Die Kartoffelernte läuft. Warum nicht angesichts des teilweise schlechten Grundfutters nun Kartoffeln für die Milchviehfütterung zukaufen? Die Kartoffeln müssen zur Fütterung aber sauber sein und dürfen nicht angefault, grün oder stärker gekeimt sein.
Ruedi Fischer, Präsident der Kartoffelproduzenten: «Kartoffeln passen sehr gut in den Fütterungsplan. Die Verfügbarkeit ist je nach Region mehr oder weniger gut.» Die Ernte sei noch im Gange, es seien noch nicht alle Kartoffeln geerntet.
«Im Moment sind Backtest und Stärkegehalt oft nicht genügend, es gibt auch hohle Kartoffeln oder Drahtwurmschäden. Dadurch könnte es durchaus noch grössere Mengen an Futterkartoffeln geben.» Er rät, Kontakt mit den Handelsbetrieben aufzunehmen.
Kurbeln Verzehr an
Kartoffeln sind ein wertvolles Futtermittel. Sie kurbeln den Verzehr an und können im Herbst helfen, den relativ hohen Überschuss an Rohprotein von Herbstgras auszugleichen. Das bestätigt auch Milchviehspezialist Jonas Salzmann von der UFA: «Wir haben doch einige Kunden, die mit Kartoffeln arbeiten.»
Speziell an den Kartoffeln ist, dass sie viel Energie in Form von Stärke enthalten. Diese wird langsamer abgebaut als Getreidestärke. Rund 30 Prozent der Stärke ist beständig. Die beständige Stärke oder Bypass-Stärke (siehe Kasten) ist der Teil der Stärke, der nicht im Pansen, sondern nahezu vollständig im Dünndarm zu verschiedenen Zuckern abgebaut wird.
Nach der Aufnahme stehen diese Zucker der Kuh direkt als Energielieferant zur Verfügung. Bei frischen Kartoffeln sind dies etwa 40g/kg, in der Trockensubstanz (TS) rund 210g/kg – doppelt so viel wie Getreide. Mit 8,4 MJ NEL/kg TS sind Kartoffeln zudem sehr energiereich. Ihr Eiweiss-, Stärke- und Energiegehalt ähnelt dem von Körnermais. Bei der Rationsgestaltung muss allerdings beachtet werden, dass der TS-Gehalt bei nur 18 bis 22 Prozent liegt.
Mit Mais einsilierte Kartoffeln können den ganzen Winter verfüttert werden.
Christoph Peter
Vorher Dürrfutter
«Bei der maximalen Einsatzmenge kommt es stark darauf an, wie die Ration sonst zusammengesetzt ist und ob diese ein Risiko für Pansenazidose birgt», betont der UFA-Milchviehfachmann. «Werden beispielsweise täglich Mengen von über 25kg Frischsubstanz zwei Mal pro Tag zusammen mit dem Kraftfutter an der Krippe gefüttert, muss sichergestellt sein, dass die Kühe davor genügend Dürrfutter fressen», ergänzt Salzmann.
«Eine Pansenazidose tritt unter anderem aufgrund von zu viel Stärke auf. Bei viel Zucker ist eine Pansenazidose hingegen weniger wahrscheinlich, weil Zucker innerhalb von 25 Minuten fermentiert ist. Darum sind Kartoffeln etwas heikler als Futterrüben. Für Milchkühe werden Höchstmengen von 10 bis 15kg frischen Kartoffeln pro Tag empfohlen», erklärt Salzmann.
Die Kartoffeln sollten nicht in zu trockenem Mais einsiliert werden aufgrund der Gefahr von Nacherwärmung und von Schimmelbefall.
Frisch und siliert
An trockenstehende Kühe und Kühe mit tiefen Leistungen hingegen sollten nur geringe Mengen verfüttert werden, da Stärke Verfettungen provozieren kann. Je maisbetonter die Ration ist, desto weniger Kartoffeln können eingesetzt werden. Je höher der Anteil an Grassilage, desto mehr Kartoffeln sind vertretbar.
