Nach zwei berührenden Liedern des Jodlerquartetts Männertreu, in dem VSA-Vorstandsmitglied Hanspeter Fuss aus Teuffenthal BE mitsingt, eröffnete VSA-Präsident Hanspeter Iseli die Delegiertenversammlung in Thun BE.
In seiner Eröffnungsrede bezeichnete er es als falsch, wenn Schlachtkühe mehr als Nutzkühe gelten. Zu den bäuerlichen Mahnwachen sagte er: «Dass wir Bauern immer nur Almosen bekommen, ist nicht richtig. Um mehr vom Konsumentenzufranken zu bekommen, müssen wir Zwischen- und Detailhandel in die Pflicht nehmen. Ob es uns gelingt? Ich bin nicht ganz so optimistisch.»
Das Jodlerquartett Männertreu aus Teuffenthal BE sorgte für einen würdigen Rahmen. Rechts singt VSA-Vorstandsmitglied Hanspeter Fuss, Teuffenthal.
Daniel Salzmann
Da die Verbandsgenossenschaft für Simmentaler Alpfleckviehzucht und Alpwirtschaft (VSA) heuer 125-jährig wird, blickte Vizepräsident Björn Brand aus Lauenen bei Gstaad BE auf die Geschichte zurück. Er erinnerte an Anträge, keine Stiere aus künstlicher Besamung am Zuchtstiermarkt Thun zuzulassen oder keine Holsteintiere ins Herdebuch aufzunehmen.
Die VSA spielte mehrfach Geburtshelferin bei der Gründung von Verbänden: 1978 bei der Schweizerischen Vereinigung zur Erhaltung und Förderung der reinen Simmentaler Fleckviehrasse (SVS), 1992 bei der Casalp und 2016 beim Verein Alpwirtschaft Bern (siehe Artikel unten).
VSA-Geschäftsführer Christian Berger stellte die Verbandsrechnung vor, die mit einem Verlust von 25 489 Franken abschloss. Iseli sagte dazu, dass die Ausgaben den aktiven Züchtern zugutekämen und man sich den Verlust angesichts des Vermögens leisten könne.
Die Bilanzsumme betrug Ende 2023 769 088 Franken, das Eigenkapital 736 938 Franken. Das Vermögen der VSA rührt vom einst lukrativen Viehexport her, aus welchem die VSA vor einigen Jahren eine Exportgenossenschaft mitsamt deren Vermögen übernahm.
Auktionen sind gefährdet
Sorgen bereiten der VSA die sinkenden Auffuhrzahlen bei der Auktion Thun. Im letzten Jahr gab es fünf Auktionen. «Mit diesen Auffuhrzahlen sind wir deutlich unterhalb der Rentabilitätsschwelle angekommen», so Berger. Der Verlust hier betrug 8225 Franken, das Vermögen liegt bei nur noch 15 044 Franken.
«Es wäre schade, wenn es keine Auktionen mehr gäbe», so Berger. Der Zuchtstiermarkt Thun habe bei der Durchführung an einem statt zwei Tagen mehr Besucher angezogen, darum werde man wohl bei diesem Format bleiben.
Michael Teuscher übernimmt
Bei den Wahlen wurden Vizepräsident Björn Brand und Fritz Niederhauser für weitere vier Jahre wiedergewählt. Nach acht Jahren im Vorstand und weiteren acht Jahren als Präsident hatte Präsident Hanspeter Iseli seinen Rücktritt erklärt. Der Vorstand schlug als seinen Nachfolger das Vorstandsmitglied Michael Teuscher vor. Die 298 anwesenden Delegierten wählten ihn einstimmig.
Der 35-jährige Teuscher ist Landwirt in Lütschental BE und bekannt als Viehschauexperte. Er bewirtschaftet 42 Hektaren, hält 32 Kühe plus Jungvieh (½ SF, ½ RH/HO, plus einige SI). Sein Motto lautet: «Zusammen sind wir stark.» Neu in den Vorstand gewählt wurde Michael Blatti aus Oberwil im Simmental BE.
Maximalnote 3 statt 4 bei jungen Kühen
Christian Bürki, Schaukommissionspräsident, gab bekannt, dass bei den Beständeschauen im Jahr 2023 im VSA-Gebiet 700 Tiere weniger aufgeführt worden seien, während andere Regionen zugelegt hätten. Helmut Matti berichtete, welche Änderungen in der Schaukommission angedacht seien: Bei den jungen Kühen soll die Note 3 und nicht mehr die Note 4 das Maximum sein. «Wir wissen, dass nicht alle applaudieren», so Matti. Aber man habe aktuell zu rasch zu hohe Werte, mit dem neuen System würden die Punktierungen der älteren Kühe wieder interessanter und aussagekräftiger.
