Das Sägewerk Deligno AG im Emmental ist die zweitgrösste Holzverarbeiterin im Kanton Bern. Eigentlich stünde eine Modernisierung der Anlagen an. Doch die Erteilung von Baubewilligungen verzögert sich.
45'000 Kubikmeter Holz
In einem Artikel der «Berner Zeitung» äusserst sich die Geschäftsführerin Monika Walser frustriert über den langwierigen Bewilligungsprozess und den Widerstand eines Anwohnerpaares. Sie erwägt deshalb , den Standort des Betriebs nach ausserhalb des Kantons zu verlagern. In anderen Kantonen seien Baubewilligungsverfahren für die Holzindustrie einfacher, gibt Walser zu verstehen.
Die Emmentaler Sägerei Deligno beschäftigt rund 50 Mitarbeiter und verarbeitet jährlich 45'000 Kubikmeter Holz. Für die regionale Wirtschaft und die lokale Holzverarbeitungsindustrie wäre der Wegzug der Deligno «eine Katastrophe», wie es Mitte-Grossrat Jürg Rothenbühler formuliert. Er wolle alle Hebel in Gang setzen, um die Sägerei im Emmental erhalten zu können.
Warten seit 2 ½ Jahren
Die Holzverarbeitungs-Firma Deligno AG ist an insgesamt sechs Standorten tätig. Die grösste Sägerei betreibt sie in Zollbrück. Experte Beat Zaugg weiss, wieso die Deligno in der Region eine so grosse Bedeutung hat. Beat Zaugg ist Geschäftsführer der Emmentaler Wald und Holz GmbH und Präsident der Berner Waldbesitzer. Abgesehen davon, dass es die grösste Holzverarbeiterin der Region ist, sei die Sägerei auch darauf spezialisiert die Weisstanne zu verarbeiten, die die häufigste Nadelbaumart im Emmental ist, erklärt Zaugg der «Berner Zeitung».
Emmentaler Waldbesitzerinnen und -besitzer beginnen sich zurecht Sorgen zu machen. Denn die Sägerei könnte ihren Betrieb in Zollbrück einstellen. Die Geschäftsführerin, Monika Walser, erwägt einen Wegzug der der Sägerei. Und zwar werde sie dann nicht nur dem Emmental, sondern auch dem Kanton Bern den Rücken kehren. Denn sie warte nun bereits seit zweieinhalb Jahren darauf, den Standort Zollbrück modernisieren zu können. So soll eine effizientere und auch leisere Bandsäge installiert werden, die zudem den Mitarbeitenden mehr Sicherheit bieten würde. Auch eine neue Trocknungskammer sei geplant. Doch auch der Bau dieser Anlage wird verhindert.
Paar verhindert Modernisierung
Der grösste, und wie dem Artikel zu entnehmen ist, einzige Widerstand gegen die Bauvorhaben der Sägerei gehen von einem Paar aus, das in der Gemeinde Zollbrück wohnt. Es wohnt dabei nicht etwa direkt neben der Sägerei, sondern in einem entfernteren Quartier. Die Einsprache des Paares gegen die Bauvorhaben der Sägerei erscheint dadurch eher unverständlich, bis man deren Motive kennt. Das einsprechende Paar möchte nämlich, dass auf dem betroffenen Grundstück ein Naherholungsgebiet eingerichtet werden soll.
Vor zwei Monaten hätte das Regierungsstatthalteramt Emmental diese Einsprache abgewiesen und die Baubewilligung erteilt. Dies zur grossen Freude von Monika Walser und ihrem Team. Doch kürzlich habe das erwähnte Paar bei der Bau- und Verkehrsdirektion des Kantons Bern eine Beschwerde gegen die abgewiesene Einsprache eingereicht. Wie lange es nun dauern wird, bis der Kanton eine Entscheidung treffen wird, steht noch aus. Der Entscheid wird sich vermutlich noch hinziehen, denn zuerst läuft einmal eine 30-tägige Frist, während derer Akten und Stellungnahmen eingereicht werden können.
Geduldsfaden droht zu reissen
Monika Walser scheint nun mit ihrer Geduld am Ende. In einem Interview mit dem Lokalradio Neo 1 hat sie gar die Drohung ausgesprochen, dass sie mit der Sägerei in Zollbrück wegziehen werde, wenn es nicht endlich vorwärts ginge. Welchen alternativen Standort sie dabei in Erwägung zieht, verrät sie nicht. Sie wolle zwar niemanden erpressen, sagt Walser weiter, doch bringe sie kein Verständnis dafür auf, dass man sich gegen eine Modernisierung eines Betriebs und gegen die Sicherung von Arbeitsplätzen wehren würde.
Mitte-Grossrat Jürg Rothenbühler wird sich für den Sägerei-Standort Zollbrück einsetzen.
zvg
Für Grossrat Jürg Rothenbühler (Mitte) sei die Situation klar, sagt er der «Berner Zeitung». Es handle sich bei der Einsprache des Paares um eine mutwillig verzögernde Tat, deren einziges Ziel es sei, das Bauvorhaben zu verzögern. Dies wolle er mit allen Mitteln zu verhindern versuchen. Denn Rothenbühler ist nicht nur Kantonalpolitiker, sondern auch Präsident der Regionalkonferenz und der Schweizer Holzwirtschaft. Er wolle alle diese Ämter nutzen, um die Sägerei als «wichtige Drehscheibe, nicht nur für die Emmentaler Holzwirtschaft» im Kanton zu halten.
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