Kühe reagieren negativ auf Schwankungen in der Rationsgestaltung. Eine ausreichende Gewöhnung ist deshalb wichtig – und das Verfüttern von Kartoffeln ist nur sinnvoll, wenn sie über eine längere Zeit eingesetzt werden können, zum Beispiel über das Einsilieren. Dabei werden Kartoffeln und Silage in Schichten einsiliert. Hier ist es wiederum wichtig, die Kartoffeln gleichmässig im Silo zu verteilen und wieder zu entnehmen, um den Kühen täglich einen möglichst identischen Anteil vorzulegen.
Er könne nicht sagen, ob Kartoffeln auf den UFA-Betrieben mehrheitlich frisch verfüttert oder einsiliert würden, meint Jonas Salzmann dazu. «Das Einsilieren macht sicher Sinn, wenn der Erntezeitpunkt mit der Maissilage zusammenfällt. Allerdings sollten die Kartoffeln nicht in zu trockenem Mais einsiliert werden aufgrund der Gefahr von Nacherwärmung und von Schimmelbefall», sagt Salzmann.
«Kartoffeln sollten nur unter guten Bedingungen einsiliert werden, da sonst der Verlust zu gross ist. Daneben arbeiten auch einige Betriebe mit frischen Kartoffeln, meist silofreie Betriebe. So können diese den Stärkegehalt der Ration steigern, und es müssen weniger maisbasierte Produkte gefüttert werden», erklärt Salzmann.
«Kartoffeln passen sehr gut in den Fütterungsplan», weiss Ruedi Fischer, Präsident der Kartoffelproduzenten
zvg
Gewaschene Kartoffeln rasch verfüttern
Kartoffeln sind schmackhaft und werden deshalb oft und gerne von den Kühen aus der Mischration herausgewühlt. Bei frischer Verfütterung bietet es sich an, die Kartoffeln zu zerkleinern. Wichtig ist, dass die Ration möglichst nicht selektierbar ist. Auch wenn die Kühe nach Kartoffeln suchen, zerlegen sie so nicht die gesamte Mischration.
Gewaschene Kartoffeln sollten innerhalb von sieben bis zehn Tagen verfüttert werden. Sie müssen kühl und trocken gelagert werden, zum Beispiel unter einer Vliesabdeckung. Damit die Kartoffeln nicht keimen und wenig Erde eingetragen wird, sollten sie vorher gewaschen werden.
Die Kartoffeln zu zerkleinern, ist nicht sinnvoll, weil sie dadurch sehr viel Flüssigkeit verlieren. Wichtig ist auch, keine grünen oder stark gekeimten Kartoffeln zu verfüttern, denn diese enthalten giftiges Solanin.
Bypass-Stärke
Trotz der positiven Eigenschaften der beständigen Stärke (Bypass-Stärke) muss vor einer Überversorgung gewarnt werden. Die Verdauungsleistung des Dünndarms der Kuh ist nicht grenzenlos. Bei einer Überversorgung wird der Stärkeüberschuss unverdaut ausgeschieden und ist im Kot als sichtbare Teilchen zu erkennen.
Untersuchungen haben ergeben, dass die maximale Verdauungsleistung des Dünndarms bei zwischen 1’500 und 1’750g beständiger Stärke pro Tag liegt. Frisst eine laktierende Kuh 25kg Trockensubstanz pro Tag, entspricht dies einem maximalen Gehalt an Bypass-Stärke von 6 bis 7 Prozent in der Gesamtration. sum
Leider gibt es bei der Kartoffelernte Kartoffeln, die der Konsument (Handel) nicht will.
Mal sind sie zu klein, mal zu Gross, mal passt die Form nicht.
Diese Kartoffeln die niemand kauft, werden den Kühen verfüttert.
Kaufen sie diese Kartoffeln, dann werden sie nicht der 2. Sinnvollsten Verwertung zugeführt!
Das grösse Übel in derLlandwirtschaft ist, das sich Leute wie sie, die keine Ahnung haben, bei landw. Themen ihren Senf dazu geben!