Auf dem Weltmarkt für Harnstoff werden die Preise angebotsbedingt ab dem Jahr 2015 kräftig nachgeben. Davon geht zumindest die Rabobank aus.
Die Utrechter Marktexperten begründen ihre Prognose mit der strukturellen Entwicklung der Harnstoffindustrie in den wichtigsten Importländern USA, Brasilien und Indien sowie von „Billigproduzenten“ im Nahen Osten und in Afrika. Dort werde seit dem Jahr 2007 eine ungewöhnlich rasante Ausweitung der Kapazitäten zur Harnstofferzeugung im Zuge attraktiver Gewinnmargen des Sektors beobachtet.
Mittlerweile seien mehr als 65 neue Projekte geplant, wodurch sich die weltweite Produktionskapazität bis zum Jahr 2020 um 30% erhöhen würde. In der Folge dürfte sich zum einen der Selbstversorgungsgrad der drei grössten Importeure erhöhen, zum anderen sei mit einer Umkehr des bisherigen Verhältnisses zwischen Harnstoffangebot und -nachfrage zu rechnen.
Die erwartete Angebotsausdehnung werde das voraussichtliche weltweite Nachfragewachstum deutlich übersteigen, so dass sich der
bisherige Verkäufermarkt in den kommenden fünf bis zehn Jahren zu einem Käufermarkt wandele. Gleichzeitig verschärfe sich der Wettbewerb zwischen den traditionellen Exporteuren im Mittleren Osten, in Afrika, China und in der früheren Sowjetunion.
Als Ergebnis sei Preisdruck bei Harnstoff zu erwarten, der Produzenten in Erzeugerregionen mit hohen Produktionskosten zur Rationalisierung ihrer Produktion zwinge, wodurch sich der Preisdruck verstärke. Granulierter Harnstoff kostete Anfang April an den deutschen Ostseehäfen rund 400 Euro/t.
