In den vergangenen Jahren stand das Trinkwasser oft im Fokus, insbesondere wegen Rückständen von Pflanzenschutzmitteln. Spritzmittel mit dem Wirkstoff Chlorothalonil wurden seit den 1970er-Jahren in der Schweiz eingesetzt. Der Wirkstoff wurde im Getreide-, Gemüse-, Wein- und Zierpflanzenbau gegen Pilzbefall eingesetzt.
Positive Bilanz
Wegen Gesundheitsbedenken verbot sie der Bund per 1. Januar 2020. Für Abbauprodukte, sogenannte Metaboliten, wurde ein sehr tiefer Höchstwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter für Trinkwasser eingeführt. Mitarbeitende des Berner Kantonalen Laboratoriums (KL) haben 2024 rund 2300 Trinkwasserproben erhoben auf mikrobiologische Keime oder chemische Substanzen geprüft.
1100 Proben wurden auf verschiedene chemische Substanzen geprüft. 157 davon wurden auf die drei Substanzklassen PFAS, Chlorothalonil und Metolachlor untersucht, die in letzter Zeit stark an Bedeutung gewonnen haben. Das KL zieht bezüglich der Qualität des Trinkwassers eine überwiegend positive Bilanz. «Die meisten von uns untersuchten Trinkwasserproben waren einwandfrei», sagt Kantonschemiker Otmar Deflorin.
PFAS: Höchstwerte eingehalten
Bei sämtlichen Proben auf PFAS wurden die aktuell gültigen Höchstwerte für Trinkwasser eingehalten. Da ab 2026 neue strengere Höchstwerte gelten werden, wurden die Messergebnisse auch mit diesen Werten verglichen. «Bei einer Quelle einer Wasserversorgung würde der zukünftige Höchstwert überschritten sein», schreibt das KL. Die Wasserversorgung wurde darauf aufmerksam gemacht. Zusammen mit dem Amt für Wasser und Abfall werden mögliche Lösungen ausgearbeitet.
PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind eine Gruppe von chemischen Substanzen, die aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften in zahlreichen Produkten wie Lebensmittelverpackungen, wasserabweisenden Textilien und Feuerlöschschäumen Verwendung finden. Sie sind persistent und können sich in der Umwelt und im menschlichen Körper anreichern.
Chlorothalonil: 30 Proben beanstandet
Bei 25 Proben wurde der Chlorothalonil-Metabolit R471811 und in sieben Proben der Chlorothalonil-Metabolit R417888 mit einem Gehalt über dem Höchstwert von von 0,1 Mikrogramm pro Liter nachgewiesen. «Sämtliche diese Wasserversorgungen beziehen ihr Trinkwasser aus Ressourcen, die in einer landwirtschaftlich stark genutzten Umgebung liegen», schreibt das KL. Die Proben wurden beanstandet. Die Wasserversorgungen wurden angewiesen, dem KL bis Ende 2024 mitzuteilen, welche Sofortmassnahmen sie einleiten konnten oder welche Massnahmen sie zusammen mit dem Amt für Wasser und Abfall mittelfristig umsetzen werden, um die Trinkwasserqualität so rasch als möglich wieder herzustellen.
Neu auch Metolachlor
Die Trinkwasserproben wurde auch Metolachlor untersucht. Es handelt sich ein Herbizid, das vor allem im Mais- und Sojaanbau eingesetzt wird. «Wie bei anderen chemischen Substanzen in der Landwirtschaft besteht auch hier die Möglichkeit, dass Metolachlor und seine Metaboliten über das Grundwasser ins Trinkwasser gelangen», schreibt das Kantonale Laboratorium.
Bei drei Wasserversorgungen wurde der seit 1. Oktober 2024 gültige Höchstwert von 0.1 μg/l beim Metaboliten Metolachlor-ESA überschritten. Die Probenahme fand bereits in der ersten Jahreshälfte statt. Die betroffenen Wasserversorgungen wurden nachträglich auf diesen neuen Höchstwert aufmerksam gemacht, ohne eine Beanstandung auszusprechen. «Es zeigte sich, dass alle drei betroffenen Wasserversorger bereits eine Höchstwertüberschreitung bei den Metaboliten von Chlorothalonil zu verzeichnen haben», schreibt das Laboratorium. Die Wasserversorger wurden angewiesen, auf die Reduzierung von Chlorothalonil-Rückstände zu fokussieren. So lasse sich vermutlich auch die Überschreitung von Metolachlor beheben.
Lebensmittelproben
Die beanstandeten Lebensmittelproben waren unhygienisch, verdorben oder gesundheitsgefährdend. In gewissen Fällen war auch die Kennzeichnung nicht korrekt. Das KL beanstandete 15 Prozent der erhobenen Lebensmittelproben. 2023 waren es 16 Prozent gewesen, wie der Kanton in einer Mitteilung schreibt.
Insgesamt inspizierte das KL 6937 Lebensmittelbetriebe. Dazu gehörten Restaurants, Käsereien, Bäckereien, Trinkwasserversorgungen und Landwirtschaftsbetriebe. Eine «erhebliche oder grosse Gesamtgefahr» stellten es in 199 Betrieben fest, wie es weiter heisst.
Diese Betriebe wiesen Mängel bei der Hygiene, bei der Selbstkontrolle oder wegen fehlenden Kennzeichnungen, zu hohen Lagertemperaturen für vorgekochte Speisen und unhygienisch zubereiteten Lebensmitteln auf. In 198 Fällen reichte das KL Strafanzeige ein. Das entsprach einem Rückgang um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sieben Betriebe mussten schliessen.