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«Das ist keine Arbeit, sondern Sport»

An der letzten Schafschur-Weltmeisterschaft Ende Juni war Justin Anderson noch als Zuschauer dabei. Bei den nächsten will er die Schweiz vertreten. Sie werden 2026 in seiner Heimat stattfinden – in Neuseeland.

Gewöhnlich braucht Justin Anderson gerade mal 2½ bis 3 Minuten, um ein Schaf zu scheren, bei noch jüngeren Lämmern sogar weniger als eine Minute. An der traditionellen Schafscheid in Riffenmatt BE, die jeweils am ersten Donnerstag im September stattfindet, wurde Anderson aber gebeten, etwas langsamer zu scheren.

Bauchmuskel-Training

«Die Leute sollen Schritt für Schritt beobachten können, wie die Schafe von ihrer Wolle befreit werden, und was dann mit der Wolle geschieht», erklärte Anderson, während er sich zum Scheren bereit machte. Anderson baut zuerst ein etwa 2 m² grosses, ebenes Podest auf, an dem eine Art Galgen befestigt ist. An diesem hängt der Elektromotor für die Schermaschine mit ihren scharfen Messern. Während die Maschine läuft, verlässt er sein Podest nicht – und seine Helfer betreten es nicht.

Weder die Schäfer, die ihm die Schafe bringen, noch die Helfer, die die Wolle entgegennehmen, betreten den Podestboden. Anderson hat besondere Schuhe angezogen. Sie haben keine Sohlen und sind besonders bequem. Sie geben ihm trotzdem festen Halt, damit er die Schafe zwischen seinen Beinen fixieren kann. Zuerst schert er den Bauch und die Beine, dann erst den Rücken.

So schert er ein Schaf nach dem anderen und dies in stets gebückter Haltung. «Es ist keine Arbeit, die ich da verrichte», meint Anderson, «sondern Sport.» Für diese körperlich ausgesprochen anstrengende Arbeit trainiert Anderson seine Bauchmuskulatur mit Yoga und mit Fitnessübungen wie etwa Liegestützen. 

Schweizer in Neuseeland 

Kein Zweifel, Justin Anderson ist ein Profi. Viele Profi-Scherer reisen nach Neuseeland, um das anspruchsvolle Handwerk dort zu lernen. Anderson hingegen ist in Neuseeland aufgewachsen. Auf der Schaffarm seines Vaters werden mehr als 2000 Kreuzungsschafe gehalten. «Ich bin bereits ein halber Schweizer», betont er. Seine Mutter sei mit 21 Jahren während einer Reise nach Neuseeland in Fairlie, einem Dorf im Landkreis Canterbury auf der Südinsel, «hängen geblieben». «Als ich 15 Jahre alt war, reisten wir als Familie in die Schweiz. Ein Jahr später kam ich bereits allein», erzählt Anderson.

Inzwischen lebt er in der Schweiz, nachdem er zuvor bereits in Neuseeland und in Australien Schafe geschoren hat. An der Schafscheid in Riffenmatt hat er Walliser Landschafe mit sehr grober und langer Wolle geschoren. Andere Rassen wie etwa Weisse Alpenschafe (WAS) und auch viele Kreuzungstiere haben feinere Wolle, sind aber gross und schwer.

Ziel: Weltmeisterschaft

Sein Ziel besteht derzeit darin, spätestens 2026 nach Neuseeland zurückzukehren, um die Schweiz an der nächsten Schafschur-Weltmeisterschaft zu vertreten. «Bis dahin werde ich wohl mal nach Neuseeland reisen, um zu trainieren», erklärt Anderson. Vielleicht auch nach Schottland oder nach Dänemark, Norwegen oder Frankreich – um sich auch mit den dort gehaltenen Schafen und Schafrassen vertraut zu machen. 

Die letzte Weltmeisterschaft fand Ende Juni in Schottland statt. Dort war Anderson jedoch nur Zuschauer. Um an der kommenden Weltmeisterschaft eine Chance zu haben – die beiden letzten wurden von Scherern aus Wales gewonnen –, wird es nicht nur darauf ankommen, die Schafe schnell zu scheren. «Sie müssen auch sauber geschoren werden, mit einem einzigen Schnitt, sodass man am Ende ein einziges Vlies bekommt, und das, ohne die Schafe mit dem Schermesser zu verletzen», erklärt Justin Anderson.

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