Während den Festtagen präsentieren wir euch in regelmässiger Folge Artikel, die 2023 auf reges Interesse gestossen sind. Dieser Artikel wurde am 20. August 2023 erstmals publiziert.
Es ist jeden Tag ein spezieller Moment, wenn die Milch, kurz nachdem das Lab beigegeben wurde, dick wird und später mit der Käseharfe geschnitten werden kann. Daniela Bergmann, Sennerin auf der Alp Gental bei Innertkirchen, ist von der Gerinnungsfähigkeit der Milch fasziniert, weshalb sie diesen Moment als Höhepunkt des Tages sieht. Gefolgt vom Augenblick, in dem der Käsebruch in einem Tuch aus dem Kessi gezogen wird.
116 Milchkühe von 14 Bauern
Der Käse, der oben auf 1300 Metern über Meer produziert wird, wird nach denselben Richtlinien wie Berner Alpkäse AOP hergestellt, doch darf er nicht unter diesem Namen vermarktet werden. «Wir nutzen eine andere Kultur, eine Fertigkultur von Agroscope, weil sie weniger Risiken hat», erklärt Bergmann. Die Grösse der Alp empfindet sie als eine ihrer grössten Herausforderungen. «Wenn viele Tiere von vielen Besitzern da sind, kann schnell mal viel kaputt gehen, wenn man nicht aufpasst», sagt Bergmann.
Auf der 366 Hektaren grossen Alp werden derzeit 116 Milchkühe von 14 Bauern gesömmert. «Um gesunde Euter und eine einwandfreie Milchqualität sicherzustellen, desinfizieren wir die Melkaggregate stets, wenn wir alle Kühe des jeweiligen Besitzers gemolken haben», ergänzt sie. Wenn die Kühe morgens und abends in den Stall geholt werden, haben sie dort ihren festen Platz. So bleiben die Kühe eines jeden Bauers beisammen.
Sechs Angestellte
Vier der sechs Angestellten auf der Alp melken die Kühe, während sich Bergmann frühmorgens darum kümmert, den Käse aus dem Salzbad in den Reifekeller zu bringen und die Produktion vom Vortag von der Presse ins Salzbad zu legen. Danach pumpt sie die über Nacht in einem Kühltank gelagerte Milch in das Käsekessi.
Die Morgenmilch gelangt fast direkt in das Käsekessi – sie wird nur noch zentrifugiert, weil auf der Alp auch Butter und Rahm für den Direktverkauf produziert werden. Die von einer Bus-Alpin-Linie ab Innertkirchen erschlossene Alp ist ein beliebtes Ausflugsziel und ist vor allem an Wochenenden und während der Ferienzeit gut frequentiert.
Abgelegener Wohnort
Damit ist die Alp, auf der die gelernte Landwirtin derzeit arbeitet, fast noch bessererschlossen als der Wohnort der Landwirtin. Sie wohnt in Abländschen am Jaunpass – in einem Bergdorf, das politisch zur Gemeinde Saanen gehört, aber nur im Sommer von Saanen her erschlossen ist.
Wenn Bergmann den Winter über nach Lenk im Simmental zur Arbeit fährt, muss sie zuvor ins freiburgische Jaun und von dort über den Jaunpass und nach Zweisimmen fahren. Mit dem öffentlichen Verkehr ist Abländschen nicht erschlossen. Trotzdem kehrt Bergmann, wenn die Alpsaison zu Ende geht, gerne wieder nach Hause zurück.
Im Herbst wird sie, bevor sie wieder im Sportgeschäft arbeiten geht, Kühe scheren. Die 22-Jährige ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und geniesst den Kontakt mit den Kühen. Deshalb liess sie sich auch zur Landwirtin ausbilden, obschon sie weiss, dass einer ihrer Brüder dereinst mal den Hof ihrer Eltern übernehmen wird. Auch ihr älterer und ihr jüngerer Bruder haben sich zu Landwirten ausbilden lassen.
Daniela Bergmann liebt den Kontakt mit den Kühen.
zvg
Liebt Kühe
Im Sommer kann sie ihre Kuh-Leidenschaft ausleben, auch wenn sie auf der Alp die Verantwortung für die Käserei trägt. «Ich habe diese Aufgabe nur angenommen, weil die Alpgenossenschaft sonst niemanden gefunden hat», meint sie.
Aus Liebe zu den Tieren will sie es sich trotzdem nicht nehmen lassen, die Kühe am späten Nachmittag auch mal selbst von der Weide zu holen. «Eigentlich müsste ich um diese Zeit den Käse in der Presse wenden, doch lasse ich diese Arbeit manchmal von der Zusennin machen», meint sie. Damit sie auch an diesem täglichen Höhepunkt einen Anteil haben kann.
Kommentare (1)