Um an Bauland für neue Wohnungen zu kommen hat die Gemeinde Worb einen Bauern um sein Land angefragt. Landwirt Beat Moser will es aber nicht verkaufen, sondern lieber seinen Kindern überlassen, damit diese weiterhin Landwirtschaft betreiben können.
In den grossen Städten und ihren Agglomerationen gibt es kaum mehr Platz zum Bauen. So schauen sich Bauunternehmen zunehmend auch in ländlichen Gebieten um. Während in Utzigen BE am steilen Abhang des Diessenbergs gerade eine riesige Wohnsiedlung entsteht, wird im benachbarten Worb das Bauland immer knapper.
Worb will neue Wohnungen
Um die Einwohnerzahl zu halten, müssen in Worb aber jährlich 30 zusätzliche Wohnungen geschaffen werden, erklärte der Worber Gemeindepräsident, Niklaus Gfeller (EVP), der «Berner Zeitung». Was dieser Vision aber entgegensteht ist, dass das verfügbare Terrain für neue Wohnbauten in Worb bereits aufgebraucht sei. Auch das Potenzial für eine Verdichtung im bestehenden Siedlungsgebiet sei bald ausgeschöpft.
Die Gemeinde sähe in der Einzonung von landwirtschaftlichen Flächen eine Lösung. Worb macht hier jedoch die Rechnung ohne den Wirt, bzw. ohne den Bauern. Beat Moser wird sein Land nicht verkaufen. «Es ist ein Entscheid für die Landwirtschaft und gegen das Geld», sagte Moser.
Grosszügiges Angebot abgelehnt
Der Besitzer der Bächumatt erhielte von der Gemeinde ein grosszügiges Angebot, sein Land für eine Überbauung zur Verfügung zu stellen. Beat Moser will sein Land jedoch nicht als Bauland einzonen lassen und erteilte der Gemeinde eine Absage. «Unsere Nachkommen wollen auf dem Land weiterhin Landwirtschaft betreiben», wird Moser von der «Berner Zeitung» zitiert.
Die Bächumatt gehöre zwar zu einer der 28 «prioritären Entwicklungsgebiete für Wohnen», die der bernische Richtplan für den Kanton definiert hat. Moser hat jedoch das Recht, eine Einzonung und also eine Überbauung seines Landes abzulehnen. Die Gemeinde könne höchstens versuchen, mit dem Grundeigentümer zu verhandeln. Moser lehnt diese Verhandlung aber ab.
Auch Stimmberechtige wollen Verdichtung
Unterstützung erhielt Moser bereits 2011, als die Stimmberechtigten die damalige Ortsplanungsrevision ablehnten. Statt der Überbauung von landwirtschaftlichen Flächen ziehen auch die Worberinnen und Worber ein sanftes Wachstum durch innere Entwicklung im bestehenden Siedlungsgebiet vor.
Der Worber Gemeindepräsident befürchtet, das grosse Bedürfnis nach Wohnraum mittelfristig nicht in gewünschtem Umfang befriedigen zu können. «Wir könnten mit unseren Nachbargemeinden nicht mehr Schritt halten und so an Standortgunst verlieren», wird Gfeller von der «Berner Zeitung» zitiert.
Umdenken nötig
Für Bauer Moser sei aber nicht der Mangel an Bauland das eigentliche Problem, sondern der Verlust von Agrarland. Auch das bereits hohe Verkehrsaufkommen würde dagegen sprechen, noch weitere Wohngebiete einzuzonen. «Wenn wir unsere Nahrungsgrundlage nicht zerstören wollen, ist ein Umdenken nötig», machte Moser klar.
Kommentare (4)