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Kulturland muss Stadterweiterung weichen

Die Bevölkerung wächst, auch in der Agglomeration Bern. Stadtplaner rechnen damit, dass in dieser urbanen Region bis in 15 Jahren bis zu 50'000 Menschen zusätzlich Wohnraum benötigen. Nachdem alle Bauflächen belegt sein werden, wird auch Kulturland den Wohnungen weichen müssen, so die unschöne Botschaft.

Kulturland für den Wohnungsbau zu vereinnahmen wird zwar als letzte Option angesehen. Doch angesichts des raschen Bevölkerungswachstums in der Agglomeration Bern werden in ferner Zukunft wohl auch Ackerflächen für Wohnbauprojekte in Betracht gezogen. Zuerst jedoch soll der Wohnraum verdichtet werden. Mehr Wohnraum auf gleicher Fläche bedeutet höhere Häuser. Dann soll das restliche Bauland genutzt werden. Und erst in einem letzten Schritt soll dann auch Ackerland verbaut werden.

Die potenziell überbaubaren Flächen sind beträchtlich ist einem Bericht vom «Bund» zu entnehmen. Im Osten Berns gehe es um 47 Hektaren, im Westen um 44 Hektaren. Doch noch liegen diese möglichen Verbauungen in ferner Zukunft. Für Bäuerinnen und Bauern stehen dabei aber nicht nur die Nahrungsmittelproduktion auf dem Spiel, sondern nicht selten auch ihre eigene Zukunft.

Vorhandene Reserven genügen nicht

Bis im Jahr 2040 könnten in Bern und seiner Agglomeration bis zu 50'000 Menschen mehr wohnen als heute, schreibt der «Bund». Das noch vorhandene Bauland reicht aber wahrscheinlich nicht aus, um genügend Wohnraum für die zusätzlichen Einwohner zu schaffen. Auch die geplanten Gross-Überbauungen sowie Verdichtungsprojekte in der Berner Agglomeration werden wohl nicht ausreichen.

Im Regionalen Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzept 2025 (RGSK) heisst es, dass ohne Massnahmen nicht genügend Bauzonenreserven vorhanden sind und die Nachfrage nach Wohnraum mit den vorhandenen Reserven nicht gedeckt werden kann. Ein Architekt sagte dazu der «NZZ am Sonntag», dass es nicht nachvollziehbar sei, wenn bestens erschlossenes Land an der Stadtgrenze zur Anpflanzung von Futtermais genutzt werde.

Integraler Bestandteil des RGSK ist das «Agglomerationsprogramm Verkehr und Siedlung Bern».

Fussbälle statt Kartoffeln

Im Westen von Bern könnten zwischen Brünnen und Niederbottigen neue Quartiere entstehen. Die Flächen zwischen Niederbottigen und Westside gehören der Stadt sowie einem Zusammenschluss verschiedener Investoren und Privatpersonen. Doch bevor dort neuer Wohnraum entstehen soll, wird vorab geprüft, ob sich das Areal auch als Standort für neue Sportplätze eignen würde.

Landwirt Tobias Burren aus Niederbottigen, dessen Ackerland von dieser Überbauung betroffen sein wird, mache sich keine Illusionen. «Früher oder später wird das Kulturland überbaut, verhindern kann man dies kaum», sagt der Landwirt dem «Bund». Für ihn spiele es dabei auch keine Rolle, ob darauf Wohnungen oder Fussballfelder erstellt würden. In jedem Fall werde guter Boden vernichtet, auf dem heute Nahrungsmittel produziert werden, ergänzt er. Obschon Burren für die verlorenen Flächen Realersatz verlangen könnte, wäre der Verlust der Fruchtfolgeflächen für seinen Betrieb existenzbedrohend.

Bauer will sich wehren

Auch Bauer Stefan Baumann wird von der Überbauung zwischen Brünnen und Niederbottigen betroffen sein. Auf den Flächen, die überbaut werden sollen, baut Baumann Kartoffeln und Getreide an. Er verweist im Gespräch mit dem «Bund» auch auf seine Geflügelmasthalle, die er erst im Februar in Betrieb genommen hat. Baumann erinnert sich dabei an den langwierigen Prozess, der damit verbunden war. Neun Jahre hätte es beansprucht. Und dies obschon die Masthalle hundertmal kleiner sei als die Fussballfelder, sagt Baumann.

Gegen diese Überbauungspläne wolle er sich zur Wehr setzen. Dass das Kulturland an Bedeutung verliere, sei für ihn eine «Wohlstandserscheinung», wie er dem «Bund» berichtet. Auch er erkennt, dass das Bevölkerungswachstum zu einem starken Interessenkonflikt mit der Lebensmittelproduktion führe. Die Möglichkeit den Wohnraum zu verdichten, solle aber noch viel stärker genutzt werden, zeigt er sich überzeugt.

«Das ist und bleibt Kulturland»

Kompromissbereit zeigt sich die Burgergemeinde Bern. Auch deren Landflächen sind von einer möglichen Stadterweiterung betroffen. «Wir werden sicher Hand bieten, wenn die Stadt auf uns zukommt», sagt Burgergemeindepräsident Bruno Wild dem «Bund».

Konsequent gegen Überbauungen stellt sich dagegen die Gemeinde Ostermundigen. Auch deren Gemeindegrenze verlaufen durch Felder. Doch Ostermundigen wolle auf eigenem Land keine Überbauung, heisst es im Bericht. Die räumliche Entwicklungsstrategie werde konsequent verfolgt und diese sehe auf diesem Gebiet den Erhalt der Landwirtschaftszone vor. «Das ist und bleibt Kulturland», sagt Gemeindepräsident Thomas Iten (parteilos).

Kommentare (4)

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  • Verbundene Scholle | 14.03.2024
    Es macht mir allgemein Angst was die Gier veranstaltet. Wir sind einfach kein Einwanderungsland. Die haben einfach nicht erkannt, was unser höchstes Gut zum Leben ist. Uns hockt man auf wegen der Biodiversität. Für die anderen spielt dies keine Rolle. Ich bin ja gespannt, wie Sie die Bevölkerung noch ernähren wollen nur mit unserer Produktion. Die Hälfte wird sicher verhungern. Freut euch.
  • Burri | 13.03.2024
    Ja das ist Rot-Grüne Regierung, Kulturland vernichten, Bauen was das Zeug hält und den Bauern Vorschriften machen, dem sagt man; Umweltschutz auf höchstem Niveau. Für jedes Jahr 120 000 mehr zu ernähren, kann man ja von aller Welt die Nahrungsmittel einfliegen. Wie blöd die Menschheit doch sein kann!!!!
  • Louis Mauerhofer | 13.03.2024
    Toll, mehr Menschen, die Nahrung brauchen und noch weniger Fläche, die zur Nahrungsproduktion zur Verfügung steht. Wo soll das hinführen?! Sicher einfach mehr Lebensmittel importieren und dann in Krisen (siehe Corona) dann erschreckt da stehen, weil die Lieferanten nicht mehr exportieren wollen. Ich sehe es wie Stefan Baumann „Wohlstandserscheinung“, dass man vergisst, wie wichtig das Kulturland und die darauf angebauten Lebensmittel sind.
  • Alfred Gosteli | 13.03.2024
    Merci Thomas Iten für deine klare Aussage.
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