Regionalprodukte sind gefragt und haben mittlerweile einen Marktanteil von gut sieben Prozent. Das Potenzial ist gross.
Beim Einkaufen achten Konsumentinnen und Konsumenten immer mehr auf die Herkunft der Produkte. «Regionalität ist das neue Bio», sagte Grace Schatz von Regio-Herz an einer Fachtagung zum Thema Regionalprodukte.
«Von hier» wird wichtiger
Schatz betreibt in der St. Galler Innenstadt einen Laden, wo sie Produkte von Bauern und Produzenten aus der Ostschweiz verkauft. Die Bauern mieten für 2 Franken pro Tag ein Regalfach und liefern ihre Produkte ins Geschäft nach St. Gallen. Ab dann kümmert sich Regio-Herz für 20 Prozent Provision um den Verkauf. «Wir sind das Bindeglied zwischen den Produzenten und den Kunden», so die Geschäftsführerin.
Mit diesem Konzept scheint Schatz den Nerv der Zeit getroffen zu haben. Denn laut einer kürzlich durchgeführten Befragung der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) und dem Marktforschungsunternehmen Link sehen Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten Regionalprodukte immer stärker als Produkte aus der eigenen Region, also «von hier».
Marktanteil von gut 7 Prozent
Stephan Feige ist Leiter der Fachstelle für authentische Markenführung der HWZ und spezialisiert auf Regionalprodukte. An der Tagung sagte er: «Regionalprodukte haben mittlerweile einen Marktanteil von gut 7 Prozent und sie generieren über 2,1 Milliarden Franken Umsatz. Regionalprodukte sind keine Nischenprodukte mehr.» Regionalprodukte müssen aber nicht zwingend dort verkauft werden, wo sie produziert wurden.
So kennzeichnet beispielsweise das Gütesiegel «Regio garantie» zertifizierte Regionalprodukte und garantiert, dass die Rohstoffe dafür in der angegebenen Region produziert und verarbeitet wurden. Nach dieser Definition wäre Emmentaler Rapsöl auch im Laden von Grace Schatz in der Ostschweiz ein Regionalprodukt. Dazu wird es aber nie kommen. «Ich bin ziemlich stur», sagte Schatz und lachte: «Meine Produkte stammen nur aus den Kantonen St. Gallen, Thurgau und Appenzell Inner- und Ausserrhoden.»
Die Profitabilität steigt
Die Schweizerinnen und Schweizer dürstet es nach Produkten «von hier». Das birgt Potenzial für regionale Logistik- und Vertriebsstrukturen. «Diese können wachsen und zunehmend profitabel betrieben werden», sagte Feige. Diesen Trend mitmachen wollen die Verantwortlichen des Projekts «Feld zu Tisch» von der Genossenschaft Lebensmittelnetzwerk in Basel. Dabei sollen Produkte von Produzenten aus dem Grossraum Basel direkt in die Stadt und vor allem zu den Restaurants transportiert werden.
Ob die letzten Kilometer mit dem Lastenvelo, dem Veloanhänger oder dem Elektroauto zurückgelegt werden sollen, darüber zerbricht sich aktuell noch ein Kurierdienstleister den Kopf. Auf regionale Strukturen setzt auch die Graubründen Vivonda AG. Das Unternehmen hat sich auf die Fahne geschrieben, die Wertschöpfung im Kanton Graubünden zu erhalten oder zu verbessern und will zu diesem Zweck regionale «Genussmärkte» bauen. Wohlgemerkt aus Bündner Holz. «Konsequente Regionalität und Nachhaltigkeit sind uns wichtig», sagte der Verwaltungsratspräsident Christoph Caprez an der Fachtagung.
Louis Rafael Rosenthal
Aldi mit neuer Marke
Regionalprodukte bekommen aber nicht nur im Kleinen mehr Gewicht. Auch die grossen Player im Lebensmittelmarkt wollen oder müssen mitziehen. Aldi Suisse kreiert derzeit eine neue Regio-Marke mit dem Namen «Saveurs Suisses». Ganz dem Aldi-Gedanken entsprechend sollen die Regio-Produkte bei Aldi aber auch bei kleinem Budget erschwinglich sein. Deshalb setzt der Discounter bei «Saveurs Suisses» vor allem auf Effizienz, so wie sonst auch.
«Wir reduzieren unsere Verteilkosten so stark wie möglich und schauen, dass unsere Leute nicht alles dreimal in die Hand nehmen müssen», sagte Aldi-Suisse-Chef Jérôme Meyer an der Tagung. Es gebe keinen Grund, weshalb im Detailhandel die Margen bei Label- und Bioprodukten viel höher seien als bei konventionellen Produkten. Dadurch würden nur hohe Verteilkosten quersubventioniert, ergänzte der Aldi-CEO. «Qualität hat ihren Preis, aber wir dürfen nicht Ineffizienz und Qualität vermischen», so Meyer