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Die Retter des Weihnachtsfests

Jacqueline Graber |

 

Zufällig kamen Fritz Reinhard sowie Rosmarie und Bastian Feller auf den Christbaum. Sie verkaufen Tannenbäume direkt ab Feld. Der Kunde wählt vor Ort aus, dann erst kommt die Motorsäge zum Einsatz.

 

An diesem Morgen schneit es heftig. Ein Glück, denn so haben Fritz Reinhard, Rosmarie Feller und ihr Sohn Bastian Feller Zeit, Fragen zu beantworten. Die Patchworkfamilie verkauft Weihnachtsbäume direkt ab Feld in Lützelflüh-Goldbach. «Ausschliesslich Nordmann-Tannen», sagt Bastian Feller. Bei dieser Sorte würden die Nadeln länger halten als bei Rot- und Weisstannen.

 

Die Plantage mit den Tannenbäumen befindet sich unmittelbar neben ihrem Bauernhof. Eingestallt sind gegen 20 Shropshire-Schafe, diese weiden jeweils zwischen den Bäumen. Es ist nicht zufällig diese Rasse, denn die Tiere sind bekannt dafür, dass sie keine Nadelbäume fressen. Ganz bestätigen mag Fritz Reinhard dies jedoch nicht. «Gelegentlich knappern sie schon an den Zweigen.»

 

Zwischen den Tannenbäumen weiden jeweils Shropshire-Schafe.
zvg

 


Doch ein paar angefressene Zweige sind für Reinhard/Fellers kein Problem. Sorge bereitet ihnen jeweils Spätfrost im Frühling, wenn die Tannenzweige bereits treiben. Bei Frost pumpen sie Wasser aus dem nahgelegenen Bach und bespritzen die Tannen. Das Wasser gefriert und bildet eine Schutzhülle um die Tannenzweige.

 

Konzept findet Anklang

 

Die ersten Bäume pflanzte die Familie im Jahr 2008 an. Vorher half Fritz Reinhard während der Saison jahrelang einem Tannenbaum-Verkäufer. Dieser war es auch, der ihn ermutigte, selbst welche zu pflanzen. «Geplant war, dass er mir nachher die Bäume abnimmt», erklärt Reinhard.

 

Als jedoch die ersten so weit waren, waren sehr viele Christbäume auf dem Markt und kein Wiederverkäufer auffindbar. «Wir mussten selber eine Lösung suchen, die zu uns passte.» Und so kam die Idee auf, statt die Bäume abzuschneiden und sie an einem Verkaufsstand anzubieten, sie direkt ab Feld zu verkaufen.

 

Ein Konzept, das Anklang fand. Die Zahl der Kunden nimmt stetig zu. Jedes Jahr werden neue Tannen gepflanzt, mittlerweile befindet sich eine vierstellige Anzahl auf einer Fläche von etwa einer Hektare.

 

Bei Frost werden die Tannen mit Wasser bespritzt. Das Wasser gefriert und bildet eine Schutzhülle um die Tannenzweige.
zvg

 


Zwischen drei und vier Jahre alt sind die Bäume, wenn sie angepflanzt werden. Und erst im Alter von sieben bis acht Jahren, wenn sie so gegen einen Meter gross sind, kommen sie in den Verkauf. Doch auf dem Feld befinden sich auch grössere Exemplare. Und vereinzelt sogar solche, die über fünf Meter in die Höhe ragen. Diese sind geeignet für Kirchen oder für draussen auf einem Vorplatz.

 

Eine hohe Tanne mit farbigem Weihnachtsschmuck und elektrischen Kerzen steht auch im leergeräumten Wagenschopf neben dem Bauernhof. Es hat auch Tische und Bänke. An den Wochenenden können die Kundinnen und Kunden verweilen und kostenlos Apfelpunsch oder Glühwein trinken.

 

Schnelle Wahl

 

Mittlerweile hat der Schneefall nachgelassen. Eltern mit zwei kleinen Kindern fahren mit dem Auto vor. Bastian Feller greift zur Motorsäge und begleitet die Familie aufs Feld. Die Mutter schüttelt bei einigen Tannen den Schnee ab den Zweigen. Es folgt ein kurzer Familienrat, die Wahl fällt auf eine Tanne, bei der die Zweige weit auseinander liegen. «Wir haben richtige Kerzen, und damit die Zweige nicht Feuer fangen, müssen sie weit auseinander liegen», sagt die Frau.

 

Nicht immer wird der Entscheid so schnell gefasst. Fritz Reinhard erzählt von einem älteren Ehepaar. «Es kam am Vormittag und verliess das Feld am Mittag ohne einen Baum.» Am Nachmittag sei es erneut vorgefahren, und um 16 Uhr hätten sie sich für einen Christbaum entschieden gehabt. Es gibt auch Kunden, die im Vorfeld Tannenbäume reservieren und sie dann kurz vor Weihnachten abholen. Diese werden mit einer Etikette gekennzeichnet.

 

 

Nachdem Bastian Feller den Christbaum gefällt hat, begleitet er die Familie zum Schopf neben dem Schafstall. Hier wird die Tanne weihnachtstauglich gemacht. Während Fritz Reinhard den Baum festhält, bohrt Bastian Feller unten ein kleines Loch in den Stamm. «Die meisten Baumhalter haben in der Mitte einen Stachel, dieser passt ins Bohrloch», sagt Bastian Feller. Auf Wunsch würde er den Stamm auch anspitzen, wenn es der Kunde möchte. Bevor der Baum in ein Netz verpackt wird, wird noch der Preis festgelegt. Bastian Feller nimmt eine lange Holzlatte zur Hand, wie bei einem Meter hat er die Masse aufgezeichnet. «Der Preis wird nach Grösse berechnet», so der 20-Jährige.

 

Mit dem Verkauf ab Plantage wird jeweils Anfang November begonnen. Wochentags ist am Nachmittag geöffnet, samstags und sonntags den ganzen Tag. Am Wochenende erhält die Familie Unterstützung von der Schwester von Fritz Reinhard, Margrit und ihrem Ehemann Fritz Oppliger. Hilfe, die gerne angenommen wird, denn dann herrscht ein Kommen und Gehen.

 

«Im letzten Jahr an Heiligabend, wir hatten schon geschlossen, kam ein Mann ganz aufgeregt zu uns», erzählt Fritz Reinhard. Er musste dringend noch einen Baum haben. «Also gingen wir mit der Taschenlampe mit ihm aufs Feld und retteten ihm das Weihnachtsfest.»

 

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