Argentinien hat in der Nacht auf Montag einen neuen Präsidenten gewählt: Alberto Fernández. Argentinische Landwirte fürchten sich vor einem Rückschritt in Sachen Freihandel.
Fernandez erhielt im ersten Wahlgang 48% der Stimmen und löst damit den bisherigen liberalen Präsidenten Mauricio Macri ab. Zur Vizepräsidentin möchte Fernandez Christina Kirchner machen. Diese beschränkte während ihrer Zeit als Präsidentin Argentiniens von 2007 bis 2015 den Agrarhandel.
Landwirtschaftliche Maschinen aus der EU durften unter Kirchner teilweise nur noch geliefert werden, wenn im Gegenzug Soja, Weizen oder Wein aus Argentinien abgenommen wurde. Dies führte Aufstände und Strassenblockaden und zu Nahrungsmittelknappheit in den Städten . Nach der Wahl von Fernandez werden nun erneut Handelshemmnisse befürchtet.
Der rechte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro sieht sogar den Mercosur-Raum in Gefahr, falls Argentinien sich erneut abschottet. Das im Sommer abgeschlossene Freihandelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten wäre mit dem neuen argentinischen Präsidenten wahrscheinlich nicht zustande gekommen. Schliesslich hat die EU ihre Agrarmärkte nicht so stark geöffnet, wie die Südamerikaner es gefordert hatten.
Zu Mercosur gibt es allerdings unterschiedliche Sichtweisen: Die EU-Kommission betont, man habe bei diesem Abkommen die Balance zwischen den Exportinteressen der Südamerikaner und den Empfindlichkeiten des europäischen Agrarsektors gefunden. Die Einfuhrkontingente für Rindfleisch, Geflügel, Zucker und Bioethanol würden nur schrittweise eingeführt, ausserdem sei eine Schutzklausel vereinbart worden. Im EU-Parlament und in mehreren EU-Ländern sieht man das jedoch kritischer.