«Fleisch ist ein äusserst hochwertiges Lebensmittel und Bestandteil für eine ausgewogene und gesunde Ernährung.» Das schreibt die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft Proviande. Nun aber werde der Anteil von Fleisch in den neuen Ernährungsempfehlungen stark abgewertet, weil es fälschlicherweise bei Gesundheits- wie auch Umweltaspekten in der Kritik stehe.
Als Ersatz für tierische Proteine sollen gemäss den Empfehlungen zur neuen Lebensmittelpyramide vermehrt pflanzliche Proteine aufgenommen werden. «Hiess es bisher «Fleisch, Fisch, Eier & Tofu», so lautet die Reihenfolge nun «Hülsenfrüchte, Eier, Fleisch und Weitere», wie Proviande in der Medienmittelung zu den neuen Ernährungsempfehlungen schreibt.
Pflanzliche Proteine sind kein Fleischersatz
In der bisherigen Lebensmittelpyramide habe die Empfehlung gegolten: «Konsumieren Sie Fleisch massvoll.» Heute stehe dazu: «Über eine Woche hinweg zwischen den verschiedenen Proteinquellen abwechseln: Hülsenfrüchte, Tofu, Eier, Fleisch, Fisch und Weitere».
Somit wurde die frühere Empfehlung neu als maximale Menge definiert. «Proviande stimmt dieser Empfehlung nicht zu», so die Branchenorganisation weiter. Es gebe keinen Grund, die empfohlene Menge an Fleischkonsum zu verringern.
Überversorgung mit Kohlehydraten
Denn es würde keine wissenschaftliche Evidenz vor, dass Fleisch, so wie es mengenmässig heute in der Schweiz verzehrt werde, negative Auswirkungen auf die Gesundheit habe. Zudem müssten nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen die doppelte Menge an pflanzlichen Proteinen gegenüber tierischen Proteinen gegessen werden, um die gleiche Protein-Wirkung im Körper zu erzielen. Laut Proviande kann dies jedoch eine deutliche Überversorgung mit Kohlehydraten zur Folge.
Fragwürdige Verknüpfung mit Nachhaltigkeit
Neu werden in den Empfehlungen die beiden Bereiche Nahrung und Nachhaltigkeit miteinander verknüpft. «Der Umwelt ist aber nicht geholfen, wenn mehr Pflanzen und weniger tierische Lebensmittel gegessen werden. Denn ein verminderter Fleischkonsum führt nicht in erster Linie zu Ressourcenschonung», hält Proviande fest.
Die Behauptung, tierische Lebensmittel würden die Umwelt stärker belasten als pflanzliche Lebensmittel, sei eine pauschale Falschannahme, insbesondere in Anbetracht der hohen Schweizer Produktionsstandards. Zudem basierten die bisherigen Berechnungen der Methangas-Belastungen auf überholten Werten – so die Meinung seitens der Branchenorganisation.
Lebensmittelpyramide blendet Fleisch fast aus
«Halb versteckt hinter einem Tofuquader findet sich in der neuen Lebensmittelpyramide eine kleine Hähnchenbrust. Rotes Fleisch wie Schwein oder Rind fehlt gänzlich», heisst es in der Mitteilung weiter. Proviande kann nach eigenen Angaben diese grafische Herabstufung von Fleisch in der Lebensmittelpyramide nicht nachvollziehen und verlangt eine bessere Sichtbarkeit von Fleisch.
Die neue Lebensmittelpyramide vermittle einer Betrachterin oder einem Betrachter den Eindruck, rotes Fleisch zu essen sei unnötig, ja gar nicht empfehlenswert – was nicht den Tatsachen entspreche, so die Schlussfolgerung von Proviande.