Lobag-Präsident Hans Jörg Rüegsegger konnte zur Jahrestagung der Berner Landwirtschaft im Schlossgutsaal Münsingen rund 180 Personen aus der Land- und Ernährungswirtschaft begrüssen.
Referent Daniel Bloch, der bereits in dritter Generation die Chocolats Camille Bloch SA in Courtelary führt, ging auf die Herausforderungen seiner Branche und die Ansprüche der Konsumentinnen und Konsumenten ein. Gerade die Schokoladenbranche sieht sich aufgrund der Produktion der Rohstoffe wie Kakao immer wieder mit Kritik von NGO konfrontiert.
Die Anliegen dieser Organisationen seien zwar teils berechtigt, die Kampagnen aber ziemlich schrill, sagte Bloch. Die Camille Bloch SA bezieht ihren Kakao aus einer bestimmten Region Ghanas, was eine Kontrolle am Produktionsstandort vereinfacht. Zudem wird vor Ort in Ausbildungsprojekte investiert.
Camille Bloch: Umsetzen der Swissness-Regeln kein Problem
Das ebenfalls oft kritisierte Palmöl wird bei Camille Bloch durch eine Mischung aus Kokosöl und Kakaobutter ersetzt. Ein Ersatz durch normale Butter sei geprüft worden, habe sich aber aus Gründen der Produkteigenschaften als nicht möglich herausgestellt, sagte Bloch. Dieser Wechsel der Rohstoffe zeige, dass die Firma immer wieder auf neue Kundenbedürfnisse reagieren müsse.
Skeptisch zeigte sich Daniel Bloch gegenüber immer neuen gesetzlichen Anforderungen. "Neue Regulierungen kommen im Jahresrhythmus", so Bloch. Die neuen Swissness-Regeln zu erfüllen ist für Camille Bloch hingegen leicht, da das verwendete Milchpulver und der Zucker aus der Schweiz stammen. "Das Umsetzen der Regeln ist kein Problem, die Frage ist aber, was die Kontrolle kostet", mahnte Bloch. Dies wird sich erst zeigen, wenn die entsprechenden Verordnungen ausgearbeitet sind.
Drei Kategorien von Kunden
Zweite Referentin war Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS). Sie zeigte auf, dass es "den Konsumenten" nicht gibt. Zu unterschiedlich sind die Motive, welche die Konsumenten beim Kauf leiten. Grob können die Kunden in drei Kategorien unterteilt werden. Einerseits jene, die nur auf den Preis schauen, auf der anderen Seite jene, die stark auf die Produktionsweise oder die Herkunft von Produkten achten. Für die grösste Gruppe hält Stalder allerdings jene, die situativ entscheidet. "Das sind dann die Kunden, die neben dem Bio-Joghurt noch die Billigst-Wurst im Einkaufskorb haben", so Stalder.
Sara Stalder betonte zudem die Wichtigkeit der korrekten Deklaration von Lebensmitteln und rief die Landwirtschaftsvertreter dazu auf, beim neuen Lebensmittelgesetz Druck zu machen, damit auch in Halbfertigprodukten die Herkunft angegeben werden muss.
Die anschliessende Podiumsdiskussion zwischen Rüegsegger, Stalder und Bloch drehte sich in erster Linie um die bürokratischen Hürden bei der Herstellung und dem Verkauf von Produkten sowie die Frage, wie teuer ein Schweizer Produkt im Vergleich zum Ausland sein darf.
Schweiz zu teuer?
Sara Stalder betonte, dass bei etlichen verarbeiteten Produkten – etwa bei Körperpflegeprodukten oder identischen Schokoladeriegeln - die Schweiz klar zu teuer sei. Daniel Bloch warf dazu die Frage auf, ob die Schweiz denn wirklich zu teuer und nicht etwa Deutschland zu billig sei. Einigkeit herrschte auf dem Podium darüber, dass die Produzenten für ihre Ware einen fairen Preis erhalten müssen. "Jeder Partner soll dabei eine Existenzberechtigung haben", so Hans Jörg Rüegsegger.
Zum Abschluss der Veranstaltung wies Lobag-Präsident Rüegsegger auf wichtige Punkte für den Verband im Jahr 2014 hin. Er nannte dabei unter anderem die kantonale Kulturlandinitiative, wo derzeit die Unterschriftensammlung läuft, sowie die Initiative für Ernährungssicherheit des Schweizer Bauernverbandes, die in Kürze lanciert wird.