Die Alpsaison 2024 war von genauso von den Wetterbedingungen geprägt, die sich auch auf die gesamte Landwirtschaft auswirkten. Ein sehr nasser Frühling, gefolgt von heftigen Sommergewittern und sogar Unwettern sowie einem frühen Wintereinbruch im September, stellte die Alpbetriebe vor Herausforderungen. «Das nasse Wetter führte zu einer überdurchschnittlich hohen Zahl von Klauenproblemen, Trittschäden und Futterverlusten durch Niedertrampeln oder Verschmutzung», erklärt Selina Droz, Geschäftsführerin des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands SAV.
Gleichzeitig hatten viele Alpen Schwierigkeiten, die geforderten 75 Prozent Normalstösse zu erreichen. Ein schwieriges Wetterjahr, aber zufriedenstellende Produktion Trotz dieser Herausforderungen gab es in nahezu allen Regionen genügend Gras. So erreichte die Milchproduktion auf den Alpen trotzdem ein zufriedenstellendes Niveau.
«Wir gehen von einem durchschnittlichen Alpsommer hinsichtlich Milch-, Käse- und Fleischproduktion aus», so Selina Droz weiter. Ein positiver Nebeneffekt des regnerischen Sommers war, dass es keine Wasserversorgungsprobleme gab.
Späte Schneeschmelze und früher Winter
Der späte Beginn der Schneeschmelze verzögerte den Alpaufzug auf den Hochalpen um ein bis zwei Wochen. «Die Alpaufzüge der Vorjahre waren allerdings auch sehr früh, sodass wir dieses Jahr fast wieder im normalen Rahmen lagen», betont Selina Droz. Auf den tiefer gelegenen Alpen war der Alpaufzug früh bis normal.
Das kalte Wetter erschwerte jedoch das Nachwachsen des Futters auf den höheren Weiden, weshalb viele Tiere vorübergehend eingestallt und mit Heu zugefüttert werden mussten.
Der Alpabzug erfolgte in den Hochalpen aufgrund des frühen Wintereinbruchs bereits im September, während er auf den tiefer gelegenen Alpen im gewohnten Zeitraum stattfand.
Herausforderungen durch den Wolf
Die Wolfsproblematik blieb auch 2024 ein drängendes Thema. Während der Frühling noch relativ ruhig verlief, nahm die Zahl der Risse ab Juli und August deutlich zu. Besonders stark betroffen waren das Tessin und das Urner Oberland, wo die topografischen Gegebenheiten vielerorts effektive Herdenschutzmassnahmen unmöglich machen.
Auch in den Kantonen Wallis, Graubünden, Waadt und St. Gallen war der Wolfsdruck hoch. «Im Tessin, Wallis und Graubünden beobachten wir, dass schwer schützbare Weiden oder ganze Alpen aufgegeben werden oder auf andere Tierkategorien umgestellt wird», berichtet Droz. Diese Entwicklung sei relativ neu und besorgniserregend.
Der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verband setzt daher grosse Hoffnungen in die neue Jagdverordnung: «Es braucht unbedingt eine präventive, aber auch eine schnelle reaktive Regulierung der Wolfsbestände», so die SAV-Geschäftsführerin.
Schrumpfende Weideflächen
Ein weiteres drängendes Problem bleibt die zunehmende Verbuschung und Verwaldung von Weideflächen. «Jedes Jahr geht wertvolle Weidefläche verloren», warnt Selina Droz.
Zu den Ursachen zählen die hohe Arbeitsbelastung, Personalmangel, der Einfluss des Wolfs und eine zu geringe Besatzdichte. Der SAV hat die Bekämpfung der Verbuschung zu einem Schwerpunkt für das Jahr 2025 erklärt und plant intensive Sensibilisierungsarbeit, um diesem Trend entgegenzuwirken.