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Betrieb Witzwil gibt 385 ha Agrarland ab

Der Kanton Bern besitzt reichlich Kulturland. Mit dem Betrieb Witzwil verfügt er über den grössten Landwirtschaftsbetrieb der Schweiz. Nun wurde die Ausrichtung der Landwirtschaft im Strafvollzug überprüft. Die Rückgabe der 385 ha Landwirtschafsland erfolgt in den nächsten Jahren.

Der Kanton Bern betreibt durch das Amt für Justizvollzug an den Standorten der Justizvollzugsanstalten (JVA) Witzwil und St. Johannsen zwei grosse Landwirtschaftsbetriebe.

800-Hektaren-Betrieb

In Witzwil im Berner Seeland befindet sich die grösste landwirtschaftliche Nutzfläche des Kantons und einer der grössten Bauernbetriebe der Schweiz. Insgesamt umfasst der Betrieb 820 Hektaren Kulturland. Angebaut werden unter anderem Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Zuckerrüben und Ölsaaten. Auf rund 400 ha wird Ackerbau betrieben, auf 120 ha Futterbau, 100 ha entfallen auf Ökoflächen, zudem werden 40 ha Wald bewirtschaftet.

Auf dem Betrieb werden rund 90 Milchkühe mit Aufzucht, 70 Mutterkühe, 75 Mastmuni, 70 Aufzuchtfohlen sowie 30 Freilandmuttersauen und 500 Mastschweine gehalten. Zum Landwirtschaftsbetrieb gehört 110 Hektaren Alp auf dem Chasseral, wo im Sommer jeweils 140 bis 150 Tiere gealpt werden. 

Sanierungen stehen an

Nun stehen aber in den nächsten Jahren Sanierungen an. Die Infrastruktur wurde letztmals in den 1980er-Jahren im grösseren Stil erneuert. Bei beiden Betrieben müssen die Ställe instandgesetzt werden. «Dies auch, um die geltenden Auflagen bezüglich Tierwohl und Gewässerschutz zu erfüllen», kündigte der Kanton Bern im Mai 2023 an.

Die Sanierungen nahm der zuständige Regierungsrat Philippe Müller zum Anlass, die Strukturen der Betriebe zu überprüfen. Konkret heisst das, dass die Ausrichtung und Grösse überprüft und allenfalls angepasst, sprich verkleinert, wird. «Es soll geklärt werden, wie viel Landwirtschaft wir benötigen für einen guten Justizvollzug. Sollte es weniger sein als heute, werden wir die freigewordenen landwirtschaftlichen Flächen aufteilen», sagte der Sicherheitsdirektor vor knapp einem Jahr.

Fläche um 53 Prozent verkleinert

Der Kanton sagte bereits damals, dass die Landwirtschaft in den Justizvollzugsanstalten «primär der Erfüllung der staatlichen Aufgabe des Strafvollzugs» diene. Die Aufgabe des Kantons sei es aber nicht, Landwirtschaft zu betreiben. In einem direktionsübergreifenden Projekt mit dem Amt für Justizvollzug, dem Amt für Grundstücke und Gebäude und dem Amt für Landwirtschaft und Natur wurde in den vergangenen Monaten eine Gesamtsicht erarbeitet. Das Resultat liegt nun vor.

Wie es erwartet werden konnte, wird der Landwirtschaftsbetrieb der Justizvollzugsanstalt (JVA) Witzwil verkleinert. «Von den heute bewirtschafteten 728 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche verbleiben noch 343 Hektaren in der Domäne Witzwil.» 385 Hektaren oder 53 Prozent der Fläche gehen zurück an das Amt für Grundstücke und Gebäude (AGG) in der Bau- und Verkehrsdirektion. «Darin enthalten ist auch eine Alpwirtschaft auf dem Chasseral mit 110 Hektaren. Die Rückgabe erfolgt in den nächsten Jahren», teilt der Kanton nun am Mittwoch mit.

Flächen für Bauern aus der Region – mit Auflagen

Das Ziel habe gelautet, künftig nur noch so viel Landwirtschaft zu betreiben, wie Arbeitsplätze zur Beschäftigung der dort eingewiesenen Personen benötigt werden, so der Kanton weiter. Die nun frei werdenden Landwirtschaftsflächen dürften an die Bauernbetriebe in der Region abgegeben werden.

