Die Migros wird ab August 2022 nur noch konventionelle Schweizer Konsumeier im Sortiment führen, die nach dem Standard von IP-Suisse produziert werden. Die Schweizer Eierproduzenten sind über den Entscheid verärgert. In einem offenen Brief tun sie ihren Unmut kund.
«Tierwohl, Nachhaltigkeit und Biodiversität werden von uns Produzenten seit Jahren unterstützt und umgesetzt, sei es durch Investitionen oder unsere tägliche Arbeit mit den Tieren, dem Boden und der Umwelt. Wir teilen die Meinung, dass all diesen Aspekten Rechnung getragen werden muss und die erbrachten Leistungen bis hin zum Konsumenten gelangen müssen. Erst letztes Jahr wurden in guter Zusammenarbeit mit den Produzentenorganisationen die Migros-Richtlinien mit einer neuen Checkliste und einem Bonus-Malus-System eingeführt, das nun gemeinsam verbessert/gefestigt wird.
Wir sind deshalb sehr erstaunt und enttäuscht, nicht in diesen wichtigen Schritt einbezogen worden zu sein. Obwohl mit den verschiedenen Interessengemeinschaften (IG) Strukturen existieren, um solch wichtige Schritte vorzubereiten, und zum Teil gar gemeinsame Arbeitsgruppen betreffend Richtlinien vorhanden sind, wurden die Produzenten weder in die Diskussion noch in den Prozess miteingebunden. Bestehende Migros-Produzenten und IP-Suisse-Produzenten werden so vor den Kopf gestossen und mit Tatsachen konfrontiert.
- Für bisherige Migros-Lieferanten sind die allgemeinen IP-Suisse-Labelanforderungen, sowie die gesamtbetrieblichen Anforderungen (wie z.B. die Massnahmen zur Förderung der Biodiversität) künftig umzusetzen. Dies kann je nach Betrieb nicht zu unterschätzende gesamtbetriebliche Veränderungen mit sich bringen und somit hohe Kosten verursachen.
- Für bisherige IP-Suisse-Lieferanten ist die Übernahme der hohen Anforderungen der Migros ans Tierwohl in den Legehennen-Richtlinien ohne Rücksprache inakzeptabel. Sie müssen zusätzliche Anforderungen erfüllen, die durch bestehende andere Vermarkter nicht sicher abgegolten werden.
- Das neue Punktesystem Klima- und Ressourcenschutz der IP-Suisse ist gerade für Betriebe mit Legehennen ungeeignet und basiert auf Grundlagen für andere Tiergattungen.
- Die Umstellung der Sojakomponente im Futter der Legehennen auf zertifiziertes Soja aus Europa ist in der aktuellen geopolitischen Lage zu hinterfragen.
- Alle zusätzlichen Leistungen müssen fair und korrekt entschädigt werden.
Migros und IP-Suisse freuen sich, diese Kooperation einzugehen und sämtlichen Kundengruppen den Zugang zur Nachhaltigkeit zu ermöglichen. Nachhaltigkeit definiert sich mit der ökonomischen, der ökologischen und nicht zuletzt mit der sozialen Dimension. Im Rahmen dieser sozialen Dimension sollte der Einbezug der direktbetroffenen Produzenten in den Prozess der Überarbeitung der Richtlinien und Anforderungen eine Selbstverständlichkeit sein, gerade bei Migros und IP-Suisse, die Nachhaltigkeit grossschreiben.
Wir bitten deshalb darum, die direktbetroffen Produzenten unverzüglich über ihre Vertreter an den Tisch zu nehmen. Die Kooperation ist gemeinsam zu prüfen, mögliche Schwierigkeiten sind zuerkennen und allfällige Anpassungen vorzunehmen. Nur wenn die Basis das Projekt mitträgt und in der Praxis überzeugend umsetzt, kann die Nachhaltigkeit der Schweizer Freilandeierproduktion verbessert werden. Die Produzenten möchten sich auch über die Kooperation mitfreuen können. Dies geht nur, wenn sie als Partner wahrgenommen und in die Prozesse integriert werden.»
Die Migros wird ab August 2022 nur noch konventionelle Schweizer Konsumeier im Sortiment führen, die nach dem Standard von IP-Suisse produziert werden. Damit werde die tiergerechte Haltung von Legehennen weiter gestärkt, teilte die Migros am 4. April 2022 mit. Die Produzenten sollen dafür einen Mehrpreis erhalten. Doch über die Höhe schweigt sich die Migros aus. Mehr dazu gibt es hier
Keiner getraut sich, dagegen aufzustehen. Jeder macht mit, - aus Feigheit, Unwissenheit, Dummheit - und zum Schaden der Wirtschaft, Industrie, Gesellschaft.