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«Produktive Flächen werden wohl weiter abnehmen»

Hans-Jörg Lehmann ist beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) für das Projekt Ressourceneffizienz im Dienste der Ernährungssicherheit (Redes) zuständig. Ziel ist, die knapper werdenden Ressourcen besser zu nutzen.

Samuel Krähenbühl |

 

 

Hans-Jörg Lehmann ist beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) für das Projekt Ressourceneffizienz im Dienste der Ernährungssicherheit (Redes) zuständig. Ziel ist, die knapper werdenden Ressourcen besser zu nutzen.

«Schweizer Bauer»: Was ist Redes, und welche Zielsetzung hat es?
Hans-Jörg Lehmann: Das Zentrale ist, dass wir Ressourceneffizienz in den Dienst der Ernährungssicherheit bringen wollen. Ressourcen wie Boden und Wasser sind beschränkt. Damit die Ernährungssicherheit gewährleistet werden kann,  ist die Landwirtschaft herausgefordert, mehr mit weniger Ressourcen zu produzieren. Es geht aber nicht um konkrete, agrarpolitische Massnahmen, sondern eher darum, was wir angehen müssen, damit wir bis 2050 dort stehen, wo wir sein wollen.

Wie kam es dazu?
Als damaliger ständiger Vertreter der Schweiz bei der FAO in Rom war ich von Anfang daran stark beteiligt. Dort gab es verschiedene Tagungen wie «Feed the World 2050» und Beschlüsse wie denjenigen der G8 in L’Aquila. Schlussendlich wurde am Welternährungsgipfel 2009 beschlossen, dass man den Fragen der Ressourceneffizienz und Ernährungsicherheit mehr Beachtung schenken soll. Das betrifft aber nicht nur Länder im Süden, sondern eigentlich alle Länder.

Welchen Zeithorizont hat Redes?
Der Zeithorizont der Betrachtung ist 2050. Wir reden momentan nicht von konkreten Massnahmen. In einer späteren Runde geht es dann schon darum, dass das BLW und die Politik das Thema aufnehmen können. Es geht auch darum, welche Fragen die Forschung noch weiter bearbeiten soll. Wir stellen fest, dass in den Disziplinen viel geforscht wird. Interdisziplinär muss jedoch in Zukunft enger zusammengearbeitet werden.

Was haben Sie konkret schon unternommen?
Das Projekt Ressourceneffizienz ist in verschiedene Teilprojekte aufgeteilt, von denen wir einzelne abgeschlossen haben. Das eine ist die Simulation der schweizerischen Landwirtschaft auf das Jahr 2050. Man hat eine Methode angewendet, die Welternährungsexperte Hans Herren mitverantwortet. Sie ist mit einem Rückblick auf 1970 bis heute geeicht. Dann hat man eine Simulation auf 2050 projiziert. Dabei wurden auch Zielabweichungen festgestellt.

Welche Zielabweichungen haben Sie konkret festgestellt?
Food Waste, also die Verschwendung von Nahrungsmitteln, ist ein grosses Thema. Wenn die ganze Lebensmittelkette daran arbeitet, kann man auf diesem Weg punkto Ressourceneffizienz bereits viel erreichen. Weiter stellen wir fest, dass vermutlich weniger Fleisch pro Einwohner gegessen werden wird. Weil aber die Bevölkerung zunimmt, braucht es trotzdem absolut gesehen nicht weniger Fleisch. Pro Kopf hat die Veränderung der Konsumgewohnheiten aber trotzdem einen positiven Einfluss auf Ressourceneffizienz. Ein dritter Punkt ist der Bedarf an fossiler Energie. Dort wird es eine Entlastung geben wie auch bei den Stickstoff- und Ammoniak-Verlusten. Wir erreichen die Ziele aber nicht ohne zusätzliche Anstrengungen. Man stellt weiter fest, dass bei gleich bleibendem Bevölkerungswachstum die produktiven Flächen abnehmen werden. Deshalb wird die Konkurrenz zwischen produktiven Flächen und Biodiversitätsflächen aufkommen. Hier stellt sich die Frage, wie man die Interessen der Produktivität und der Biodiversität besser zusammen organisieren kann.

Und wie geht es jetzt weiter?
Nach dem Abschluss der ersten Teilprojekte haben wir einen Workshop an der ETH gemacht. Dort haben sich zwei Erkenntnisse herauskristallisiert. Wir generieren Wissen und nicht Massnahmen. Wir haben gemerkt, dass wir einen grossen Wissenstau haben zwischen dem, was wir wissen, und dem, was in die Praxis kommt. Der Dialog zwischen Forschung und Praxis findet zu wenig statt. Es braucht deshalb in der Forschung einen stärkeren Dialog zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung. Auf der anderen Seite braucht es einen stärkeren Dialog zwischen Forschung auf der einen und der Landwirtschaft wie auch weiteren Akteuren im Lebensmittelsektor.

Deshalb haben Sie einen Arbeitskreis mit Bauern gegründet.

Genau. Dort geht es darum, die Erkenntnisse der Forschung mit der Praxis zusammenzubringen. Es sind elf Bauern im Pilotarbeitskreis dabei. Drei Bauern sind aus dem Kanton Luzern, acht aus dem Kanton Bern. Die haben sich Ziele gesetzt. Momentan sind wir gerade daran, das Projekt zu konkretisieren. Ein zweites Teilprojekt ist, ein Wissensinventar zu erstellen, bei dem es darum geht, zu analysieren, wo wir Wissenslücken haben.

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