Bei Kühen mit 10’000 Kilo Milch oder mehr sollte die Rastzeit um zwei Brunstzyklen verlängert werden. Das ist wirtschaftlich.
Eine Hochleistungskuh muss nicht jedes Jahr abkalben, um wirtschaftlich zu sein. Deutsche Forscher werteten die Daten von 26’000 Kühen aus, die mindestens die dritte Laktation erreicht hatten.
Längere Nutzungsdauer
Kühe, die mit 341 bis 370 Tagen kalbten, gaben bei einer Nutzungsdauer von drei Jahren und sechs Monaten rund 31’000kg Milch. Kühe mit verlängerter Laktation hatten eine um neun Monate längere Nutzungsdauer und gaben rund 39’000kg Milch. Die Lebenstagsleistung der Kühe mit einer Zwischenkalbezeit von 341 bis 370 Tagen lag bei 15,0kg Milch, jene der Tiere mit einer längeren Pause bei 16,7kg.
Der Gewinn kann also gesteigert werden, wenn den Kühen längere Ruhephasen zugestanden werden. Kühe mit einer 305-Tageleistung unter 9000kg sind am rentabelsten, wenn sie jedes Jahr kalben. Bei 10’000kg führt eine längere Pause von maximal zwei Brunstzyklen zu einer längeren Nutzungsdauer und einem höheren Einkommen. Kühen mit noch höheren Leistungen sollten mehr als 100 Tage Rastzeit – die Zeit zwischen Abkalbung und erster Besamung – gegönnt werden.
Leistungspotenzial besser nutzen
Der Deckungsbeitrag pro Kuh und Jahr war umso höher, je länger die Zwischenkalbezeit einer Kuh mit einer 305-Tages-Leistung von mehr als 10’000kg dauerte. Hier beeinflussen Leistungsfähigkeit und Nutzungsdauer die Wirtschaftlichkeit viel stärker als die Zwischenkalbezeit oder die Anzahl Kälber.
Weitere Faktoren sprechen für längere Pausen: Geburt und Startphase sind belastend für den Stoffwechsel und bergen das höchste Risiko für Erkrankungen und Abgänge. Hochleistungskühe geben zudem nach 305 Tagen weit mehr als 20kg Milch pro Tag. Das Risiko dieser Tiere, an Euterentzündungen zu erkranken, ist sehr hoch. Ausserdem wird das genetisch vorhandene Leistungspotenzial der Tiere bei kurzen Zwischenkalbezeiten nicht voll ausgeschöpft.
Auch in der Schweiz sichtbar
Der Trend zu längeren Zwischenkalbezeiten zeigt sich auch in der Schweiz. Martin Rust von Braunvieh Schweiz: «Die Rastzeit hat sich beim Braunvieh in den letzten zehn Jahren um rund fünf Tage verlängert, die Zwischenkalbezeit hat sich parallel dazu entwickelt. Diese längere Rastzeit ist vor allem auf Betrieben mit mehr als 8000kg Herdenleistung zu verzeichnen, was auf eine bewusste Verlängerung der Zwischenkalbezeit hinweist.»
Eric Barras von Holstein Switzerland weiss: «Die durchschnittliche Rastzeit bei den Holstein ist in den letzten 20 Jahren um zehn Tage gestiegen. Sie lag 2002 bei 82 Tagen und 2022 bei 92 Tagen. Die Zwischenkalbezeit ist in den letzten 20 Jahren um zwölf Tage gestiegen. Im Jahr 2002 von 402 Tagen auf 414 Tage im Jahr 2022. Es gibt sicher eine Abhängigkeit von der Leistung der Kuh. Wir haben jedoch keine Statistiken darüber.»