Der Rothirschbestand hat im Kanton Bern zugenommen, was zu erheblichen Schäden an Wäldern und in der Landwirtschaft führt. Besonders kritisch sei die Situation im östlichen Berner Oberland, wo die Waldverjüngung nicht mehr funktioniere, schreibt der «Berner Oberländer.»
Jagd zentrale Rolle
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat der Kanton Bern ein «Wald-Wild-Konzept» eingeführt. Dieses sieht vor, die Zahl der Hirsche dauerhaft so zu regulieren, dass die Schäden im Schutzwald auf ein definiertes Ausmass zurückgehen.
In Gebieten mit punktuellen Waldschäden geht es um eine günstigere Verteilung der Wildbestände. Indessen spielt im Berner Oberland, wo der Bestand hoch ist, die Jagd eine zentrale Rolle. Jährlich werden die Zahl der Tiere, die im ganzen Kanton geschossen werden sollten, festgelegt. (2024 waren es 1076 Tiere). Doch trotz verschiedenen Massnahmen wurde die Zahl in den letzten Jahren nie erreicht. Aus diesem Grund kamen heuer ausserordentliche Massnahmen hinzu: die Vergrämung und die Regulation der Hirsche in den Schutzgebieten und die weitere Förderung der Jagd auf weibliche Tiere. In stark betroffenen Schutzgebieten wie Augstmatthorn und Kiental wurden vor der Jagd Wildhüter eingesetzt, um die Tiere zu vergrämen.
Auch Probleme in der Landwirtschaft
Während der Vergrämungsaktion Ende August über die Haupt- und die Nachjagd bis hin zur Sonderjagd in den letzten beiden Novemberwochen wurden 1123 Hirsche erlegt und somit das Ziel der Jagdplanung erreicht. Das Jagdinspektorat werde nun in den nächsten Monaten die Daten analysieren und beobachten, wie sich die Zahl der Wildbestände entwickle, heisst es weiter im «Berner Oberländer».
Neben Waldschäden führen die steigenden Hirschbestände auch zu Problemen in der Landwirtschaft. Der Kanton Bern leistete jährlich rund 400’000 Franken Entschädigungen aus einem Wildschadenfonds, wobei ein Drittel der Summe auf Hirschschäden entfiel.
Waldbesitzer unzufrieden
Der Verband der Berner Waldbesitzer reagierte prompt auf den Bericht im «Berner Oberländer». In einer Medienmitteilung heisst es, dass der Kanton Bern von einer Lösung des Hirschproblems noch weit entfernt sei.
Denn wachsende Abschusszahlen würden mit wachsenden Hirschbeständen korrelieren. «Auch wenn der Grosseinsatz der motivierten Hirschjäger auch bei den Waldbesitzenden zu Anerkennung führt: Er ist erst einer der ersten Schritte in die richtige Richtung, um die Walderhaltung zu sichern», heisst es im Communiqué.