Das Wetter war mies, und eine Fruchtfliege hat den Olivenbauern den letzten Rest gegeben. Die Ernte in Italien und Spanien ist so schlecht wie seit langem nicht mehr. Zudem sind Oliven-Diebe unterwegs.
In Italien gibt es zu Weihnachten Essen «Made in Italy»: Panettone, Wein, Käse, Schinken, gutes heimisches Olivenöl. Olivenöl? Dieses ist derzeit knapp. Die Ernte ist katastrophal - so schlecht wie seit langem nicht mehr. Verschrumpelte Oliven und verzweifelte Bauern werden vom «Annus horribilis» der Olivenernte in Italien in Erinnerung bleiben.
Fruchtfleisch fressende Larven
Um 35 Prozent auf noch rund 300'000 Tonnen ist die Olivenöl-Produktion nach Schätzungen des Agrarverbands Coldiretti in dieser Saison verglichen mit der vorherigen gesunken. In einigen Regionen, etwa der Toskana, fiel die Ernte fast komplett aus. Ein Desaster, ist Italien doch nach Spanien der zweitgrösste Exporteur von Olivenöl.
Schuld ist einerseits der verregnete Sommer, andererseits die «Killerfliege» Bactrocera oleae, deren Larven das Fruchtfleisch auffressen. Die Knappheit treibt den Preis in die Höhe - um teilweise bis zu 40 Prozent.
Oliven-Diebstahl
Zudem muss mehr Öl importiert werden. Dies schürt beim Agrarverband Ängste vor Panscherei: «Zwei von drei Flaschen, die in Italien abgefüllt werden, erhalten Öl aus dem Ausland», sagte Coldiretti-Präsident Roberto Moncalvo. Der Konsument könne das auf dem Etikett aber nicht erkennen. Deshalb sei eine «Task Force» nötig, um Schwindel und Panscherei aufzudecken.
Der Verband warnt auch vor Oliven-Diebstahl. Räuber seien erwischt worden, die tonnenweise Oliven und Öl gestohlen hätten. Bauern hätten schon Patrouillen organisiert, um ihre Oliven zu schützen. Auch Videokameras in den Olivenhainen seien eine Option.
Ernteeinbruch in Spanien
Auch in Spanien - dem weltgrössten Exporteur von Olivenöl - klagen die Bauern. Gemäss einer Prognose des Internationalen Olivenöl-Rats (IOOC) wird die vor wenigen Wochen begonnene Ernte 800'000 Tonnen Olivenöl abwerfen. Das ist nicht einmal die Hälfte dessen, was in der letzten Erntesaison produziert wurde.
Allerdings sieht der Rückgang ein wenig dramatischer aus als er tatsächlich ist. Spanien hatte 2013/14 eine Rekordernte eingefahren und mit fast 1,8 Millionen Tonnen mehr Olivenöl produziert als je zuvor. Dennoch dürfte die diesjährige Ernte deutlich unterhalb des Durchschnittswertes der vergangenen fünf Jahre liegen.
Hitze und Hagel
Eine ungewöhnliche Hitze hatte im Mai die Blütenbildung und das Wachstum der Früchte beeinträchtigt. Im Juni setzte dann Hagel den Olivenbäumen zu. Die Region Andalusien, in der gut 80 Prozent des spanischen Olivenöls hergestellt werden, beantragte bei der spanischen Regierung einen Ausgleich für die Verdienstausfälle der Erntehelfer.
Anders ist die Lage in Griechenland. Dort freut man sich über ein Olivenöl-Superjahr. Während letztes Jahr die Produktion 135'000 Tonnen erreichte, werde dieses Jahr 280'000 Tonnen grösstenteils reines Olivenöl bringen, teilte der Verband der Olivenölproduzenten mit.