Am sonnigsten Hang im Botanischen Alpengarten Schynige Platte werden schon lange wärmeliebende Alpenpflanzen gezeigt. «Doch in den letzten Jahren ist der Standort aus allen Nähten geplatzt», erzählte Botaniker Adrian Möhl auf dem Gartenrundgang vor der Hauptversammlung des Trägervereins. Deshalb legte das Gartenteam einen neuen Standort speziell für die besonders reiche Walliser Alpenflora an. Dazu kam ein kleines Stück Goldschwingelrasen – eine Pflanzengesellschaft der Tessiner Alpen.
Wasser wird knapp
Dass sich die wärmeliebenden Alpenpflanzen in den letzten Jahren auf der Schynige Platte so gut entwickeln, liegt am kompetenten und engagierten Gartenteam, aber auch an den immer längeren und wärmeren Sommern. Diese Entwicklung macht den Garten einerseits bunter und vielfältiger. So sind derzeit 800 Pflanzenarten der Schweizer Alpen zu sehen – viele davon als Pflanzengesellschaften, wie sie in den alpinen Natur- und Kulturlandschaften vorkommen.
Anderseits nehmen längere Trockenperioden im Sommer zu, so dass das Gartenteam Neuanpflanzungen oder auch Standorte wie die beiden Flachmoore vermehrt wässern muss. «Deshalb prüft der Vorstand ein zusätzliches Regenwasserreservoir», erklärte der für dieses Ressort zuständige Gärtnermeister Hansruedi Brunner.
Forschungsstandort
Der Klimawandel beschäftigt auch aktuelle Forschungsprojekte im Alpengarten, wie der wissenschaftliche Leiter Markus Fischer berichtete. Eine kürzlich abgeschlossene Dissertation an der Universität Bern zeigt, wie seltene Pflanzenarten empfindlicher auf die Veränderungen reagieren als ihre häufigeren Verwandten – ein weiterer Beleg, wie die Klimaerwärmung die Biodiversität bedroht. Ein neues Experiment, das Anfang Juli 2023 eingerichtet wurde, vergleicht die Reaktionen kalkfliehender und kalkliebender Pflanzen auf die rasante Erderwärmung.
Das Geld ist knapp
Neben den neuen Herausforderungen durch mehr Wärme und Trockenheit nannte Präsident Peter Aeschimann die Aufgaben, die Gartenteam und Vorstand ständig in Atem halten – etwa die Pflege des Gartens auch in den schneefreien Zeiten, in denen die Bahn nicht fährt, oder eine Gäste- und Mitgliederbetreuung, die auch junge Leute anspricht. «Bei allem muss sich der Alpengarten nach seinen knappen finanziellen Mitteln richten», sagte Aeschimann. «Und nachdem die Bahn ihre Abgeltung reduziert habe, müssen wir auch neue Finanzierungsquellen suchen.»