9000 Lebensmittel- und Trinkwasserproben hat der Kanton Bern im Jahr 2023 untersucht. Von den knapp 7000 inspizierten Lebensmittelbetrieben wurden 274 angezeigt, wie das Kantonale Laboratorium schreibt. Das waren fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Als Hauptgrund vermutet es den Fachkräftemangel.
10 Schliessungen angeordnet
Insgesamt analysierte die Berner Lebensmittelkontrolle fast 13'000 Proben, 9023 davon beurteilte sie lebensmittelrechtlich. 1437 Proben wurden beanstandet, weil sie unhygienisch, verdorben, gesundheitsgefährdend oder nicht korrekt gekennzeichnet waren.
In 206 inspizierten Betrieben wurden Mängel bei der Hygiene oder bei der Selbstkontrolle festgestellt, schreibt die Kontrollstelle in einer Mitteilung vom Donnerstag. Ebenso wies sie fehlende Kennzeichnungen, zu hohe Lagertemperaturen für vorgekochte Speisen oder unhygienisch zubereitete Lebensmittel nach.
Bei Beanstandungen wurde die Behebung der Mängel angeordnet, bei gravierenden Mängeln erfolgte zudem eine Strafanzeige. Dies geschah in 274 Fällen und somit fast doppelt so oft wie im Vorjahr. (2022: 140 Anzeigen). Zehn Betriebe wurden geschlossen (2022: zwei Schliessungen).
Pflanzliche Produkte unter der Lupe
Hülsenfrüchte, stark verarbeitete Fleisch-Imitate und Milchersatzprodukte auf Basis von Hafer oder Nüssen erfahren auch bei den Lebensmittelbetrieben einen Boom, schreibt der Kanton Bern. Dem stetig wachsenden Markt hat sich auch das Kantonale Laboratorium angenommen: Es hat über 130 pflanzenbasierte Fleisch-, Käse- und Milchalternativen, die im Schweizer Handel erhältlich sind, auf unerwünschte Substanzen geprüft – mit mehrheitlich erfreulichem Resultat.
Zuerst bei Hygiene gespart
Als Grund für die ausserordentlich hohe Zahl vermutete Kantonschemiker Otmar Deflorin den Fachkräftemangel. «Steht weniger Personal zur Verfügung, wird oftmals zuerst bei der Hygiene gespart. Darunter leidet nicht nur die vordergründige Sauberkeit eines Betriebs, sondern auch die mikrobiologische Beschaffenheit der Lebensmittel.»
Gleichzeitig stellt Deflorin fest, dass Anordnungen, die Mängel zu beheben, mehr als auch schon missachtet wurden. «Wenn die Betriebsverantwortlichen unserer Anordnung aber nicht Folge leisten, sehen wir uns gezwungen, eine Strafanzeige gegen sie einzuleiten», so Deflorin.
6900 Betriebe kontrolliert
Mit 6883 lag die Zahl der Betriebsinspektionen in Lebensmittelbetrieben (Restaurants, Käsereien, Bäckereien, Trinkwasserversorgungen und Landwirtschaftsbetriebe) im ähnlichen Rahmen wie im Vorjahr (2022: 7010).
Das Kantonale Laboratorium ist eine Amtsstelle der Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion und beschäftigt rund 70 Mitarbeitende. Es ist zuständig für die Kontrolle von Lebensmitteln und Lebensmittelbetrieben, von Gebrauchsgegenständen wie Geschirr, Kosmetika und Spielzeug sowie Bade- und Trinkwasser. Zudem überwacht es die Landwirtschafts-, Umweltschutz-, Chemikalien- und Strahlenschutzgesetzgebung mit gezielten Stichproben.