des Lochansatzes wurde vom Bundesamt für Landwirtschaft allerdings abgelehnt und befindet sich derzeit im Beschwerdeverfahren beim Bundesverwaltungsgericht.

-> Was wird im Pflichtenheft geregelt?

Der Entscheid über die Verlängerung der Verarbeitungsfrist bei der Käseherstellung von 24 auf 29 Stunden ist derweil nach wie vor ausstehend. Dort sind intensive Versuche im Auftrag des Bundesamts für Landwirtschaft im Gange, um eine allfällige Verlängerung der Verarbeitungsfrist für die ganze Branche abzuklären. Diese Studie wird dann laut Emmentaler Switzerland im dritten oder vierten Quartal abgeschlossen und wird nachher dem Bundesamt für Landwirtschaft als Basis dienen, den Antrag zur Verlängerung der Verarbeitungsfrist abschliessend zu beurteilen.

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