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Wie sich Milco am Milchmarkt positioniert

Johann Michel, Stefan Pfulg, Laetitia Stegmann und Katja Riem |

 

Studierende der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen besuchen auf ihrer Abschlussreise Landwirtschafts- und Verarbeitungsbetriebe in der Schweiz. Auf schweizerbauer.ch berichten sie darüber. Der erste Teil widmet sich der Milchverarbeitung.

 

Auf den Spuren der Milchverarbeitung im Gruyère-Gebiet machte sich unsere Klasse am ersten Tag unserer Studien-Reise auf den Weg zum ersten Stopp bei der Milco AG in Corminboeuf FR. Das Familienunternehmen verarbeitet seit 1955 Industriemilch. Zu dieser Zeit wurde vor allem Milchpulver für die Schweizer Schokoladenproduktion hergestellt.

 

«Qualität und Regionalität»

 

Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt. Heute versucht Milco neben den grossen Playern wie beispielsweise Cremo auf dem Milchmarkt in der Romandie Fuss zu fassen. Nebst Pastmilch, Hartkäse und Jogurt werden auch Butter, Doppelrahm und Dessertprodukte hergestellt.

 

Um sich gegenüber der Konkurrenz abzuheben, lautet der Leitspruch der Unternehmung seit dem Jahr 2000 «Qualität und Regionalität». Am modern eingerichteten Standort wird deshalb ausschliesslich Milch von Freiburger Produzenten verarbeitet. In den letzten Jahren gab es in den Unternehmensstrukturen jedoch einige grössere Veränderungen.

 

 

Translait Hauptaktionär

 

Aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten hat sich die Familie deshalb auf die Suche nach einem neuen Geschäftspartner gemacht. Translait ist bei Milco eingestiegen und wurde 2014 zum Hauptaktionär. Die Übernahme brachte diverse Umstrukturierungen mit sich, damit die Unternehmung neuen Schwung gewinnen und wieder auf stabile Einnahmen zählen konnte. Dazu gehörte auch das Einstellen von vielem jungen Personal und Fachkräften - das Personalmanagement gewann vermehrt an Bedeutung.

 

Wir wurden von Geschäftsführer Jean-François Bielmann und dem Verantwortlichen der Marketingabteilung empfangen. Die Führung erfolgte in zwei Gruppen. Gestartet wurde bei der Verarbeitung. Die einzelnen Schritte wurden uns ausgiebig erklärt. Besonders beeindruckt waren wir vom grossen Käselager, welches mit zwei modernen Käsepflege-Roboter ausgerüstet war. Pro Jahr werden 400 Tonnen Käse produziert, davon ist eine grosser Teil Raclette-Käse.

 

 

11 Millionen Kilo Biomilch

 

Sobald die Milch den Verarbeitungsbetrieb erreicht, wird sie standardisiert und pasteurisiert. Der überschüssige Rahm wird sogleich zu Doppelrahm oder Butter weiterverwendet. Da ein beachtlicher Anteil der 11 Millionen Kilogramm Milch in Bio-Qualität angeliefert wird, verfügt der Betrieb über zwei separate Milchannahme-Systeme. Bei der weiteren Verarbeitung werden jedoch dieselben Maschinen verwendet, deshalb müssen die Produktionsgeräte jeweils gewaschen werden. Dies ist nur eine Herausforderung von vielen, welche uns auf der Führung aufgezeigt wurden.

 

Grosse Preisdifferenz

 

Eine dieser Herausforderungen haben wir speziell ins Auge gefasst und wurde auch vom Geschäftsführer ausführlich erwähnt. Wie Jean-François Bielmann im Video erwähnt, gibt es in der Region eine grosse Differenz zwischen dem Milchpreis für Käsereimilch und dem Milchpreis für Industriemilch. In der Gruyère-Hochburg wird für Käsereimilch ein Preis von bis zu 85 Rappen pro Kilogramm Milch gelöst.

 

Daneben steht der Industrie-Milchverarbeiter Milco, der seinen Produzenten lediglich rund 60 Rappen pro Kilogramm Milch anbietet, nicht in einem guten Licht da. Für Bielmann ist dies ein Problem. Nicht erwähnt hat er jedoch die Mehrkosten, die bei der Produktion von Käsereimilch anfallen. Dazu kommen höhere Qualitätsanforderungen und viele weitere Herausforderungen, die von einem Industriemilchproduzenten nicht in Betracht gezogen werden müssen.

 

 

Gutausgebildetes Personal elementar

 

Den Besuch abgeschlossen haben wir mit der Frage: «Welche Faktoren müssen gegeben sein, damit es ihr Betrieb auch noch in 10 Jahren wirtschaftlich operieren kann?» Darauf antwortete Bielmann im Video, dass es ihm wichtig ist, weiterhin auf ein gutausgebildetes und zufriedenes Personal zu setzten, welches den Betrieb an den zentralen Arbeitspunkten optimal unterstützt und motiviert ist, im jeweiligen Aufgabenbereich zu arbeiten.

