Auf dem Hof der Familie Schenk ist eine Initiative zur Regulierung des Wolfbestands lanciert worden. Dahinter steht die Vereinigung zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren. Präsident ist Thomas Knutti. Der Berner Bauernverband unterstützt die Initiative indes (noch) nicht.
Auf dem Landwirtschaftsbetrieb der Familie Schenk in Heimberg BE fand am vergangenen Samstag eine Protestversammlung gegen die Grossraubtiere statt. Gleichzeitig wurde die Volksinitiative zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren lanciert.
Eingeladen hat die Vereinigung zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren im Kanton Bern. Präsidiert wird diese von Grossrat Thomas Knutti.
15’000 Unterschriften benötigt
Mit der Initiative soll in der Bernischen Kantonsverfassung festgeschrieben werden, dass der Kanton Vorschriften zu weniger Schutz der Grossraubtiere erlässt und sich um die Bestandesregulierung kümmert. Die Förderung von Grossraubtieren soll ausdrücklich verboten werden. Zu den Grossraubtieren gehören gemäss Knutti Luchs, Wolf, Bär und neuerdings der Goldschakal.
Eine ähnliche Initiative wurde in den Kantonen Uri und Wallis lanciert und angenommen. Für die Initiative müssen 15’000 Unterschriften gesammelt werden. Mitte März muss die Unterschriftensammlung abgeschlossen sein, da sie im April 2023 eingereicht werden muss. In der Bundespolitik sind momentan mehrere Vorstösse hängig, die das Jagdgesetz betreffen. Letzte Woche wurde im Ständerat eine Lockerung des Wolfsschutzes beschlossen. So dürfen die Kantone, immer im Einverständnis mit dem Bund, Problemtiere vom 1. September bis 31. Januar abschiessen lassen. Dies gilt auch für eine Bestandesregulierung.
Stephanie S.
Landwirtschaft nicht geeint
Die Initiative wird getragen von Oberländer Bauernvereinigungen sowie von Ziegen- und Schafzuchtorganisationen, mehrheitlich aus dem Oberland. Mitinitiatoren sind die SVP-Grossräte Patrick Freudiger, Samuel Krähenbühl und Etienne Klopfstein sowie Johann Ulrich Grädel von der EDU und Nationalrat Erich Hess (SVP). Der Berner Bauernverband und der Bernische Fleckviehzuchtverband beteiligen sich nicht an der Initiative.
Der Bauernverband befürchtet, die Initiative könnte einen negativen Einfluss auf das Anliegen, das momentan auf nationaler Ebene diskutiert wird, haben. Der Zeitpunkt sei schlecht gewählt. Zuerst müssten die Entscheide auf Bundesebene abgewartet werden. Von einigen Versammlungsteilnehmern wurde bedauert, dass die Landwirtschaft nicht geeint hinter dem Anliegen stehe. Für Knutti ist klar, dass vorläufig der Bund für die Wolfsregulierung zuständig ist. Doch erhofft er sich mit der Initiative, dass die Kantonsregierung und diejenigen, die ihre Wähler auf Bundesebene wirklich vertreten, einen klaren Auftrag erhalten, sich für die Anliegen der Bergbevölkerung einzusetzen.
Die Initiative zielt auf schnellere Abschüsse: «Es muss bereits im nächsten Sommer möglich sein, Abschüsse innert 24 Stunden zu bewilligen.» Das erklärte Ziel der Initianten ist es, Druck auf den Bund aufzubauen. Dieser müsse «jetzt endlich handeln» und entsprechende gesetzliche Bestimmungen erlassen.
Die Vereinigung ist der Ansicht, dass sich der Kanton Bern mit einem Verfassungsauftrag der kantonalen Stimmbevölkerung besser beim Bund einbringen kann, wenn es um die Regulierung von Wolf, Luchs und Bär geht.
30 Vorstösse
«Das Jagdgesetz des Bundes muss dringend überarbeitet werden», fordert Knutti. «Die Kantone können die Bundesregulierung höchstens verstärken, nicht aber abschwächen.» Nötigenfalls wäre Knutti bereit, eine schweizerische Volksinitiative zu starten. Die Wolfspopulation wächst in der Schweiz stetig. Um 25% bis 35% nehme sie jährlich zu. Zurzeit leben in der Schweiz ungefähr 180 Wölfe in 13 Rudeln. Somit werden bis 2030 in der Schweiz 1500 Wölfe leben.
Moralische Unterstützung erhält die Initiative von Nationalrätin Monika Rüegger (SVP) aus Engelberg. Sie ist Mitglied der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. «In Bern sind Bauern und Bergler eine Minderheit, der sich niemand annehmen will. Bei Problemen wie dem vorliegenden will sich niemand äussern und Position beziehen», so Rüegger. Seit der Volksabstimmung über das Jagdgesetz wurden 30 Vorstösse eingereicht, keiner wurde behandelt. Die Wolfsregulierung werde unter dem Deckmantel der Berner Konvention, einer europäischen Vereinbarung zum Schutz wild wachsender Pflanzen und Tiere, abgeblockt.
In einigen nordeuropäischen Ländern werde der Wolf, insbesondere zum Schutz der Rentiere, stark reguliert. Zur Soforthilfe für den Herdenschutz sind vom Bund 5,3 Millionen Franken bereitgestellt worden. «Dieser Betrag ist unbedingt zu erhöhen», fordert Rüegger.
BEBV: Braucht nationale Lösung
Der Berner Bauernverband (BEBV) hat auf die Initiative rasch reagiert. Auf Anfrage betont BEBV-Präsident und SVP-Grossrat Hans Jörg Rüegsegger, dass grundsätzlich alle Bemühungen unterstützt werden, um die Grossraubtiere in die Schranken zu weisen. «Der Zeitpunkt der Initiative zur Unterschriftensammlung – parallel zu den Änderungen auf nationaler Ebene – wird jedoch als ungünstig erachtet», so der Verband. Anders würde es möglicherweise in wenigen Monaten aussehen, insbesondere dann, wenn das Referendum zum Jagdgesetz ergriffen würde. «Dann wäre die kantonale Initiative eine direkte und rasche Antwort», sagt Rüegsegger.
Der Initiativtext sei so formuliert, dass die Verwaltung freie Hand haben werde, wie sie den Text interpretiert. Der grösste kantonale Bauernverband vermutet, dass die Anti-Wolf-Initiative zum Scheitern verurteilt ist. Eine solche Initiative werde bei einer Abstimmung im Kanton Bern wohl nicht genügend Unterstützung finden. Aus Sicht des BEBV muss die Grossraubtierproblematik in erster Linie national gelöst werden. hal
aber bitte nur wahre Geschichten die Biss haben an die Öffentlichkeit bringen, alles andere schwächt das ganze nur.