An der DLG-Unternehmer-tagung stand der starke Franken im Zentrum. Für Exporte ist er hinderlich, für Importe förderlich, für die Landwirtschaft insgesamt also negativ. Es sei denn, man hole Baumaterial im Ausland.
Ein Unternehmer sei von Haus aus Optimist, vertraue nicht auf die Politik, sondern nehme die Zukunft selber in die Hand. Das sagte Strickhof-Direktor Ueli Vögeli vergangenen Freitag an der Unternehmertagung am Strickhof. An dieser stand die Währungskrise, sprich der starke Schweizer Franken im Zentrum.
Bauer als Einkaufstourist
«Bei jeder Krise gibt es Gewinner und Verlierer», rief Jakob Brütsch, Vorsitzender der DLG Schweiz, in Erinnerung. Er beklagte die Währungssituation, gab aber gleichzeitig die Anleitung, wie ein Unternehmer vom starken Franken profitieren kann. Beim Bauen eines Rinderstalls lässt man das Baumaterial vom benachbarten Ausland anliefern und profitiert von den russischen Lastwagenführern, die für acht Euro die Stunde arbeiten. So habe es sein Sohn gemacht. Und als neutraler Zuhörer stand fest, sein Sohn ist ein typischer Einkaufstourist, der von den Vorzügen in der Schweiz profitiert, die Ware aber dort beschafft, wo sie am billigsten ist.
Kein Problem für Schweiz
Die Währungskrise scheint also eher eine Chance zu sein. Oder doch nicht? «Oft wird behauptet, der starke Franken sei ein Problem. Das stimmt so nicht», sagte Reiner Eichenberger, Professor an der Uni Freiburg. Die Schweiz sei trotz des Währungsnachteils nach wie vor Exportweltmeisterin, das beweise die Handelsbilanz der Schweiz pro Kopf.
Er stellte auch klar, dass der Franken nicht überbewertet sei, denn unsere Währung sei nun mal sicher, und dementsprechend hoch sei die Nachfrage. Weiter zeigte er auch die Vorzüge des starken Frankens auf: Die Schweiz werde dadurch schliesslich real reicher, und die Preise kämen unter Druck.
Ins Gericht ging er mit den Detailhändlern: «Sie haben pro verkaufte Einheit gleich hohe Lohnkosten, monetär aber die deutlich höheren Margen als ihre Kollegen im Ausland», sagte er. Mitverantwortlich für die höheren Lebensmittelpreise sei aber auch der Grenzschutz, daher die höheren Einkaufspreise unter anderem der Rohstoffe.
Preisdruck nimmt zu
Eichenberger schaute in die Zukunft und hielt fest: «Die Einwanderung ist dramatisch hoch, dadurch steigt die Nachfrage nach Bauland, und der Absatz der landwirtschaftlichen Erzeugnisse ist langfristig gesichert. Die Währungsdifferenz führt aber gerade bei den Bauern zu Preisdruck.»
Von der Theorie hin zur Praxis kam der künftige Geschäftsführer der Fenaco, Martin Keller. Er zeigte auf, wie schnell bei schwankendem Franken Geld im Auslandsgeschäft verloren gehen kann. Insbesondere, wenn die Preise der zu kaufenden Ware auch noch schwankten. Da die Fenaco aber jegliche Währungsvor- wie auch -nachteile weitergebe, habe sie finanziell weder davon profitiert, noch gehe es ihr deshalb schlechter.
«Die Bauern hingegen profitieren etwa von vergleichsweise tiefen Dünger- oder Treibstoffpreisen», erklärte Keller. Anders sei es bei den Futtermitteln. Des Grenzschutzes wegen könnten die Tierhalter kaum vom starken Franken profitieren.
Probleme im Export
Dass der starke Franken die Fenaco nicht beeinträchtige, das war nur die halbe Wahrheit. Im Fleischexport verliert sie mehr Geld als zu vorteilhaften Währungskursen. Ähnlich ergeht es Emmi. «Wir verloren Marktanteile in der Höhe von rund 30 Millionen Kilo Milch», sagte Daniel Weilenmann von Emmi. Dies entspreche der Milch von 240 durchschnittlichen Lieferanten, die entweder weniger produziert oder zu schlechteren Konditionen vermarktet werden müsse. Das sei der Markt, und es bestehe die Gefahr, dass sich die Preisspirale deswegen nach unten drehe.
Er betonte mehrere Male, dass man, um künftig noch Erfolg zu haben, sich gut positionieren und auf Swissness setzen müsse. Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass die vom Bundesrat vorgeschlagene Swissness-Vorlage mit einem Inlandanteil von 80 Prozent der Rohstoffe für Emmi zu weit gehe.