 

Weiter unterstreicht er die Wichtigkeit von allen nachhaltigen Aspekten der Unternehmung. Er nennt als Beispiel neue Verpackungstechnologien und Photovoltaikanlagen. Die Nachhaltigkeit sei ein wichtiger Bestandteil der neuen und zukünftigen Unternehmensstrategie, betonte Bielmann.

 

Kommentar der Studierenden

 

Nachdem wir nun während drei Jahren Studium viel interessantes Wissen über die Agrarwirtschaft erarbeiten durften, wagen wir uns, eine kleine Beurteilung der Milco AG vorzunehmen.

 

Auf dem schwierigen Milchmarkt mit vielen grossen Akteuren hat es der kleinere Verarbeitungsbetrieb Milco nicht einfach. Mit ihren beiden Grundsätzen der Regionalität und der Qualität können sie jedoch auch bei den Grossverteilern mitmischen und sich mit verschiedenen Spezialitäten platzieren. Interessant fanden wir es, wie sich «die beiden Grossen» Coop und Migros unterscheiden. Und wo die Akzente gesetzt werden müssen, damit ein neues Produkt in ein Sortiment aufgenommen wird.

 

In den Aussagen des Geschäftsführers war immer wieder rauszuhören, dass in den letzten Jahren ein grosser Strukturwandel das Unternehmen prägte und sich dies vor allem auch im Personalmanagement ausgewirkt hat. Der finanziellen Druck treibt dies sicher an. Ob die Abläufe und die Arbeitsplanung heute besser sind, erlauben wir uns jedoch anzuzweifeln. Es scheint, als wäre dies noch ein laufender Prozess sei, der wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.  

 

Das Unternehmen hat schon einige Hürden in der Firmengeschichte überwunden. Dies wird sich in den nächsten Jahren auch nicht so schnell ändern. Wir glauben jedoch, dass eine gute Markt-Positionierung stattgefunden hat und dass sich die Milco AG für eine stabile Zukunft im Schweizer Milchmarkt rüstet.

 

Schinken in der Asphalt-Mine

 

Nach dem interessanten Besuch im Freiburgerland nahm der «HAFL»-Car wieder Fahrt auf. Wir zogen weiter ins Val de Travers in den Kanton Neuenburg. Dort erwartete uns ein feines Zmittag bei der Asphalt-Mine in Travers. Wir staunten nicht schlecht, als uns ein feiner Schinken gekocht im Asphalt serviert wurde. Nach der gemütlichen Mittagspause waren wir neugierig, was dieser kleine Holzschuppen nun mit dem Abbau von Asphalt zu tun hat.

 

Gespannt machten wir uns auf die Führung, die uns in langen Gängen tief ins Kalk-Gebirge führte. Während einem stündigen Spaziergang durch den Berg lernten wir viel über den Asphaltabbau von 1730 bis 1986 kennen. Das Gestein (Kalk mit durchgesickertem Bitumen) wurde mühselig von Hand abgetragen und mit Pferdegespannen auf kleinen Eisenbahnwagen aus dem Berg transportiert. Die über 80km langen Gänge und Galerien haben uns tief beeindruckt.

 

Die Studierenden besuchten die Asphaltmine im Val-de-Travers
zvg

 

Übernachten werden wir in der kleinen Gemeinde Schelten direkt an der Kantonsgrenze zwischen Solothurn und Jura. Auf der zweistündigen Fahrt durften wir viele wunderschöne Landschaften bewundern. Der Neuenburger Jura und die Freibergen im Kanton Jura zeigten sich mit vielen frisch gemähten Wiesen von ihrer besten Seite und liessen die vielen Futterbau-Herzen der Studierenden höherschlagen.

 

Nun lassen wir den Tag mit einem ausgiebigen Nachtessen und einem kühlen Bier oder einem gutem Glas Wein ausklingen und freuen uns auf die restliche Woche. Morgen ziehen wir los in die Ostschweiz!

 

Mehr über uns

 

Wir sind eine von vier Abschlussklassen der Berner Fachhochschule für Agrar-, Forst-, und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Zollikofen. Nach eineinhalb Jahren Kontaktstudium und eineinhalb Jahren Unterricht per Online-Konferenzen auf Distanz haben wir uns unglaublich gefreut, uns wieder einmal zu sehen und zusammen die Vielfältigkeit der Schweizer Landwirtschaft kennen zu lernen. Während sechs Tagen fahren wir nun auf einer «Tour de Suisse» durch das ganze Land und nehmen die Leserschaft vom Schweizer Bauer mit täglichen Berichten mit uns mit!

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