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Preise wie vor 20 Jahren

Seit Ende Februar gelten Schlachtkühe gemäss Proviande 7.80 Fr./kg Schlachtgewicht. Letztmals wurden 1995 so hohe Preise für Kühe bezahlt. Dies ist zwar erfreulich für die Bauern, könnte jedoch die Nachfrage gefährden.

 

 

Seit Ende Februar gelten Schlachtkühe gemäss Proviande 7.80 Fr./kg Schlachtgewicht. Letztmals wurden 1995 so hohe Preise für Kühe bezahlt. Dies ist zwar erfreulich für die Bauern, könnte jedoch die Nachfrage gefährden.

In den vergangenen zwei Jahren ist der Kuhbestand in der Schweiz deutlich gesunken. Im Januar 2013 registrierte die Tierverkehrsdatenbank noch über 721200 Kühe (über 12 Monate kumuliert). Im Januar 2015 waren es nur noch 707800 Milch- und Mutterkühe.

Gefragtes CH-Fleisch

Die Auswirkungen auf den Milchmarkt blieben durch die steigenden Milchleistungen und die zunehmende Professionalisierung aus. Im Gegenteil: Letztes Jahr wurde in der Schweiz so viel Milch gemolken wie noch nie. Auf dem Schlachtviehmarkt hingegen spürt man das kleinere Angebot an Schlachtkühen deutlich.

Dazu kam Anfang 2013 der Pferdefleischskandal in Europa. Betroffen war hierzulande Coop mit einer Importlasagne, die statt Rinds- Pferdehackfleisch enthielt. Diese Betrügereien führten zu einem regelrechten Run auf Schweizer Verarbeitungsfleisch.

9.10 Fr./kg SG für Kühe

Die Folge: Seit Januar 2013 ist der Preis für T3-Kühe von damals 6 Fr./kg auf heute 7.80 Fr./kg Schlachtgewicht angestiegen. Eine Recherche in den Preistabellen zeigt, dass der Preis für Schlachtkühe letztmals 1995 auf diesem Niveau war (siehe Grafik), bevor er 1996 aufgrund der BSE-Krise auf 3.20 Fr./kg einbrach. Zwei Jahre zuvor, im Juli 1994, waren gemäss Wochenpreisen der Proviande sogar rekordhohe 9.10 Fr./kg SG für Kühe bezahlt worden. Hat der Schlachtkuhpreis also noch Luft nach oben?

Produkte werden teuer

«Die heutige Situation ist nicht vergleichbar mit damals», erklärt Daniel Leutwyler, Leiter Vieheinkauf bei Bell. «Heute sind die Lohnkosten und Auflagen in der Fleischverarbeitung deutlich höher. Dies verteuert das Fleisch zusätzlich.» Für den Konsumenten werde das Fleisch damit überproportional teurer als vor 20 Jahren mit einem ähnlichen Schlachtviehpreis. So koste Bündnerfleisch mittlerweile über 100 Fr./kg. «Wir merken, dass die Nachfrage nach diesen teuren Produkten abnimmt und der Umsatz zusammenfällt», sorgt sich Leutwyler.

Die Gefahr bestehe, dass Abnehmer, die bislang auf Schweizer Fleisch setzten, auf Importware umschwenken würden. Ganz zu schweigen vom zunehmenden Einkaufstourismus. «Und wer einmal auf Importfleisch wechselt, kommt nicht so schnell wieder zum Schweizer Fleisch zurück», befürchtet er. «Die Kuhpreise sollten deshalb auf keinen Fall noch höher klettern.»

McDonald’s Schweiz, ein grosser Abnehmer von Schweizer Verarbeitungsfleisch, gibt nur vage Auskunft. «Die steigenden Preise für Schweizer Rindfleisch beobachten wir bereits seit Längerem», sagt Mediensprecherin Aglaë Strachwitz. «In den letzten Jahren machte uns vor allem in den Sommermonaten die Knappheit des Schweizer Rindfleisches und damit die steigenden Einkaufspreise auf dem Markt zu schaffen.»  Es gebe momentan aber keinen Entscheid, Rindfleisch zu importieren.

Sorge um Nachfrage

Auch Peter Bosshard, Geschäftsführer des Schweizer Viehhändlerverbandes, ist besorgt ob des hohen Preisniveaus: «Ich mag jedem Landwirt die guten Preise gönnen, befürchte aber, dass zu viele Produktanteile ins Ausland verlagert werden und sich das mittelfristig als grosser Nachteil erweisen kann.» Längerfristig dürfe die Nachfrage nicht abgewürgt werden.

«Haben die Verarbeiter plötzlich mit Auslastungsproblemen zu kämpfen, wird sich das negativ auf die Kostenstruktur auswirken, und die Konkurrenzfähigkeit von Schweizer Fleisch wird weiter geschwächt», so der Bündner. Die tiefen Schlachtzahlen wirkten sich auch negativ auf die Investitionsfreudigkeit der ganzen Wertschöpfungskette aus, was sich langfristig als Bumerang erweisen könne.

«Das Verhältnis Bankfleisch zu Verarbeitungsfleisch war lange Zeit 50:50», weiss Bosshard. «Heute ist es bei 60:40.» Und es werde sich noch weiter verschieben, denn das Angebot an Kühen werde mit der heutigen Ausrichtung der Agrarpolitik und der fortschreitenden Optimierung auf den Betrieben weiter sinken. Dies bestätigen die aktuellen Zahlen von Proviande. Bis Woche 8 wurden heuer  insgesamt 7,9% weniger Kühe geschlachtet (klassifiziert) als in der Vorjahresperiode.

Arbeitsgruppe gebildet

Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus  Produzenten, Handel und Verwertern unter der Leitung von Proviande, soll sich nun des Problems Schlachtkuhmarkt annehmen und den Rindviehmarkt allgemein analysieren. «Aufgrund der angespannten Situation mit den sinkenden Angeboten und der grossen Nachfrage geht es darum, Lösungen zu finden, den Markt etwas zu beruhigen und die Versorgung in der Zukunft sicherzustellen», erklärt Peter Schneider von Proviande.

Schneider ist überzeugt, dass die knappen Angebote an Kühen die Branche noch weiter beschäftigen werden. «Der Preisdruck auf dem Milchmarkt hinterlässt auch Spuren in der Fleischproduktion. Die Inlandversorgung beim Bank- wie beim Verarbeitungsvieh wird vermutlich weiterhin sinken.»

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