Gegen Trittbrettfahrer
Mehrere Verbandsvertreter hielten ein Grusswort. Stefan Schumacher, Präsident des Bernischen Fleckviehzuchtverbandes, dem die VSA angehört, berichtete, dass die Vorschauen für die Bernische Eliteschau an der BEA am 10. Mai liefen, und er sich sehr auf diesen Viehzuchthöhepunkt freue, auch wenn man heuer wegen der Umbauten auf dem Bernexpo-Gelände etwas weniger Platz habe.
Markus Gerber, Präsident des Dachverbands Swissherdbook, sagte: «Die Oberländer wussten die Tiere nicht nur zu züchten, sondern auch zu vermarkten. So entwickelten sich die Täler haben dank Viehzucht und Viehexport.»
Ernst Wandfluh, Präsident von Alpwirtschaft Bern, sagte: «Ende Juni kommen erstmals Rechnungen über 1,40 Franken pro Normalstoss, die an Alpwirtschaft Bern, den Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verband und an den Schweizer Bauernverband gehen. Das Bezahlen der Beiträge ist freiwillig, aber ich hoffe, dass die meisten bezahlen, denn es ist wichtig.»
Jürg Iseli, der Zwillingsbruder von Hanspeter Iseli und Präsident des Berner Bauernverbands, appellierte an alle, Mitglied des Berner Bauernverbands zu werden. «Nur 75 % der Berner Bauern sind Mitglied bei uns. Jeder Vierte ist also Trittbrettfahrer und lässt die anderen für die Interessenvertretung bezahlen.»
An der VSA-Delegiertenversammlung wurden Züchter und Züchterinnen für ihre Kühe mit einer Lebensleistung von 100’000 Kilo Milch geehrt: Ford Witney, Marco Berger, Reichenbach. Bental Romi, Peter Bieri, Süderen. Red Dancer Limona, Urs und Andreas Brügger, Erlenbach. Elegant Nebraska, Oswald Dubach, Erlenbach. Remember Laura, Oswald Dubach, Erlenbach. Roman Deisi, Fritz und Niklaus Durand, Spiez. Rino Berlinda, Kurt Fankhauser, Unterbach. Delago Carmela, Kurt Fankhauser, Unterbach. Hamilton Doloresse, Simon Feller, Thierachern. Pickel Pia, Martin Fuhrer, Spiez. Secure Fortuna, Anton Gerber, Längenbühl. Jotan Belinda, Hans Grossen, Frutigen. Sam Lärch, Paul und Simon Grossmann, Brienz. Ralstrom Eyrin, Jasmin Jordi, Thierachern. Savard Lu, Hanspeter Karlen, Därstetten. Uran Elena, Marco Küenzi, Heimenschwand. Sir Ida, Marco Küenzi, Heimenschwand. Fantast Calinka, Samuel und Ueli Künzi, Blausee-Mitholz. Volfleur Pinia, Walter Mani, Latterbach. Quattro Herta, Hanspeter Messerli, Amsoldingen. Rustler Narzisse, Andreas Müller, Zwischenflüh. Denis Adler, Adrian Mürner, Reichenbach. Kata Georgia, Beat Neuenschwander, Höfen bei Thun. Theodor Bärbi, Stefan Rufener, Oeschseite. Kata Anemone, Adrian Schawalder, Höfen bei Thun. Petran Urgenta, Fritz Schlunegger, Grindelwald. Sten Rivera, Ueli Schmocker, Beatenberg. Montano Rania, Thomas Sempach, Heimenschwand. Vasco Pami, Daniel Sigrist, Homberg. Savard Barcelona, Felix und Ueli Stocker, Oberwil. Bjoern Samanta, Niklaus Stryffeler, Boltigen. Renato Perle, Beat Studer, Frutigen. Goldwyn Solène, Andrea und Urs Tschirren, Christa und Matthias Sigrist, Heiligenschwendi. Joyboy Flavia, Andrea und Urs Tschirren, Christa und Matthias Sigrist, Heiligenschwendi. Tim Xantia, Johann und Matthias von Grünigen, Turbach. Hermann Sandra, Samuel Wandfluh, Kandergrund. Savard Vanessa, Ruedi Wenger, Uebeschi. Armon Milinda, Reto Wyss, Wilderswil. Voltaire Dahlie, Franz, Werner und Felix Zurbuchen, Habkern. jgr
Diese Züchterinnen und Züchter aus dem VSA-Gebiet wurden für ihre 100'000er Kühe geehrt.
Daniel Salzmann