Doch der Kanton dürfte Auflagen machen. Die Flächen liegen in Nachbarschaft zum grössten Flachmoorgebiet der Schweiz. Zudem befindet sich dort auch ein Naturschutzgebiet von internationaler Bedeutung.

Der Kanton Bern schreibt dazu: «Dieser Besonderheit und den damit verbundenen Auflagen wird bei der künftigen Verwendung der zu vergebenen Landflächen weiterhin ausdrücklich Rechnung getragen.» Dies liegt in der Verantwortung von AGG und dem Amt für Landwirtschaft und Natur (Lanat).

Dass diese Auflagen eine Pacht für Landwirtinnen und Landwirte unattraktiv machen könnte, befürchtete Daniel Weber, Präsident der Landwirtschaftlichen Organisation Seeland, bereits vor einem Jahr. Sei die Politik im Spiel, würden viele Ideen von links und rechts eingebracht. Es fehle so an Kontinuität. «Und es ist nicht immer von Vorteil, Pächter beim Kanton Bern zu sein», sagte Weber zur «Berner Zeitung».

Geschichte zu Witzwil

1860 kaufte Notar Friedrich Emanuel Witz aus Erlach - nach ihm ist die Domäne benannt - Land im westlichen Grossen Moos, um es aufgrund der Juragewässerkorrektion der Urbarisierung zuzuführen. Er verkaufte die Domäne später der 1870 gegründeten Landwirtschaftlichen Gesellschaft Witzwil, an der unter anderem der Politiker Jakob Stämpfli mit seinem ganzen Vermögen beteiligt war. Ziel des Unternehmens war es ursprünglich, entlassenen Sträflingen eine neue Heimat zu geben. 1879 geriet es in Konkurs, worauf der Kanton Bern die Domäne aus der Konkursmasse erwarb und 1894 eine erste Kaserne für hundert Gefangene erstellte. Die 1895 von St. Johannsen abgetrennte Anstalt wurde von da an bis 1937 von Otto Kellerhals und von 1937 bis 1963 von dessen Sohn Hans Kellerhals geleitet.

Kommentare (4)

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  • ...da-war-doch-noch-was 🤔 | 05.04.2024
    Interessanter Beitrag!
    Ein Spaltentitel könnte jedoch sehr irritieren:

    "Flächen für Bauen aus der Region – mit Auflagen
    Das Ziel habe gelautet, künftig nur noch so viel Landwirtschaft zu betreiben, wie Arbeitsplätze zur..."

    BAUERN sind in dieser Region wohl weniger fürs BAUEN 🫣
    • Rahel | 22.04.2024
      Ich stimme Benutzer 21 zu, Oekofläche soll weiterhin Oekofläche bleiben.
      Unsere Nachkommen sollen von dieser einzigartigen Artenvielfalt die sich ganzjährlich hier in diesem Gebiet abspielt, weiterhin profitieren können.
      Schön wäre es, wenn sich Mutige mit diesen Ländereien etwas Einzigartiges erschaffen würden und nicht nur Kapital daraus schlagen wollen.
  • Verbundene Scholle | 05.04.2024
    Richtig, da sind die Auflagen meistens so hoch, dass der Kanton die Flächen weiterhin selber bewirtschaftenden muss. Wie es bereits in anderen Kantonen der Fall ist oder auch bei der SBB. Die erhoffen sich dadurch nur billige Bewirtschafter zu finden und die legen nur darauf.
    • Benutzer 21 | 05.04.2024
      Wäre aber sehr schade, wenn diese ökoflächen nicht mehr als ökoflächen genutzt würden, auch naturschutz und natur ist sehr wichtig. In der artenvielfalt liegt die schweiz im vergleich zu unseren nachbarn zurück.
      Wenn es für die landwirte unrentabel ist, diese ökoflächen so zu bewirtschaften, dass der ökologische wert erhalten werden kann, fände ich es gut, sie würden beim kanton (sprich strafanstalt witzwil ) bleiben !
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